Noch nie habe ich auf der Straße Drogen gekauft. Wer in den 90ern an der niederländischen Grenze aufwuchs, hat das nicht nötig. Aber wenn man in der Nähe ist und n Blog schreibt der Drogenpolitik heißt, muss man zumindest mal vorbeischauen: Im Görlitzer Park, DEM Brennpunkt hitzig-bekiffter Debatten in den Leitmedien. Seit März ist das Schlachtfeld im Drogenkrieg also Null-Toleranz-Zone.
Schon auf der Treppe im U-Bahnhof werde ich von der Seite angepfiffen:
Weed-Weed macht es
Der Park ist so trostlos wie er es Vormittags im unterkühlten Berliner Frühling nur sein kann. Keine fröhlich picknickenden Touristen, keine stämmigen Rastas mit fetten Beats und Ganja-Nebelmaschine. Sie alle sind an einem besseren, wärmeren Ort (Bett?). Vereinzelt Anwohner, eine Oma schiebt hastig einen Kinderwagen vorbei, ein junges Pärchen auf einer Bank redet über deprimierende Dinge. Dazwischen jede Menge Jammergestalten, die aussehen als hätte man sie nach einem „Fährenunglück“ in Lampedusa wiederbelebt. Die betreiben alle sehr aufdringliches Marketing, um sich ein kleines Sück Würde in Form von Euro-Scheinen zu erarbeiten.

Görlitzer Park drogenfrei. Eine freie Fläche also mit Drogen…wir Erwachsenen können nur noch wenig Drogen nehmen: Wir erledigen Dinge gern Vormittags. Da aber schlafen alle guten Dealer.
Wer sich strafbar machte und etwas kaufte, würde zu normalem, durchschnittlichen Preis normale, keineswegs unterdurchschnittliche Ware erhalten. Bringt n Tabakbeutel oder Hosentaschen ohne Löcher mit, manche Verkäufer folgen dem neuen Bio-Trend Gemüse ohne Verpackung. Allein, es macht keinen Spaß dort zu kaufen an einem einsamen Vormittag.
Man fühlt sich süchtig und schäbig
Man möchte keine Drogen mehr. Man möchte sofort zu Herrn Ströbele laufen, ihn bitten, einen Platz zu finden für die armen Menschen. Eine leerstehende Schule, eine paar Feldbetten in seiner Kanzlei oder in der Heinrich-Böll-Stiftung vielleicht. Aber die Außenseiter lässt niemand herein. Selbst Arrestzellen der Polizei bleiben ihnen verschlossen in diesem kalten Land. Kann man eigentlich nur bekifft aushalten. AW
Interessante Kurz-Reportage. Hier noch Hintergrund-Informationen zum Thema:
https://juergenoetting.wordpress.com/
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Yup, so sieht’s mal aus. Gibt’s eigentlich n Fachwort für systematische Diskriminierung von Einkommensschichten?
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Ja, gibt es. Ich mag den Begriff zwar nicht sehr, weil es mir zu viele Ismen gibt, aber:
https://de.wikipedia.org/wiki/Klassismus
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Danke! Wieder was gelernt. Rassismus für Arme. Und wegen der ganzen Drogenpanik tuts keiner merken…
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