Saufen macht Sextaner-Blase

Alkohol manipuliert bekanntlich die Nervenzellen im Gehirn und verursacht mannigfaltige Effekte, die auch Fachleute nicht komplett verstehen. Gesichert ist jedoch eine verstärkende Wirkung auf Harndrang und Urinfluss. Wer Alkohol trinkt, muss mehr pinkeln. Hilft nix außer kein Alkohol trinken.

Konkret hemmt Alkohol die Ausschüttung des Hormons ADH. Das steht für Anti-Diuretisches Hormon, was sich als „Weniger-Pinkel-Hormon“ übersetzen ließe. ADH kommt aus der Hypophyse, auch Hirnanhangdrüse genannt, weil sie in der Mitte unseres Gehirns unten dran hängt. Das Hormon reguliert den Salzgehalt durch Verdünnung von Körperflüssigkeit, in dem es die Wasserausscheidung der Niere, also unsere Harnmenge, reduziert.

Der kapitalistische Körper trinkt Bier –  Wirkmechanismus von Hormonen

Das Gehirn verhält sich zum Körper wie die Geschäftsleitung zur Belegschaft eines größeren Betriebs. Vom Rest des Organismus abgeschottet durch Hirnhäute und Blut-Hirnschranke, beschäftigt es sich meist mit Optimierung seiner eigenen Lebensbedingungen. Natürlich muss es den Körper kommandieren. Dafür hat es zwei Wege: Anscheißer und Manager. Anscheißer (und gute Denunzianten Informanten Rückmelder) sind die Nervenfasern im Körper. Wie lange Peitschenschnüre winden sie sich zu jedem Muskel, jedem Organ. Kommt der Befehl „Bier“ kuschen blitzschnell mehr als 50 Muskeln, greifen zum Glas und führen’s zum Mund mit unerbittlicher Präzision eines Roboters in der Automobilfertigung.

Ein guter Betrieb braucht aber auch Manager. Diese Rolle spielen die Hormone, also flüssige Signalstoffe im Blut, die frei im Kreislauf zirkulieren. Diffus wie Gerüchte, Memos, Strategiepapiere geistern sie als unnahbare graue Herren durch die Gänge und verursachen durch kurzes Auftreten länger andauernde Hektik und Geschäftigkeit. Hormone können sehr effektive und schnelle Befehlsketten bilden. Die meisten davon haben mit Ernährung, Sexualität und Wachstum zu tun. Das System kann, wenn es nur will, da täusche man sich nicht. Das ADH, und die kleine Abteilung von Hirnzellen im Hypothalamus, die ADH produzieren, haben aber nur untergeordnete Funktion. Sie regulieren den Mineralgehalt im Körper. Ihre Wichtigkeit ist vergleichbar mit der Beschaffung von Salzstangen und Gummibärchen für Konferenzräume. Unsere Körperzellen nehmen ihre Salzstangen in flüssiger Form zu sich. Wenn nun irgendwer im Körper mault, die Plörre sei zu salzig, dann hat das ADH die ehrenvolle Aufgabe, die Harnproduktion der Nieren ein wenig zu drosseln. Ganz unten am Sammelrohr, kurz vorm Nierenbecken, dem körpereigenen Abflussrohr, verändert das Hormon die Wasserdurchlässigkeit. Aus dem fertig angerührten Urin zieht der Körper Wasser und verdünnt seine Ursuppe. Das ADH ist also eine Art Klofrau und Hausmeister im hormonellen Anzug. Da versteh ich gut, dass diese Gehirnzellen als erste Pause machen, wenn die Geschäftsleitung ein Bier spendiert. Soll doch die Blase heut Abend schneller vollaufen. AW

Die französische Luxus-Toilette

Die französische Luxus-Toilette „Hygienique Super Universal“ nimmt Ausscheidungen sämtlicher Körperöffnungen auf, mitunter auch gleichzeitig und erfüllt dabei höchste Hygiene-Standards. Mit den Schuhen auf den rutschfesten, schraffierten Trittflächen, berührt der hockende Gast sonst keine Oberfläche, auf die andere Menschen Ausscheidungen entleert haben. Gereinigt wird die Patent-Toilette, genau wie eine Banlieu, kurz und schmerzhaft mit dem Kärcher. Foto: Der Weiße Rabe

4 Gedanken zu “Saufen macht Sextaner-Blase

  1. Hallo Alice, das ist eine plausible Erklärung der inneren Vorgänge. Das sehe ich ähnlich:

    Eine Müllverbrennungsanlage ist auch eine Art Betrieb. Und Alkohol hat ja einen Brennwert, der dem Körper – je nach dem – an (oder zu)setzt.

    Das Management ist in einer Firma – sofern der Unternehmenseigentümer die Macht dazu hat, also den Laden kontrolliert – austauschbar. Problematisch wird es, wenn die Eigentümer die Kontrolle verlieren. Und das Management, weil es den kurzfristigen Verlockungen erliegt, das Unternehmen ruiniert.

    Die Frage ist, wo sind dann die Eigentümer? (Hoffentlich nicht raus gespült mit dem Harndrang. Oder gerade im ‚Urlaub’… 😉

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    • Lieber Lutz! Da machst du einige Fässer auf. Zureichend kann ich das nicht alles beantworten. Tatsächlich scheint das Gehirn mit Egoismus und Zuckersucht am ehesten einem Kleinkind vergleichbar. Und kann entsprechend Chaos und Zerstörung bewirken. Ob nun aber unser geschäftsführendes Hirn auch gleichzeitig Eigentümer ist, halte ich für eine hoch philosophische Frage, welche kaum in knapper Kommentarzeile zu erörtern ist…?

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  2. „Das Gehirn verhält sich zum Körper wie die Geschäftsleitung zur Belegschaft eines größeren Betriebs. Vom Rest des Organismus abgeschottet durch Hirnhäute und Blut-Hirnschranke, beschäftigt es sich meist mit Optimierung seiner eigenen Lebensbedingungen.“

    Wie geil. Überhaupt gute Definitionen.

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