Duftig einen im Tee – Dank Arabella

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Unversehens nahm mich Arabella auf ihre Liste für Bloggertee. Da erhalten virtuell befreundete Menschen von der eifrigen Gärtnerin zur Adventszeit richtig realen, selbstgesammelten Kräutertee. Der ist gut, bekömmlich und lecker. Zum Dank widme ich ihrem Tee den letzten Artikel des Jahres mit vielen Links zu Arabellas schönem Gartenblog. Das paßt auch richtig gut zu meinem themengebundenen Blog, denn das Wort Droge bedeutet ja ursprünglich zum Verzehr getrocknetes Pflanzenmaterial.

Dann wollte ich schon lange die Geschichte vom chinesischen Tee erzählen, der uns Europäer nüchtern machte und zur Welteroberung und Gründung von Risikokapitalgesellschaften befähigte. Und den ersten Drogenkrieg der Geschichte entfachte, weil England sein durch Tee verursachtes Außenhandelsdefizit mit Opiumverkauf ausglich. Allerdings handelt die Geschichte nur von besser gestellten Europäern, die vor dem Tee ausschließlich Bier tranken und Alkohol für den einzig wirksamen Infektionsschutz hielten. Aber nicht jeder konnte sich unbegrenzt Bier leisten und erst recht keine Ärzte, die teure Tinkturen verschrieben. Das einfache Volk wird schon immer die heimischen Kräuter zu Heilung und Genuss verkocht haben. Also erzähle ich ein andermal vom importierten Tee und widme mich heute der Kräutermischung.

Es handelt sich um einen sogenannten Haustee, eine Mischung für den täglichen Gebrauch, mit viel Brombeerblättern als Füllstoff und wenig Heilkräutern, der deshalb bedenkenlos täglich eingenommen werden kann. Denn auch Naturmedizin ist nicht immer sanft und sollte nicht ohne Not überdosiert sein. Aber hier habe ich ein richtig gutes Genußmittel von dem ich wirklich aufs angenehmste überrascht bin. Ich hatte so meine Vorurteile gegenüber Kräutertees. Die meisten sind einzeln aufgegossen nämlich ziemlich dünn, während in der Nase ein Aroma penetrant dominiert. Paradebeispiel sind Kamillenteebeutel, mit denen gern wehrlose, kranke Kinder gequält werden. Arabella aber hat die Kräuter fein aufeinander abgestimmt. Im Geschmack dominieren Minze und Kamille. Die anderen Kräuter runden den Tee ab, bilden ein unaufdringliches, grasiges Bett, das eigentlich nur ein gutes Mundgefühl vermittelt. Tatsächlich so, wie ich das von hochwertigen grünen oder weißen Tees kenne, heißes Wasser, das angenehm schmeckt. Eine Wirkung ist auch zu spüren, den Kreislauf beruhigend und den Verstand klärend. Der Kräutersud macht ein wenig nüchtern, aber nicht so kribbelig, wie koffeinhaltige Getränke.

Natürlich inhaliere ich die Mischung auch in meinem elektrischen Kräuterverdampfer. Da ist sie nicht sehr ergiebig, erst auf höchster Stufe, nominell 200° C, kommt etwas spürbarer Dampf. Der schmeckt hauptsächlich nach den vielen ätherischen Ölen der Minze. Auffallend ist eine samtig angenehme und beruhigende Wirkung im Rachen, wohltuend wie ein Hustenbonbon. Da lassen wohl nicht nur die Minzsorten, sondern auch das Lungenkraut Heilkräfte walten. Nach der dritten Ladung spürte ich sogar eine kurze, kleine Realitätsverschiebung, ähnlich wie bei Salvia Divinorum. Vielleicht helfen die Brombeerblätter wirklich, verborgenes zu sehen und Hexen zu entdecken. Es könnte auch der Hanf vom Vortag gewesen sein. Eine Rauschwirkung brachte die Inhalation nämlich nicht. Aber ich möchte mich schon nach der Wirkung einzelner Kräutern der Volksmedizin erkundigen. Zur Hustenbehandlung scheint mir der Vaporizer nämlich viel praktischer als das altertümlich Dampfbad mit Handtuch überm Kopf.

Drogisten

Abhängigkeit aus der Sicht ehrenamtlicher Helfer. Passend zur Weihnachtszeit ein beeindruckendes Zeugnis selbstloser Mitmenschlichkeit. Danke Dir Iris fürs Tun und Aufschreiben.

Durantis en blogue

Neben Gästen, Volontären und Urlaubern gibt es noch eine weitere Gruppe von Menschen, die ab und an unser Leben auf dem Hof teilt.
Für mich nenne ich sie Drogisten.

Das ist keineswegs despektierlich gemeint: „Drogist“ war während meines Studiums eine spaßhaft gedachte Bezeichnung für diejenigen von uns, die regelmäßig Drogen konsumierten, die „sich auskannten“.
Die Menschen, die die Drogenklinik in Alès zu uns vermittelt, kennen sich sehr viel besser aus, als gut für sie war und konsumieren wollen sie nie wieder.
Aber einen Namen brauchen sie. „Drogenabhängige“ geht mir quer, weil es den Menschen auf seine Abhängigkeit reduziert. „Drogenabhängiger Mensch“ ist zwar politisch korrekt aber ewigst umständlich und „Drogi“ kann ich erst recht nicht leiden: Nichts, aber auch gar nichts im Leben dieser Menschen scheint mir eine Verniedlichung zu rechtfertigen! „Drogist“ mag doof sein – für mich ist es neutral.
Und um diesen neutralen Standpunkt kämpfe ich zur Zeit…

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Sticke Uerige Altbier – Karma auf Rheinländisch

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Karma als moralisches Konzept ist für Christen schwer nachzuvollziehen, denn es handelt sich nicht um Belohnung oder Strafe und es bezieht sich nicht auf dieses Leben und nicht auf diese Persönlichkeit. Denn nur die nackte, egoistische Lebensgier wird wiedergeboren, und das ist keine Chance sondern bemitleidenswertes Schicksal, welches ein Mensch durch Verbesserung seines Karmas lediglich abmildern kann. Aber wir können uns ein nächstes Leben ohne unsere Persönlichkeit nicht vorstellen, halten es ferner nicht für erstrebenswert, unsere unsterbliche Seele in einem Nirwana aufzulösen und wir hängen sehr an diesem einen Leben. Weil aber Karma hübsch modisch klingt, wird der Begriff gerne unseren kulturellen Gepflogenheiten angepaßt. Für Rheinländer klingt das dann in etwa so: Verschenke uneigennützig aus gustatorischem Interesse zwei Flaschen Bier an einen anderen Blogger, zum Beispiel Tom aus Krefeld von proBierchen. Dann wirst du völlig unerwartet drei Flaschen zurückbekommen. Wenn du aber ein dünkelhafter Rheinländer bist, aufgewachsen an der Kölsch-Alt-Grenze und seit der Pubertät mit Kölsch und abfälligen Vorurteilen gegen Altbier gefüttert, dann wird in dieser himmlischen Sendung gewiß ein Altbier dabei sein. Und es wird göttlich schmecken und du wirst nicht umhinkönnen, es zu preisen.
Das Sticke Uerige aus der Düsseldorfer Altstadt ist nämlich total leckeres, bemerkenswert individuelles Gebräu. Normalerweise unterscheiden sich Kölsch und Alt praktisch gar nicht, sind das selbe in braun beziehungsweise gelb. Eine dünne Plörre mit wenig Kohlensäure und noch weniger Geschmack, Schaum gibt es nur, wenn das Partyfässchen mal wieder von Betrunkenen transportiert wurde. Wenn’s aber mal läuft, eignet es sich gut um Minderjährige an Alkohol zu gewöhnen und ist  auch für verkaterte Erwachsene schon am Vormittag zum Mettbrötchenfrühstück empfehlenswert bekömmlich. Das Sticke Uerige nun ist das Gegenteil von dünnem Wasser. Die sechs Prozent Alkohol schmeckt man nicht direkt, sie geben dem Aroma aber Volumen. Da breitet sich eine würzige, pfeffrige Schärfe aus. Durch das Etikett beeinflusst vermute ich hinter diesem Geschmack den Röst- und Karamellmalz. Wie von deutschem Qualitätsbier gewohnt sind für den Laien keine charakteristischen Einzelgeschmäcker zu unterscheiden, nur ein runder, voller Geschmack. Es gibt keine Süße und auch keine Raucharomen, obwohl die Kernigkeit an der Zungespitze beides erwarten ließe. Die Würzigkeit entspricht eher einem gelungenen Schinken, der ja auch nach gutem Schinken und nicht nach Rauch schmecken soll. Wenn ich es mit einem Bier vergleichen soll, dann schmeckt es am ehesten wie ein IPA ohne Aromahopfen, nur mit vollmundiger Basis und geschmacksneutraler Bitterkeit. Der Abgang ist dann wieder typisch rheinisch süffig. Das ganze Vergnügen kommt dazu in einer hübschen Bügelflasche mit ungewöhnlich schlankem Hals und erfreut schon vor dem Eingießen das Auge. Die englische Aufschrift „German Lager“ verrät, daß es für den Export hergestellt wurde. Vielleicht, neben meiner kölschtrunkenen Borniertheit, ein Grund, warum ich bisher noch nichts von der Existenz des Sticke wußte. Aber zum Glück bin ich nun um ein tolles Getränk klüger, dank tatkräftiger Unterstützung vom Niederrhein.