Bong rauchen: Folgt der heiligen Flasche!

Viele kifften aus selbstgebauten Rauchgeräten. Am einfachsten ist ein Plastikflasche mit eingeschmolzenem Loch und einem Stück Gartenschlauch als Chillum. Ein Flansch oder kurzes Metallrohr, mit einem Siebchen versehen, taugt als Kopf. Aber ich finde Plastik als Pfeifenmaterial ziemlich ekelig. Auch Acryl-Bongs mag ich nicht. Ich vermute, die Konstruktion stammt aus Amerika und ist für pures Gras gedacht. Ich lebte aber nie in den USA und rauche mein Gras nicht pur, deshalb kann ich dazu nichts sagen.

Flasche

Bauchige Flaschen sind prima Rohmaterial, blickdichte Farbe verhindert häufigen Putzzwang. Abgebildet eine kleine Reisepfeife. Für den Hausgebrauch darf es gern voluminöser sein.

Gekaufte Bongs aus Glas dagegen sind durchdacht und hochwertig verarbeitet. Die können tatsächlich sehr gut schmecken, wenn man das Wasser oft wechselt und das Gerät regelmäßig gründlich reinigt. Also öfter als einmal pro Woche. Aber ein Glasgerät ist teuer und zerbrechlich. Zudem war zu meiner Schulzeit der nächste Headshop in Köln, eine gute Stunde mit dem Bus entfernt. Weil Busfahren nicht schön ist, leiht man aus dem Bus lieber einen Nothammer und baut sich selber eine schöne Pfeife aus einer Glasflasche. Die schmeckt mir besser. Ein Kickloch brauche ich nicht, ich hab‘ lieber einen kontinuierlichen Ziehwiderstand.

DerHammer

Mit so einem Glasmeissel, gesponsert vom ÖPNV, klöppeln gelehrige Schüler binnen 15 Minuten ein kreisrundes Loch in Glas.

Wir rauchten eigentlich von Anfang an Bong. Es wirkt heftiger. Und man kann seine Portion mit einem Zug aufnehmen und mehr oder minder diskret aus dem Fenster blasen. Inzwischen mach ich das nicht mehr. Die Dosis ist mir entschieden zu hoch. Man kann schnell viel rauchen, aber der Rausch steigert sich nicht wesentlich, wird nur dumpfer, klebriger und hartnäckiger. Am nächsten Morgen wache ich genauso breit auf, wie ich ins Bett gefallen bin, nur noch mehr zermatscht. So kann ich unmöglich arbeiten. Ich fang dann an, den Sinn der Unternehmung anzuzweifeln und will nur noch nach Hause. In diesem Zustand kann man eigentlich nur ein Guten-Morgen-Köpfchen rauchen. Besser zwei. Was eine vernünftige Strategie ist für passive Berieselung wie etwa Schulunterricht, wo es keine Eigeninitiative braucht. Tatsächlich hat mir die Bong ein vernünftiges Abitur ermöglicht. Entspanntes Sitzfleisch und Lethargie verhinderten den natürlichen Fluchtreflex, der nüchterne Menschen dem Unterricht fernbleiben lässt. Ich hab mir meine guten Noten ehrlich ersessen. Dafür lernte ich nicht viel vom richtigen Leben. Ich kann bloß lesen und Wasserpfeifen bauen.
Text: AW, Fotos: Bratislav Metulskie

12 Gedanken zu “Bong rauchen: Folgt der heiligen Flasche!

    • War vielleicht überspitzt formuliert, stimmt aber im Prinzip: Bin wegen kiffen wenig feiern gegangen und hab nicht geschwänzt. Wenn man dann als guter Schüler bekannt ist und in der Oberstufe keinen Streit anfängt, sondern friedlich-freundlich dem Unsinn lauscht, lassen die Lehrer einen in Ruhe und demütigen lieber die einschlägig bekannten Hänger und Protestierer. An der Uni klappt das dann leider nicht mehr so.

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      • Beneidenswert. Bei mir hat das Pfeiferauchen eher meine gottgegebene Antriebslosigkeit genährt, was in Schwänzen und Nichtstun gipfelte.

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      • Sag ich ja: Wenn Du fehlst, merken sie sich Deinen Namen und wenn Du dann wieder auftauchst, machen sie Dich extra fertig. Ich denke Schule hatte weniger mit Leistung&Klugheit als mit angepasstem Verhalten zu tun. Leistung erbrachten eher meine Eltern, die mich jeden morgen rausgetreten haben, obwohl sie selber lieber länger geschlafen hätten. Und wenn ich mit meiner Kifferei beneidenswertes Vorbild für Leute war, die nicht diese familiäre Unterstützung hatten, bin ich da überhaupt nicht stolz drauf. Muss halt heute sagen, ich hab wohl viel gekifft, weil ich zu feige für echten Protest war und trotzdem irgendwie cool sein wollte. Danke für diese Kommentare, freu mich immer, wenn mich wer zum nachdenken bringt. Wie geht’s Deinem Fernseh-Problem?

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      • Interessant dass du das ansprichst, denn meine Mutter ist ebenfalls jeden Morgen ne Stunde früher aufgestanden um mich raus zu treten. War trotzdem kein Hindernis, worauf ich auch nicht gerade stolz bin.

        Oh gut, danke der Nachfrage! Und danke auch für diesen Schubs in die richtige Richtung. Dass es mir ohne Glotze besser geht weiß ich schon länger, aber gerade in depressiven Phasen ist dieses Gerät die beste Ablenkung, um sich nicht mit sich selbst beschäftigen zu müssen. Seit deinem Kommentar läuft die Kiste nur noch Abends und das ist unglaublich befreiend. Danke!

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      • Und schon haben wir wieder ein Problem mit Drogen geklärt: Nicht die Drogen selbst sind schädlich, aber Verpeilt kann man leicht die wirklich schädlichen Einflüsse übersehen und/oder hinnehmen. Wo hast Du den Tag dann rumgebracht, nach dem Dich Deine Mutter rausgeschmissen hat? In der verführerischen Wasserpfeifen-WG, über die ich dringend nochmal n Artikel schreiben muss?

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      • Unterschiedlichst. Eine Wasserpfeifen-WG gabs da nicht, aber eine gute Freundin mit dem selben Hang zum Schwänzen wie ich. Oder ich hab mich ne Stunde am Busbahnhof rumgetrieben, bis meine Mutter arbeiten war und bin wieder heim gefahren *lach*

        Das mit der Bong-WG hat sich danach entwickelt, als ich mit einem Typen zusammenkam, bei dem ich so zweieinhalb Jahre gewohnt habe. Meine Ausbildung hab ich zwar gerade so hinbekommen, mir aber dafür eine kleine Angstpsychose angekifft, die ich mittlerweile gut im Griff hab…
        Das Ende vom Lied für mich: Kiffen macht in erster Linie mal Spaß, alle meine Freunde bis auf meinen Freund kiffen und ganz aufgeben werd ichs wohl nie, es gilt eben die goldene Mitte zu finden.

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    • Aus dem Artikel erschließt sich, daß wir als sparsame Selbstbauer keine Eiswürfelbongs hatten. Die unpraktischen Seiten erwähnt der Knabe ja auch in dem Video: Geht schnell kaputt. Und irgendwer muß die Eiswürfel regelmäßig nachlegen. Wir reden hier immerhin von Kiffern. Es ist wohl nachvollziehbar, daß diesen Kiffer gerne sieht, wer auf große weiße Jungs steht. Ich dagegen finde Menschen ansprechend, die grade so dunkel sind, daß sie keine Schminke zur Betonung irgendwelcher Kontraste benötigen. Und Feminin sollten sie sein. Ich glaube, wir könnten uns weiter unterhalten, wenn meine Frau mal wieder irgendwelche prominenten Ladyboys in ihren Gossip Magazinen findet. Bei Bedarf würde ich da an Dich denken.

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