Kräuterkunde intim – Gleitcreme mit Cannabis

Wenn man sich traut, auch mal jenseits des Standards zwischen Quinoasmoothie und Drogeriehaul zu bloggen, hat man den Vorteil, dass man auch mal nach Meinungen zu nicht standardisierten Dingen gefragt wird. Zauberkapseln und Hexensalbe zum Beispiel. Unschuldig kamen die kleinen Kapseln daher, weniger unschuldig die Salbe, die mir schon beim Öffnen des Deckels mit einem Duftgemisch die Sinne vernebelte, das mich einerseits stark an meinen Lieblingskokosschokoriegel und andererseits an das erinnerte, was ich in einem kleinen Döschen im Todesschrank meiner Einbauküche gleich neben dem Doppeldildo aufbewahre und am liebsten in exklusiver Gesellschaft meiner Lieblingsmenschen zum Freitagabend inhaliere. In den Kapseln befand sich das gleiche vielversprechend duftende Gemisch. Nur eben für die innere Anwendung. Einem Testbericht aus den Tasten des Herrn Wunder entnahm ich, dass diese kleinen feinen Dingerchen einen ganzen Tag gute Laune versprechen.

Die Dosis machts – oder auch nicht

Ich gebe zu, ich gehöre zu den vorsichtigen Menschlein in solchen Dingen. Nicht aus einem Misstrauen heraus, aber etwas, dessen Wirkung ich nicht abschätzen kann, teste ich lieber in geschützter Umgebung. Das könnte an meinem Lehrerberuf liegen. Zumindest sekundär. Denn der ernährt mich nun mal und das nicht allzu schlecht. Und auch wenn die Aussicht auf einen ganzen Tag guter Laune gerade im Hinblick auf einen bevorstehenden Wandertag mit Kevin und Chantal aus Absurdistan oder gar einem Elternabend oder Ausflug mit dem Kollegen äußerst vielversprechend anmutet, entschied ich mich gegen ein Selbstexperiment im beruflichen Setting. Und wenn an den Nachmittagen der Sommerferien einskommazwei Millionen fremde Kinder den Garten der Müllermansion überrennen und ins Poolwasser schwitzen, wäre ne ganze Hand voll solcher Kapseln vermutlich das Mittel der Wahl. Allerdings erinnere ich mich gerne an das letzte Verschmelzen meines Körpers samt Geist mit den Polstern meines Terrassensofas nach Vaporisator-Gebrauch. In diesem Zustand ein fremdes Kloppskind aus den Federn eines Trampolins befreien, erscheint mir selbst mit einigem Abstand als unlösbare Aufgabe.

Frieden in der Kapsel

Nun besuchte ich kürzlich mit meinen Lieblingsmenschen und Geschlechtspartnern, wie Sarah es liebevoll nennt, den Leipziger CSD und verbrachte den anschließenden Sonntag entspannt im Kanal- und Seendurchwirkten Umland. Ich muss sagen, ich habe die Wirkungen der kleinen Freudenbringer überschätzt. Sicherlich bewirkten beide Tage schon auf ganz natürliche Weise bei uns allen vieren gute Laune und ein äußerst entspanntes Gefühl, wie viel davon jedoch auf die Einnahme der Kapseln bzw auf den urlaubsartigen Gesamtzustand ohne Kinder zurückzuführen war, lässt sich nicht sagen. Einzigen Ansatzpunkt bietet die Tatsache, dass Sarahs Aggressionspotential deutlich herabgesetzt erschien. Anders kann ich mir das Überleben des scheinbar stark alkoholisierten jungen Mannes, der ihr in der Fußgängerzone versehentlich Schnaps in die Sandale geschüttet hat, nicht erklären. Und auch ihr, wenn auch bemüht, deeskalierendes Verhalten gegenüber einem frechen Barkeeper, der uns als Heterofrauen augenscheinlich in einer Traube schwuler Männer mit Getränkewünschen an seinem Tresen einfach ignorierte, erscheint mir auffällig.

Es geht zu Sache

Deutlich mehr überzeugte das kokosfettige Geschmiere im unschuldigen Apothekendöschen. Allein der Duft hat auf mich aphrodisierende Wirkung. Irgendwie wie ein geiles Grasbounty. Doppelter Genuss im Töpfchen. Doppelt ist da irgendwie auch gleich das Stichwort. Jedenfalls prädestinieren Duft, Geschmack, Konsistenz und die sowohl hautpflegende als auch entspannende Wirkung das Zeug als hervorragendes Gleitmittel. Aufpassen sollte man nur, dass das beste Stück nicht allzu viel davon abbekommt (was gar nicht so einfach ist, wie man sich vorstellen kann, wenn man einmal im Gras-Bounty-Rausch ist und Lippen, Hände und Muschis riechen und schmecken wie nach einer jamaikanischen Ayurvedabehandlung). Sonst – Obacht – ist bei den Herren der Schöpfung für ein Weilchen die Entspannung ein wenig zu „entspannt“. Ob neben unseren Geschlechtsteilen auch die Hirne nennenswert berauscht waren, lässt sich ebenfalls objektiv noch nicht beurteilen. Die Tatsache allerdings, dass ich nach einem Mann-Frau-Mann-Dreier, den Sarah sich aus Sicht eines Pornoregisseurs von einem Stuhl vor dem Bett aus anschaute, irgendwie an Spanferkel denken musste (ihr wisst schon, hinten und vorne aufgespießt, dreht es sich so lustig um die eigene Achse… das mit dem Drehen haben wir allerdings nicht versucht) und wir im Anschluss nur aus Durst (und weil kein Leitungswasser im Haus war) binnen zehn Minuten zu viert eine Flasche Apfelkorn leerten, lässt darauf schließen. Die Testreihe ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Nächstes Mal hab ich die Regie und nehm Sarah vorher die Poppers weg.

Bekiffte Ameisen auf alter Sandale

Anm. d. Red.: Es ist uns gelungen, für einen themenübergreifenden Testbericht die atemberaubende Frau Müller zu gewinnen. Die Suche nach dem passenden Adjektiv hat jetzt aber ein wenig gedauert. Denn normalerweise ist ja in Mediensprech „bezaubernd“ die gängige Bezeichnung, wenn es um nette, guttaussehende Frauen geht, die das geschätzte Publikum an ihrer Sexualität teilhaben lassen. Bezaubernd sind aber in der Regel eher niedliche Backfischlein mit hübschen Rehaugen und anderen Attributen. Hier schreibt aber eine erfahrene, selbstbewusste Frau von ihren Erlebnissen mit ihren Vertrauten beim gemeinsamen, heiteren Spiel mit einem als Gleitgel angewandten Kräuterextrakt. Der Artikel ist eine leicht eingekürzte und veränderte Version des Originals, welches zuerst hier auf Cannabis-Rausch.de erschien. Die Änderungen wurden ziemlich willkürlich von der Redaktion der drogenpolitik vorgenommen. Und zwar nicht, weil irgendetwas an der Sprache auszusetzen wäre, sondern weil Google uns Blogger hasst, wenn wir wortwörtlich voneinander abschreiben. Vor allem, wenn es dabei um Artikel von und mit und über Lehrer geht. Deshalb sauge ich mir auch so eine verquaste Anmerkung aus den Fingern.
Die Verwendeten Präparate wurden nach dem Rezept von Do-Ya-Own hergestellt, von dem wir mal ein Paket geschenkt gekriegt haben. Die Drogenpolitik hat es überzeugt, Frau Müller scheint auch recht angetan.

Hängenbleiben auf LSD

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Im folgenden ein stark gekürzter Auszug aus:
LSD-Trip in die Ewigkeit – Gedanken eines Hängengebliebenen von Crys Talix.
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(das sind keine Affiliate-Links, die drogenpolitik verdient nichts an Euren Käufen und es ist uns egal, ob Ihr über unsere Links kauft oder selber danach googelt)

Damals legte ich in meinem Kopf den Grundstein für ein Leben am Rande des Wahnsinns

Man kann wohl nicht einfach in der Jugend unendlich viele psychedelische Reisen unternehmen und später dann ein normales Leben führen. Das funktioniert gut, wenn man in Maßen konsumiert und achtsam mit sich ist. Dieses ganze Leben ging erstaunlich lange gut. Aber klar, ich war jung und da kann man schon einiges aushalten. Nach so vielen Monaten des Exzesses kommt aber irgendwie auch die Erkenntnis, dass man genug davon hat, dass die Nerven überbelastet sind. Ich hatte unzählige Male Pilze, Ecstasy und LSD genommen, die Nächte durchgemacht, ständig dazu gekifft. Und ich war immer eine treibende Kraft, habe die anderen Freunde dazu animiert, auch was zu nehmen und auf das Normalsein zu pfeifen. Ich habe beeindruckende Sachen erlebt und mich in komplett anderen Sphären aufgehalten. Ich habe immer weiter versucht, mich in das Universum hineinzudenken und mir auf Pilzen stundenlang den Kopf zerbrochen, wie das Leben denn nun funktioniert. Ich habe täglich mehr als 25 Köpfe (Portionen) Haschisch geraucht und dazu noch Zigaretten und habe kaum noch gegessen – und wenn, dann nur ungesundes Zeug. Ich habe nachts aus dem Fenster gewinkt, da ich vermutete, dort sei die Polizei und beobachtet mich. Oft war ich auf Partys, die mehrere Tage gingen, und während man feierte, wurde es plötzlich dunkel. Das bemerkte man zwar, jedoch war einem gar nicht klar, welcher Tag nun war, wie lange man schon auf der Party war oder das wie vielte Mal es jetzt dunkel wurde. Es wurde dunkel, das war klar, aber man konnte es nicht zuordnen. Und irgendwann wurde es wieder hell – das war sinnbildlich dafür, wie sehr ich aus dem normalen Rhythmus des Lebens ausgestiegen war. Ich hatte den Kompass verloren, die Richtung war nicht mehr klar. So wie ich auf den Partys nicht kapierte, warum es jetzt dunkel wurde und welcher Tag nun gerade anbricht oder endet, so konnte ich in meinem Kopf nicht mehr deuten, was ich eigentlich fühlte. Von außen kamen die besorgten Mitmenschen, aus meinem Blut kamen die künstlichen Glücksgefühle in mein Gehirn und mein Denken hatte ich über die Jahre so stark in eine psychedelische Richtung gelenkt, dass der Crash kommen musste. Und er kam – mit voller Wucht.
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Therapie?

Ein Schock für mich, aber es war der einzige Weg, mein psychedelisches Leben wieder in die Gesellschaft einzufügen. Am nächsten Morgen, bereits um 9 Uhr begab ich mich in die Sprechstunde zu meinem Hausarzt: „Sie schaffen dass, ich bin mir da ganz sicher bei Ihnen!“, sagte er. Der Arzt leitete die nötigen Schritte ein, um für mich einen Therapieplatz zu bekommen.
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Ich fiel in eine Art LSD-Halbschlaf und merkte, wie sich der Trip fest in meine Denkweise einbrannte. Ich hatte keine Schmerzen oder dergleichen, aber ich spürte, dass etwas nicht normal ablief, wie ich es in den unzähligen anderen Trips erlebt hatte. Alle meine Freundschaften, meine gehobene Position, all das sollte ich hinter mir lassen und einen Neustart machen. Ich war ehrlich gesagt überfordert mit der Situation. Und dann war da aber noch das Glücksgefühl, das zwar durch das Kiffen unterdrückt wurde, aber ich spürte, dass irgendwas in meinem Gehirn vor sich ging, etwas Mächtiges wollte nach oben. Dass es der Trip war, der mit aller Kraft und voller Wucht dauerhaftmein zukünftiges Leben bestimmen würde, konnte ich damals nicht ahnen.
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Ich fühlte mich zu gut, viel zu gut

Langsam verlor ich den Bezug zur Realität. Ich war mir sicher, dass alle Ärzte und Leiter der Klinik auf Kokain waren. In diesen Tagen war ein Fest direkt vor der Klinik und eine Band spielte den Song „Cocaine“ von Eric Clapton . Mir wurde klar, dass wir hier in Frankfurt waren und dies ein Drogenzentrum war. Ich dachte, dass die ganze Situation in der Klinik und überhaupt auf der Welt für mich gemacht wäre. Alle Leute, die ich dort traf, waren nur wegen mir hier. Viele, verschiedene Leute, die alle nur  hier waren, um mich auszubilden zu einem Superheiler. Ich war mir sicher, dass ich bald von der Klinikleitung aufgenommen würde, um als Psychologe in der Klinik zu arbeiten. Ich würde dann natürlich eingeweiht werden in den Kreis der Klinikleitung und dürfte auch täglich auf Kokain arbeiten, wie alle anderen Therapeuten. Eine Mitpatientin hielt ich für meine zukünftige Ehefrau. Ich lief voller Euphorie durch die Klinik, habe durch lange Gespräche mit anderen Patienten immer gedacht, ich könnte andere Leute heilen.
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Ich kann aus heutiger Sicht diese psychosenahen Gedanken noch nachfühlen, es ist aber fast unmöglich, sie einem normal denkenden Menschen zu vermitteln. Ich bin mir aber immer noch sicher, dass ich in diesen Momenten einen kleinen Einblick in göttliche Sphären bekommen habe.
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Ich hatte einige Besprechungen mit verschiedenen Ärzten und wurde ständig ermutigt, meinen Drogenkonsum zuzugeben, dabei hatte ich nichts genommen. Mir wurde später klar, dass der letzte Trip, den ich genommen hatte, hier wieder mit voller Wucht zurück in mein Bewusstsein kam. Ich hatte ja bereits sofort am Tag nach dem Trip dieses Glücksgefühl, das immer stärker wurde. Heute weiß ich, dass ich auf diesem Trip hängengeblieben bin, der mein Abschied aus dem Drogenleben hätte sein sollen. Es waren zu diesem Zeitpunkt etwa fünf Wochen vergangen, seit ich den Trip genommen hatte.
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„Die Interaktion zum jungen, stets freundlichen, jedoch eher passiv und meist wenig emotional berührt erscheinenden Patienten war insbesondere geprägt durch das Auftreten unerwarteter und bizarrer Geschehnisse im Behandlungsverlauf, die bis zuletzt auch für uns nicht klar einzuordnen waren.“ „Innerhalb von zwei Wochen schien sein Stimmungszustand nicht mehr nur subeuphorisch, sondern ins präpsychotische gehend. Innere Anspannung sowie einer Art Wahnstimmung mit Ich-Störungen (dass etwas vorgehe um ihn; er sich verändert fühle), bizarre Denkinhalte und ansatzweise Größenideen (dass sich nun alles füge, er Klarheit über alles habe, auch wisse, was in anderen Mitpatienten vorgehe, und er das gelungene Experiment seiner Eltern darstelle).Daraufhin erfolgte ein erstes psychiatrisches Konsilium beim Leitenden Arzt und eine Medikation wurde verabreicht. Nachdem es bereits am Folgetag zu einer deutlichen Stabilisierung und Distanzierung des Patienten vom psychotischen Erleben gekommen war, entstand unsererseits der Verdacht auf Substanzkonsum, obwohl sämtliche Screenings negativ waren.“ „Nach dem vom Patienten gewünschten Absetzen der bislang verabreichten Medikation kam es zur Stimmungsverschlechterung, wobei er panikartige Zustände beschrieb, insbesondere die Befürchtung‚ psychotisch‘ zu werden. Er schilderte ständig neue Befürchtungen: auf Drogen hängengeblieben zu sein; einen Hirnschaden zu haben; seine Hirnstrukturen durch LSD verätzt zu haben. Damit einhergehend beklagte er weitere Antriebs- und Hoffnungslosigkeit bis hin zu Suizidgedanken, da eh alles zu spät sei; er nicht mehr lebensfähig sei. Interpersoneller Kontakt und Realitätsbezug waren jedoch stets gut herstellbar und er zeigte sich absprachefähig.“
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Von einer psychedelischen Lebensweise oder Einblicken in das Leben, die man durch Halluzinogene bekommen kann, wusste in der Klinik natürlich niemand etwas. Keiner konnte nachvollziehen, welche tiefen spirituellen Einblicke ich in das Leben und seine Vorgänge bekommen habe. Die Ärzte konnten nichts von dem nachempfinden. Sie nannten das „narzisstisch gefärbte inhaltliche Denkstörungen“, ich nannte es „tiefe Einblicke in das Universum“. Wer hatte Recht?
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Ich war nun 21 Jahre alt, lebte vorübergehend bei meiner Mutter und versuchte irgendwie klarzukommen

Ich schaute viel fern, ging spazieren, wirklich depressiv war ich nicht mehr. Der Trip war noch da, aber er beruhigte sich, ich beruhigte mich auch. Ich habe dann aber ein ganzes Jahr abwarten müssen, bis ich mich wieder einigermaßen normal fühlte.
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Meine Mutter machte Druck, mir eine Arbeitsstelle zu suchen. Ich schrieb einige Bewerbungen und fand einen Job direkt vor meiner Haustür. In diesem Dorf kannte jeder jeden und so wurde ich in einer kleinen Metallfabrik als Hilfsarbeiter eingestellt. 4,5 Stunden arbeitete ich jeden Morgen, obwohl ich immer noch total auf dem LSD-Trip war. Ich hatte Probleme, den Erklärungen meines Meisters zu folgen, musste Dinge oft zweimal nachfragen und es fiel mir auch nicht leicht, mit den anderen Arbeitern der Fabrik Kontakt aufzunehmen.
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Ein Meister, der schon älter war und mit seinem Bruder die Firma leitete, kam zu Beginn zu meinem Arbeitsplatz und fragte, was ich so genommen hätte. Ich meinte, dass ich viel gekifft und ab und zu Ecstasy und Kokain und Ähnliches genommen habe. Er schaute mich entgeistert an und meinte: „Häsch du gschprizet?“ (Hast dugespritzt?), und machte eine Bewegung mit der Hand, als ob er sich eine Spritze in den Arm stechen würde. Ich sagte:„Nein, nein, das nicht.“, und er rief: „Ah okay, häsch nu kifft oder?“. Ich sagte: „Ja“.
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Auf Verlangen meiner Mutter besuchte ich eine Ärztin, die meinte, sie würde mir ansehen und anmerken, noch psychotisch zu sein, und das Zyprexa auf 20 mg erhöhte. Nach einigen Wochen sagte sie mir, sie wolle mich auf ein neues Medikament einstellen, das aktivierend wirken und trotzdem meine psychotischen Anteile unter Kontrolle halten würde: Abilify.
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„Mit diesem Medikament kann ich mein Leben wieder in den Griff bekommen.“

dachte ich. Nach genau zweieinhalb Wochen war ich abends in einem Biergarten mit einer Freundin verabredet. Ich saß in meinem Zimmer am Computer, als plötzlich in meinem Kopf ein Schalter umgelegt wurde, der den ganzen Trip und alle Ängste, Verzweiflung, Paranoia von der einen auf die andere Sekunde explodieren ließ! Ich lief durch das Haus meiner Mutter und konnte nicht fassen, wie drauf ich plötzlich war. Ich nahm eine Beruhigungspille, die jedoch nichts half.
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Nach vier endlos erscheinenden Monaten des Wartens wurde ich 2009 in eine Klinik in der Nähe von Karlsruhe aufgenommen. Ich verbrachte wieder vier Monate in der Klinik, wo es mir von Tag zu Tag besser ging. Was nun aber anstand, war eine genaue Diagnose meiner Erkrankung. Die Oberärztin war sich sicher, dass ich an einer Schizophrenie litt. Die Psychologin sah dafür keine Anzeichen. Allgemein wurde mir gesagt, dass ich wie ein ganz normaler junger Mann wirke, aber ich natürlich schon große Probleme hätte. Ab dem Moment, als ich von dem Höhenflug runtergekommen war, waren mein Intellekt und mein Wesen bzw. ein bestimmter Teil von mir von allem unberührt, ich wirkte immer noch wie ein ganz normaler junger Mann. Auf den ersten Blick.
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Ich bekam die Diagnose „undifferenzierte Schizophrenie“ und „soziale Phobie“. Diesen zweiten Klinikbericht habe ich am Ende des Buchs komplett veröffentlicht. Die Ärzte schreiben in diesem Bericht nur wenig über LSD oder das Hängenbleiben, da sie sich damit nicht auskennen und alles nur durch ihnen bekannte Störungen und Symptome erklären wollen und die Diagnose ja auch anhand ihrer Bücher stellen müssen.
Ich litt in dieser Zeit noch unter starken Reizüberflutungszuständen und es ging wirklich nur sehr langsam aufwärts, aber ich hab mich Schritt für Schritt wieder ins Leben zurückgekämpft. Ich habe in monatelanger Abdosierug fast alle Medikamente abgesetzt und dadurch ging es mir auch besser. Was ich ganz wichtig finde: Wer eine Konsumzeit hinter sich hat und eventuell mit leichten oder auch schwereren Folgen zu kämpfen hat, der darf niemals den Fehler machen und die Konsumzeit verfluchen oder das Feiern als Fehler seines Lebens bezeichnen. Denn dadurch lehnt man etwas ab, was Teil des eigenen Daseins geworden ist und kommt so in einen Konflikt mit sich selbst. Der Trip ist zu meinem Freund geworden, ich habe mich mit ihm versöhnt, habe mich mit ihm verbündet. Was anderes blieb mir gar nicht übrig. Es hat aber Jahre gedauert, bis ich das erkannt habe.

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Alle Bilder in diesem Artikel sind Fotografien der Werke von Tobias Keller, Acryl auf Leinwand. Die Originale sind vom Künstler zu erwerben, Kontakt über seine Facebookseite. Tobias Keller hat sonst nichts mit der Geschichte von Crys Talix zu tun, die Zusammenstellung der Bilder erfolgte durch die Redaktion von meinedrogenpolitik.

Anmerkungen der Redaktion: Mehr als nur ein paar Wochen liegt dieser Text in meiner elektrischen Schublade. Ich habe ihn nach dem ersten Lesen lange nicht mehr angesehen, aber immer wieder darüber nachgedacht.
Die Form ist ungewöhnlich, der Autor nennt es Buch, ich würde es jetzt nicht als Buch bezeichnen. Das meine ich aber auf keinen Fall abwertend, es liegt nicht an der Qualität des Textes. Der liest sich sehr flüssig und interessant, da gibt es nichts Auszusetzen. Ich empfinde es irgendwie als Rohtext, ein Art Ereignisprotokoll, die selbstgeschriebene Krankengeschichte eines jungen Mannes, der sich einen ordentlichen psychischen Schaden zugezogen hat durch zwei Jahre intensiven Gebrauch psychedelischer Drogen. Wie diese Krankheit genau heißt, ist unklar. Crys Talix hat keine übereinstimmende Diagnose bekommen. Er selbst kann das Problem ziemlich genau definieren, er hat einfach zehn Jahre auf seinem letzten LSD-Trip verbracht. Crys Talix ist also hängengeblieben, wie man zu sagen pflegt. Dies Unklarheit, das Nichtpassen in die gängigen Diagnoseschemen, ist eines der Themen des Textes.
Es klingt wie eine Leidensgeschichte, das ist sie auch, aber die Faszination schwingt mit. Crys Talix ist immer noch „drauf“ bereut nicht, genießt nicht, sondern lebt damit. Der ungefilterte Gedankenfluss ist ihm Selbstverständlich, er musste lernen, diesen Zustand zu akzeptieren, wie wir das Wetter hinnehmen, manchmal freudig, manchmal frustriert.

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Wochenendausflug zur dunklen Seite mit Stechapfel

Eigentlich wollte ich hier ja keine Tripberichte, also Gedächtnisprotokolle von akuten Rauschzuständen, veröffentlichen. Nun landete in der Redaktion aber mal wieder eine ganz besondere Skurrilität, die ich dem geneigten Publikum nicht vorenthalten möchte. Und zwar die Beschreibung eines Scopolamin-Trips aus erster Hand, inklusive präziser Anleitung zum Beschaffen und Zubereiten der Droge, daß man gar nicht anders kann, als das auf gar keinen Fall zu Hause selber nachzumachen. Denn Scopolamin ist der Hauptwirkstoff unser beliebte, heimisch Hexenkräuter aus dem Nachtschattenreich, Stechapfel, Tollkirsche, Engelstrompete, Bilsenkräuter.

Die haben nun die Eigenschaft, neben dem Hervorrufen unangenehm alptraumhafter Visionen, in deren Zusammenhang die Literatur auch immer den heiteren Karikaturisten Hieronymus Bosch erwähnt, mit diesem ihrem Wirkstoff äußerst unvorhersehbar zu sein. Mal ist nix drin und dann wieder dreimal zuviel. Was unangenehm wäre, weil es dann blind und tot macht.

Aus diesen Nöten hilft dem abenteuerlustigen Medikamententester aber glücklicherweise das moderne Gesundheitswesen in Gestalt freundlicher Apotheker. Für wenig Geld und ohne jedes ärztliche Rezept ist dort nämlich, gegen Magenkrämpfe, das Medikament Buscopan erhältlich. Die WHO schätzt das sogar für die Menschheit als unentbehrlich ein. Wahrscheinlich wegen seiner beruhigenden Wirkung für Darmspiegelungen, ich weiß es nicht genau, denn Darmspiegelungen sind ähnlich beliebt wie mittelalterliche Höllenvisionen. Medikamente und Drogen sind ja nun oft ein und dasselbe. Und tatsächlich besteht Buscopan aus Butylscopolaminbromid, also dem Scopolamin der Stechäpfel, welches wegen eines zusätzlichen Bromions nicht mehr durch die Blut-Hirnschranke kann. Und wenn das Brom jemand dran gemacht hat, dann kann es der neugierige Patient natürlich leicht wieder abmontieren und erhält einen erstklassigen Stechapfelrausch.

So geschehen im folgenden Bericht, welcher durchaus Gemeinsamkeiten mit anderen Nachtschatten-Erzählungen aufweist, hier konkret Zigaretten und Leute, die nicht da sind, in sehr beklemmender Atmosphäre. Achtet bitte auch auf das kleine Mädchen im Badezimmer.

Eine kleine Trip-Geschichte

Das Experiment machte ich ungefähr Mitte Dezember, ich habe die Substanz mit einem ehemaligen Freund konsumiert, zu diesem Zweck waren wir mit weiteren Freunden bei einem von ihnen zu Hause, insgesamt waren wir 6 Personen.
Ich habe konzentriertes Scopolamin zu mir genommen, also kein Pflanzenbestandteilen, weder Stechapfel noch Engelstrompete, sondern deren Hauptwirkstoff.

Wir nahmen das Medikament Buscopan und zermöserten 3 Tabletten (1 1/2 pro Person) und stellten das Pulver vermengt mit Öl in den Ofen.
Bei 144 Grad Celsius wird das Medikament thermoinstabil und spalten sich auf in Scopolamin und Brom.
Wie sich im Nachhinein herausstellte, wurde mir fast der gesamte Wirkstoff untergemischt, wie viel genau jedoch weiß ich nicht.
Dazu kam noch, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon 2-3 Tage wach war.

Nach etwa 20-30 Minuten nach der Einnahme spürte ich die erste Wirkung, ein starkes drücken auf dem Kopf, ähnlich wie bei Pilzen, jedoch weitaus lästiger.
Dazu kam das Gefühl von Müdigkeit und Schwindel.
Ich entschloss mich also, mich hinzulegen und einfach zu schlafen, daher begab ich mich in den ersten Stock des Hauses und legte mich hin.
Hier beginnt ein ca. 10stündiger Filmriss, in dieser Zeit habe wohl ich den Inhalt meiner Hose und die Hose selbst im gesamten Haus verteilt und bin scheinbar ständig hoch und runter gerannt.
Die nächste Erinnerung ist, wie ich mein Handy halte und es in meiner Hand zerfällt. An dem Tisch im Wohnzimmer waren Leute, die mir unbekannt waren, sie schauten böse auf einen Freund, der auf dem Boden lag, jedoch antwortete keiner und ich traute mich nicht, sie anzusprechen. Also rauchte ich statt dessen Lieber eine Zigarette, ich drehte mir eine und zündete sie an. Es befanden sich jedoch weder Tabak, noch Zigaretten in meinen Händen.

Ab diesem Zeitpunkt fehlt erneut die Erinnerung.

Vielleicht ein oder zwei Stunden später Suche ich meine Hose, etwa 3 Stunden lang, aber finde sie nicht.

Lücke

Ich höre meine Oma und rufe nach ihr. Wir sind immer noch bei dem Bekannten.

Lücke

Meine Freunde sind wach und helfen mir meine Sachen zu finden. Auf der Toilette ist schon die ganze Nacht ein Mädchen, etwa so groß wie das Waschbecken und hält die Hände vor ihr Gesicht.

Lücke

Ich sitze wieder auf der Couch und bin immer noch benommen, der Beginn des Trips liegt zu diesem Zeitpunkt vielleicht 15 Stunden zurück.
Gegen Nachmittag des Folgetags entschließe ich mich nach Hause zu fahren, ich verlaufe mich jedoch auf dem geraden Weg und vergesse meine Tasche, also gehe ich suchend zurück.
Meine Freunde begleiten mich diesmal und verlassen später meine Bahn.
Etwa eine Station später steigen sie wieder ein und wir quatschen, bis ich realisiere, dass ich Musik höre und das alles nicht real ist.
Zuhause angekommen war ich immer noch benommen, also legte ich mich schlafen.
Nächster Tag, ich muss zur Schule doch habe immer noch Probleme mit dem Lesen und schiebe Optiks.
Gegen 12 Uhr hat die Wirkung dann komplett nachgelassen und ich merke wie müde ich bin.

Insgesamt ging der trip von Samstag Ca 23:00 bis Montag 11/12 Uhr.
Die Halluzinationen schienen Sinn zu ergeben und waren nicht von der Realität zu unterscheiden.
Ich war von außen nicht zu erreichen, habe große Erinnerungslücken und rate jedem davon ab, es selbst zu probieren!

zweite böse Frucht

Pflanzliches Scopolamin kann man zum Beispiel in den Stechäpfeln finden, die vor dem Amtsgericht in Moabit wachsen.

MESKALIN – Kurzurlaub auf Gottes Standpunkt

Mitteilen möchte ich, was mir letzte Freitag widerfahren ist, denn Du gehörst zu den wenigen, die das verstehen können. Ich bin keiner, der sich immer gut ausdrücken kann, vielleicht klingt manches seltsam. Ich ging durch ein psychedelisches Erlebnis voll Liebe und voll Schrecken. Normalerweise erlebe ich einfach einen Ego-Tod, erreiche einen Seelenzustand, den ich ‚Hyperraum‘ nenne. Aber ich bleibe doch immer Teil innerhalb von Gottes Schöpfung. Aber dieses mal ging ich direkt in Gottes purem Wesen auf. Meine eigene Existenz endete und ich lebte tausend andere Leben, jedes so real, wie das meinige jetzt. Freudvolle und erbärmliche Leben. Ich sah Millionen Existenzen unter einem einzelnen Fingerstreich Gottes zugrunde gehen, während ich gleichzeitig anderen Leben schenkte. Es kümmerte mich nicht, wie ich all ihre Schmerzen spürte, denn das war, wie es sein sollte und immer sein soll. Ich kehrte zurück in mein Leben mit der Perspektive des Schöpfergottes und erkannte meine totale Nutzlosigkeit der eigenen Person und es dauerte eine Weile, bis ich merkte, daß mir alle diese Erkenntnisse in einem einzigen Augenblick gewahr wurden, als ob mein Leben innehielte. Nun erlebte ich mein Leben wieder und wieder, Geburt, Leben, Tod. Immer wieder aufs neue. Und in diesen unzählig vielen Leben erlebte ich diesen Moment der Erkenntnis unzählige Male. Mit oft erschreckendem Ausgang. Oft tötete ich mich selber, genauso oft endete ich in einer Nervenheilanstalt, weil ich den Weg zurück nicht mehr fand, dann wurde ich wieder Gott und inkarnierte als Gott zurück in meine eigene Existenz. Während ich Gott war schwebte ich davon, weit weg und alles überschauend. Dann nahm ich die Schöpfung, drehte und wendete die Dinge, schichtete die Zeiten um und legte sie wieder übereinander, betrachtete die Entwicklung der Dinge. Aber jetzt begann das furchtbarste. Ich entschwebte noch viel weiter weg und sah mich selbst als Gott. Ich wollte aber aus der Singularität und der Unbequemlichkeit der Unendlichkeit, dem Punkt und einer Art Symmetrieachse fliehen, denn all dies bot keinen Raum zum Ruhen, dabei erschuf ich immer mehr fraktale Spiralen, die sich überlappten und auseinander und ineinander wuchsen, während ich mich selbst in einem Raum bewegte, der keiner war. Die Flucht zurück in mein jetziges Leben gelang, ich erschuf alles, einfach, um mich abzulenken. Ich lag im Bett und wusste nicht, wer ich war. Ich erlebt viele Tage und Nächte in wenigen Augenblicken, denn ich erlebte sie nicht, sondern ich erschuf sie. Das war sehr anstrengend, denn die kleinste meiner Bewegungen veränderte das ganze Universum. Ich verfügte über Millionen verschiedener Arten, die Realität zu erfahren. Auf dem mühevollen Weg zurück musste ich mich zusammenraffen und neu formen, um wieder zu meinem richtigen Selbst zu gelangen. Mir wurde die Frage gestellt, ob ich dieses Wissen behalten wolle und bereit wäre, den hohen Preis dafür zu zahlen. Die Erfahrung dauerte 14 Stunden, davon war ich mindestens vier Stunden vollkommen losgelöst von allem. Es war zutiefst erschütternd, man sollte mit sich und seiner Umwelt absolut im Reinen sein, wenn man das überstehen will. Jetzt ist Sonntag und ich kämpfe immer noch dagegen an, nicht aufs neue in diesen Zustand zu verfallen, wo ich Gott so nahe bin.

Diesen Reisebericht überließ uns Daniil zur Veröffentlicheung, wofür wir uns ganz herzlich bedanken. Daniil ist ein ethnobotanisch interessierter Berufsreisender, den wir in einer Reisegruppe bei facebook trafen. Das hier verwendete Transportmittel, Meskalin, ist ja die mythische Traumdroge schlechthin. Spätestens, seit Jim Morrison die Pforten der Wahrnehmung durchschritten hat und sein Musikensemble nach eben dieser Pforte benannte. Wer sich über die wirklich einleuchtende Begründung für die Schöpfung näher informieren will, der lese in der Monadologie von Leibniz über die Einsamkeit der Gottesmonade. Das ist nichts als die Wahrheit, Leibniz hatte echt Ahnung davon, sonst hätte er ja nicht die ganzen Wissenschaftspreise erfinden können. Wer weitere Fragen an Daniil hat, kann ihn über die Redaktion der Drogenpolitik kontaktieren. Wer sich für meskalinhaltigen Tee interessiert, der studiere das fotografische Kochrezept, ebenfalls von Daniil:

 

Stamm

Das Mittel der Wahl war ein Stück San Pedro-Kaktus, Echinopsis pachanoi, vier Feuerzeuglängen scheinen völlig ausreichend zu sein.

Stücke im Topf

Die Kaktusstücke bringe man in ausreichend Wasser zum Kochen…

Grüne Soße

…und lasse das Gebräu auf kleinster Flamme 12 Stunden lang zu einem dicken, grünen Sud einkochen.

Prost

Durch ein Sieb gestrichen kommt ein feiner Smoothie heraus, der allerdings dem Vernehmen nach allen geschmacklichen Gepflogenheiten diametral zuwider läuft. Wohl bekomms.

Geschmack wie im Coffeeshop – Hanfblüten richtig veredeln

Da wir alles mögen, was süchtig macht und sinnlos Zeit vertrödelt, treibt sich die drogenpolitische Redaktion natürlich auch mit Begeisterung in den sozialen Netzwerken herum. Das meiste da ist ja eher seichte Unterhaltung und kommt mit weniger Buchstaben aus, als ein amerikanischer Präsident für offizielle Statements verschwendet. Manchmal stolpert man aber auch über echte Perlen, wie diesen äußerst ausführlichen Artikel über das Veredeln von Hanfblüten. Da wurde mir richtig warm ums Herz. Denn auch ich habe ja früher ein wenig gegärtnert. Natürlich war das immer das allerbeste Kraut der Welt und sowieso war mein Engagement mindestens so wichtig wie wenn Mahatma Gandhi Salz gewinnt, um die Steuerbehörde zu ärgern. Mein Gewächs wirkte phantastisch, aber hat immer kratzig und arg nach Chlorophyll geschmeckt. Ich versuchte zwar, das zu verbessern, aber sehr halbherzig und mit zu geringen Mengen. Insofern freut es mich, daß der nette Mensch mit Namen Cannabis Tipps&Tricks, hier erklärt, wie es richtig geht:

Geschmack wie im Coffeshop: So trocknet ihr richtig!

Die Trichome sind braun, die Blätter verfärben sich gelblich: Die Pflanze ist erntereif. Bei der Verarbeitung aber gibt es mehrere Methoden, die zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen: Bereits der „Trim“, also das entfernen der Blüten-Blätter, kann riesige Unterschiede machen…

Frisch schneiden/Wet-Trim:

Die wohl häufigste Methode in Deutschland. Die Pflanze wird in einzelne Äste zerteilt und die überstehenden Blätter komplett von den Blüten entfernt, daß sofort die typische „Bud-Form“ entsteht. Nun werden die Äste kopfüber zum Trocknen aufgehängt, am besten in einem Pappkarton. Nach 7-14 Tagen (je nach Größe) sollten die Blüten durchgetrocknet sein, der Stengel im inneren der Bud sollte, mit wenig Widerstand, glatt durchbrechen ohne an einzelnen Fasern zusammenzuhalten.

Vorteil:
Das Schimmelrisiko ist minimal. Auch für ungeduldige Gärtner ist diese Methode definitiv zu empfehlen.

Nachteil:
Beim Wet Trim wird eigentlich nur Wasser entzogen, jedoch kein kratzendes Chlorophyll abgebaut. Die Buds sind nicht „ausgehärtet“, auch die Farbe verändert sich kaum. Den Geruch verlieren die Buds durch die frische Luft auch größtenteils, beim Grinden kann es sein, daß nur ein grünes Pulver entsteht. Qualitativ ist das also leider die unterste Stufe des Trocknens, in einem Coffeshop wird solches Gras nie angeboten…

Trocken beschneiden und Aushärten/Dry-Trim + Curing:

15400291_105322243296472_3380309983953573618_nIm Gegensatz zum Wet-Trim werden hier nur die größten, unverharzten Blätter entfernt. Auch sollte die Pflanze in möglichst großen Stücken trocknen und nicht in ihre Äste zerteilt werden. Auch hier wird die Pflanze kopfüber in einen Pappkarton gehängt. Da im Stamm, in den großen Ästen und den Blättern auch Wasser enthalten ist, dauert das Trocknen jedoch viel länger. Das Ziel: Wir wollen den Enzymen und Bakterien in der Bud möglichst viel Wasser zur Verfügung stellen, OHNE das die Bud dabei schimmelt. Durch die umgebenden Blätter wird außerdem Geschmack und Geruch besser konserviert.
Nun wird es etwas kompliziert:
Sobald die Pflanzen so trocken sind, dass die an den Buds anliegenden Blätter vertrocknet sind, werden die Buds aus dem Pappkarton entnommen, von den Ästen entfernt und in luftdichte Gefäße (Plastikbox,Marmeladenglas o.Ä) verpackt. Dazu legen wir einfach ein kleines Hygrometer um die Luftfeuchtigkeit zu überwachen. ACHTUNG: Mindestens ein Drittel des Inhaltes sollte leer sein, sonst steigt das Schimmelrisiko!

Nun beginnt das Curing
Innerlich sind die Buds zwar noch sehr nass, im äußeren Bereich aber sehr trocken: Das wollen wir jetzt ausgleichen. Nach 1 bis maximal 2 Tagen im geschlossenen Behälter sollte die Luftfeuchtigkeit bei ca. 80% liegen. Jetzt ist es Zeit, das erste Mal auszulüften(Sonst schimmelts!). Ihr lasst die Box also so lange offen (mitunter einige Tage), bis die äußeren Blätter wieder genauso trocken sind wie vor einigen Tagen. Sobald das so weit ist, Deckel drauf und wieder 1-2 paar Tage abwarten, bis die Feuchtigkeit wieder regelmäßig verteilt ist. Diesen Vorgang wiederholt ihr noch einige Male. Bei jedem Durchgang sollte die Luftfeuchtigkeit in dem Gefäß um ungefähr 5-10% abnehmen. Wenn die Luftfeuchtigkeit sich bei ungefähr 60% einpendelt (und dort auch einige Tage bei geschlossener Box bleibt), kommt die Zeit des großen Wartens: 2-3 Wochen sollte man den Buds mindestens geben: In dieser Zeit bauen Bakterien und Enzyme mithilfe des verbliebenen Wassers das Chlorophyll ab, das Produkt wird „sanfter“ und angenehmer zu rauchen.
Überwacht zwichendurch immer mal die Luftfeuchtigkeit in der Box. Die Box wird außerdem jede Woche einmal geöffnet um frischen Sauerstoff an das Produkt zu bringen. Nach der dritten Woche könnt ihr wieder beginnen den Deckel abzunehmen und die Feuchtigkeit langsam (und damit gleichmäßig!) zu senken. ABER: Wirkliche Top-Qualität darf auch gerne mal mehrere Monate rumliegen…Je länger die Blüten liegen, desto härter werden diese. Spätestens im Grinder erkennt ihr aber wieder die „wahre Größe“.

15355558_105323249963038_8397765492393248657_nWelche Rest-Feuchte euer Produkt haben soll ist tatsächlich euch überlassen und hängt auch oft von der Sorte ab (Ich persönlich mag 30-40%). Ich empfehle euch die kleinen Blätter vor dem Rauchen abzuschneiden oder einfach mit den Fingern abzukrümmeln, je nachdem wie trocken euer Produkt ist. Die Blätter könnt ihr dann separat weiterverarbeiten bzw. veredeln.

Falls noch Fragen offen sind, einfach ab in die Kommentare damit! Falls ihr Tipps oder Tricks für euren Garten braucht, schreibt mir doch einfach eine PN!
(Teilen und Liken bleibt nach wie vor legal! )


Text und Bilder von Cannabis Tipps&Tricks, auf der drogenpolitik veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Um auf die Autorenseite zu kommen, muß man ein Facebook-Profil haben. 

Das Lob der Lehrerin – Liebster Award von Frau Müller

(Anmerkung der Redaktion: Dieser ungewöhnlich lange Artikel gliedert sich in zwei Teile. Die ersten 672 Wörter sind editorischer Natur, sie enthalten Danksagungen, Lobhudeleien und meine Nominierungen. Danach folgt das Kapitel, wo die Redaktion Frau Müllers Award-Fragen beantwortet. Info zum bequemeren Lesen für Leser, die das eine oder andere gar nicht interessiert.)

Hurra! Die drogenpolitik hat sich wieder einen Liebster-Award erbloggt. Über welchen wir uns ganz besonders freuen. Den Preis erhalten haben wir aus dem Blogspot-Universum von der faszinierenden Frau Müller. Frau Müller ist eine kluge und gutaussehende Lehrererin, die auf den Fotos, die sie von sich Postet, genauso aussieht wie ihr Logo, ein gezeichnetes Portrait mit Schmollmund und Sonnenbrille. Darüber hinaus schreibt sie sehr lesenswerten Unsinn, wie wir das bei der Drogenpolitk schätzen. Und zwar aus ihrem Alltag als Lehrerin. Das Rezept, ein Cooler Lehrer trifft auf grenzdebile Schüler, reicht ja locker für drei Kinofilme. Gute Texte auf dieser Basis scheinen in diesem Land aber immer noch etwas besonderes zu sein. Denn es gibt wohl nur sehr wenig coole Lehrer wie Frau Müller. Und falls doch, bloggen die nicht oder gehen dabei zu Respektvoll mit ihren Schülern um. Außerdem bloggt Frau Müller noch über ihre … wohlgeordneten Beziehungsverhältnisse. Für einen Gesamtüberblick sollte man auch ihre Facebook-Seite abonnieren. Da stehen Bonmots und Anekdoten, denen Frau Müller wohl keinen eigenen Blogartikel widmen wollte, die aber trotzdem lustig sind. Frau Müllers Nominierung kommt ohne lästiges Bild, ohne besondere Regeln und die drogenpolitik ist Mitglied eines besonders exklusiven Kreises von nur zwei Nominierten.

So verfahre ich bei der Weitergabe auch unkonventionell und nominiere hier nur zwei gerngelesene Blogs:

Hopfenmädchen

Schlingsite – Forschungsreisen

Auch überlasse ich es den Nominierten, wie sie mit diesem Preis weiter umgehen. Ich stelle ihnen nämlich überhaupt keine Fragen. Denn ich glaube, alles was Autoren zu ihrem Werk oder zu ihrer Person nicht freiwillig veröffentlichen, hat mich nicht zu interessieren. Darüber hinaus interessiert es mich auch wirklich nicht. In Bezug auf meinen Medienkonsum habe ich da wohl leicht autistische Züge. Ich lasse mich in Geschichten fallen und vergesse die Menschen dahinter. Ich habe ernsthaft Schwierigkeiten, auch berühmte Schauspieler in verschiedenen Filmen wiederzuerkennen. Sie müssen schon extrem markante, starre Gesichter haben, wie etwa Arnold Schwarzenegger. Und auch bei dem muß ich zweimal hinschauen, wenn er kein charakteristisches Maschinengewehr in der Hand hält.  Entweder, ein Text – oder Film – gefällt mir, dann ist es gut so oder es gefällt mir nicht, dann höre ich auf, ihn zu konsumieren. Mir gefallen:

Das Hopfenmädchen schreibt über Bier und präsentiert sich mit der perfekten Mischung aus Humor, Ernsthaftigkeit und Sachverstand als die ideale Person, mit der man gern ein oder zwei oder drei gute Biere trinken geht. Mehr will ich von ihr gar nicht wissen. Sehr neugierig bin ich allerdings auf das in ihrem Blog angekündigte Heimbrauprojekt. Deshalb habe ich einen Wunsch an sie:
Liebes Hopfenmädchen! Wenn Du Deinen ersten köstlichen Gerstensaft selbst hergestellt hast, fasse doch bitte die einzelnen Schritte dahin in einem übersichtlichen Artikel zusammen, daß ich den dann auf der drogenpolitik rebloggen kann. Oder schreib den exklusiv für mich, mit ungefähr folgenden Titel: Wie ein fauler Kiffer beim Sofakissenplattsitzen sein eigenes Spitzenbier reifen lassen kann. Da würde sich die drogenpolitische Redaktion unglaublich freuen.

Schlingsite Forschungsreisen ist ein etwas kryptischer Blog, bei dem sich Nachfragen von selbst verbieten. Man muß das einfach lesen. Die Texte schwojen frei irgendwo in einem Limbus zwischen politischer Satire und ernsthaften Lebensbetrachtungen. Es gibt verschiedene Protagonisten, Frauen und Männer, von deren Leben ein auktorialer Erzähler berichtet. Da gibt es das Personal der virtuellen Partei und immer wieder Jürgen. Durch die intimen Kenntnisse von Jürgens Taxifahrerdasein drängt sich der Verdacht auf, Schlingsite sei ein erfolgreich promovierter Geisteswissenschaftler. Wir wissen, daß wir nichts wissen. Ganz herzlich möchte ich mich vor allem bedanken, weil Schlingsite nicht nur alle meine Artikel liked, sondern sie alle tatsächlich zu lesen scheint. Wie man bei Schlingsite mit diesem Award umgeht, überlasse ich der freigeistigen Kreativität.

Nun aber ans Eingemachte, alle Fragen versuchte ich so ehrlich wie möglich zu beantworten, ohne dabei zuviel von meiner Privatheit preiszugeben:

Frau Müller fragte, Bernadette Botox antwortet für Alice Wunder

1. Warum hast du angefangen zu bloggen?

Ablenkung bei einem Naturwissenschaftsprojekt, das dann kläglich im Sande verlaufen ist. Verarbeitung traumatischer Erlebnisse in einer Print-Redaktion.

2. Wo möchtest du mit deinem Blog hin? Hast du Ziele? Welchen Stellenwert hat dein Blog für dich?

Mindestens einmal die Woche einen Artikel raushauen. Und mit dem Döschen Eßhanf irgendwas sinnvolles anstellen und davon schreiben. Einen Mezcal-Test schreiben und den zusammen mit einer Buchbesprechung in einen Artikel packen. Das liegt schon seit Beginn des Blogs im Entwürfestapel, ist aber auf einem guten Weg. Ein Schluck Mezcal steht seit Samstag im Schnapsschrank.

3. Was würdest du gerne besser machen als Blogger? Gibt es etwas worum du andere Blogger beneidest?

Bessere, authentischere Reportagen, beruhend auf Selbsttests vieler interessanter Substanzen. Ich beneide Frau Müller um ihre … wohlgeordneten Beziehungsverhältnisse.

4. Du musst dich entscheiden: Essen oder Sex? Auf was würdest du eher für den Rest deines Lebens verzichten?

Sex. Essen ist wichtiger. Abgesehen davon, daß man ohne Essen nicht mehr sehr lange Sex machen kann, sollte man mit niemandem ins Bett, mit dem man nicht auch genußvoll Essen kann.

5. Fürs Gucken und Mögen welcher TV-Serie/Show oder welchen Films schämst du dich (ein bisschen)?

Sponge Bob. Nee, da schäm ich mich eigentlich gar nicht für.

6.  Beschreibe deine Schulzeit mit höchstens 10 Worten.

Immer gute Noten ohne Arbeit, ab der 10. bekifft. Lehrerkind.

7.  Hattest du einen Lieblingslehrer (Frau Müller steht NICHT zur Wahl ;-))? Wenn ja, warum war er/sie dein Favorit?

Nein. Ein Deutschlehrer sagte mir mal in der 11. oder 12. auf den Kopf zu, ich sei ein fauler Hund und würde es an der Uni schwer haben. Der war völlig fassungslos, als ich bei ner blöden Barockgedichtbesprechung – so Gryphius oder so – ne Eins aus dem Handgelenk geschüttelt hab, nur weil ich am Vortag zufällig anhand genau diesen Gedichtes das Schema F im Kopf durchgespielt hatte. Da hat der mich wohl näher beobachtet. Diese Art Aufmerksamkeit hat mich schon ein wenig beeindruckt. Da war ich aber schon nicht mehr erreichbar und hatte mir, dank NRW-Wahlsystem, mein Einserabi schon fertig gebastelt.

8.  Was war dein Lieblings- und dein Hassfach? Warum?

Geschichte hat mir Spaß gemacht. Orchestermusik konnte man einfließen lassen. Und Sport habe ich nicht mehr gehasst, seit wir in der Oberstufe kiffen gehen konnten, und für Nichtstören der Engagierten ne Drei kriegten.

9.  Was würden deine Lehrer über deinen heutigen Werdegang sagen?

Schwierig, vor allem weil ich nach abgeschlossenem Geisteswissenschaftsstudium noch nicht mal eine feste Stelle als Taxifahrer habe. Manche wären vielleicht froh, daß ich nicht den bürgerlichen Karriereweg gegangen bin. Aber es fällt mir wirklich schwer, diese Frage zu beantworten, weil neun von zehn meiner Lehrer uralt waren und – ohne ihre Leistung herabzuwürdigen – beim Thema Zukunft und Werdegang scheinbar nur noch die eigene Pensionierung im Kopf hatten.

10.  Dreieck: Eltern – Schule – Kind. Du bist das Kind. Wie stand es mit den Verbindungen in deiner Schulzeit? Waren deine Eltern zu Gast auf jedem Elternabend? Vielleicht sogar Elternsprecher. Zu wem haben deine Lehrer gehalten: zu dir oder zum Lehrer? Wie ging es dir damit?

Lehrerkind. Meine Lehrerinmutter, damals schon lange Hausfrau, hat in der Grundschule mal eine Lehrerin weggemobbt. Dank guter Noten gab es sonst keine Einmischung. Freimachen, wenn der Stundenplan sich nicht in den Familienalltag einfügen will, war hochwillkommen.

11.Klassiker „Endzeit-Szenario“: Du gehörst zu 1000 Menschen, die nach dem Weltuntergang eine neue Zivilisation auf einem entfernten Planeten gründen dürfen. Weil du so genial bist, wirst du in ein Gremium berufen, dass die neue Verfassung für diese Welt erarbeitet. Welche Vorschläge würdest du einbringen?

Ich les grad mal wieder den Machiavelli. Demnach gibt es immer drei verschiedene Schichten. In einem guten Staat müssen deren Interessen ausgeglichen sein. Das monarchische Element, wir würden wohl heute sagen, die Exekutive, darf nicht erblich sein. Am besten muß man die Konkurrenz der herrschenden Familien für ein geschicktes Wahlsystem ausnutzen. Da hilft wohl keine Revolution und erst recht keine Apokalypse gegen, die Adelsfamilien wird es immer geben und es werden immer die selben bleiben. Diese Adeligen – also die Besitzenden, heute wären das die Wirtschaftsbosse und Großaktionäre – müssen ihren Ehrgeiz zum Wohle des Staates ausleben können. Und das arbeitende Volk will in erster Linie in Ruhe gelassen werden. Ideal wäre demnach eine Art rheinischer Karnevalsmonarchie. Der König muß regelmäßig große Feiern und Paraden organisieren, wo der Adel sich entsprechend seiner Hochwohlgeborenheit bejubeln lassen kann. Der Adel muß dabei der Jubelmenge genug Schnaps spendieren und das alles so einrichten, daß vom arbeitenden Volk keiner wegen irgendwelcher Straßensperren abends nicht rechtzeitig zur Sportschau nach Hause kommt. Dann läuft es Rund im Staat.

Bernadette Botox Portrait

Unsere geschätzte Redaktionsassistentin, Bernadette Botox, hat sich heute extra aufgebretzelt, damit sie der bezaubernden Frau Müller wenigstens ein wenig das Wasser reichen kann. Wir haben allerdings nur stilles Wasser in der Redaktion. Wer lieber was mit Kohlensäure will, muß Bier trinken.

Reinheitsverbot – Montags in der Brauerei

Liebe Leser der Drogenpolitik!
Vielleicht kennt mich der eine oder andere noch, Bernadette Botox, die emsige Redaktionsassistentin der Drogenpolitik. Heute darf und muss ich als Autorin zu Euch sprechen. Ihr werdet keine Geschichte aus meiner Feder lesen, die würden Euch auch langweilen, denn sie handeln überhaupt nicht von Drogen. Meinen guten Namen präsentiere ich hier der Öffentlichkeit zum Schutz unserer Quelle. Denn eine brisante Enthüllungsgeschichte aus dem Milieu organisierter Drogenhändler wurde uns zugespielt. Mehrmals traf ich persönlich im Internet einen jungen Mann, der per ausbeuterischem Vollzeitarbeitsvertrag an eine professionelle Drogenküche gefesselt ist. Seine traumatischen Erlebnisse in der Horrorbrauerei verarbeitete er im folgenden Szenenspiel. Da er Repressionen zu fürchten hat, müssen wir seinen wirklichen Namen und seine Tarnadressen in Moskau und Hong Kong streng geheim halten.
Eure Bernadette Botox

Im Gärkeller
Es ist Montag. Der Lehrling geht bei Arbeitsbeginn zum Braumeister und wird von ihm in den Gär- und Lagerkeller geschickt. Dieser ist nur dem Namen nach ein „Keller“, denn irgendwie heißt so gut wie jeder Arbeitsbereich in einer Brauerei Irgendwas mit „Keller“. Dieser „Keller“ befindet sich im ersten Stock.

Lehrling (L) : „Morgen.“
Geselle (G) : „Aha.“ Pause. „Das Beste hast du schon verpasst. Aber spindel erst einmal das Bier von gestern.“
L: „Ok.“
Spindeln bedeutet den momentanen Vergärungsgrad eines Bieres zu ermitteln.
G: „Und?“
L: „Öhm.“
G: „Lass mal sehen. Scheiße, der ist viel zu niedrig. Da haben die im Sudhaus wieder geschludert. Die Temperatur und die Hefe haben gepasst…“
L: „Haben die zu wenig Wasser dazugeben?“
G: „Eher zu viel. Hier im Sud-Plan steht aber 13,7 Prozent. Das kann aber gar nicht sein. Die haben bestimmt bloß wieder irgendwas reingeschrieben und nach GEFÜHL gebraut.“
L: „Super. Und jetzt?“
G: „Wie jetzt? Nix. Kann ich auch nichts machen.“
L: „Aber Endvergärungsgrad war doch Alkoholgehalt und so. Und wenn der nicht stimmt…“
G: „Ich schreibe dass dann schon so dass es passt.“
L: „Bekommen wir dann nicht Probleme mit dem Zoll?“
G: „Kommt der mir mit dem Zoll. Das merkt keine alte Sau. PASST SCHON.“
L: „Die berühmten letzten Worte.“
G: „Ich glaube das Bier hier drüben müssen wir spunden. Das heißt auf Druck setzen… Obwohl… Ich weiß nicht… Weißt du, entweder haben wir zu wenig CO2 im Bier, oder der Alkohol-Gehalt ist nicht richtig… Was machen wir?“
L: „Ja keine Ahnung.“
G: „Ach, ich schreibe das schon irgendwie richtig… Setz den Tank auf Druck, das halbe Prozent Alk hin oder her… .“

Das Telefon klingelt.

Geselle: „Ja. Jetzt? Okay.“ Er legt den Hörer auf und sieht den Lehrling an: „Weißt du was SÄUERN ist?“
L: „Mit Säure putzen?“
G: „Weit gefehlt. SÄUERN bedeutet, dass wir Säure in die Hefe schütten.“
Lehrling, ungläubig: „Du verarscht mich…“
G: „Nee, nee, das ist gut für die Hefe. Hefe hat ja eher die Konsistenz von Joghurt. Wir brauchen sie aber ein wenig flüssiger, damit die ordentlich angärt. Deswegen senken wir den PH-Wert mit der Säure. Außerdem bringen wir noch fremde Bakterien und so um. Geh mal da zu dem Kanister, da ist Schwefelsäure drin.“
L: „Jetzt hör aber auf! Wir können doch keine Schwefelsäure in die Hefe schütten! Die kommt doch später ins Bier!“
G: „98 Prozentige Säure um genau zu sein. 100 Milliliter auf einen Hektorliter. Immer zwei Stunden bevor sie in den Sud kommt. Das macht gar nichts, im Gegenteil. Das hilft. Da kommen dann ja knapp 200 Hektoliter Jungbier dazu. Das merkt keine alte Sau.“
L: „Und das Reinheitsgebot?“
G: „Scheiß auf das Reinheitsgebot… Und wenn wir gerade bei dem Thema sind: Das Bier in dem Gärtank da drüben hat auch zu wenig C02, da setze ich jetzt CO2 aus dem Flüssig-Kohlendioxid-Tank drauf, damit es mehr aufnimmt. Darf man auch nicht. Eigentlich darf nur eigenes CO2 vom Bier verwendet werden.“
L: „Machen nur wir so einen Unsinn?“
G: „Das machen ALLE. Woher nehmen wenn nicht stehlen?“

Sie machen ihre Arbeit: Schütten Schwefelsäure in die Hefe. Die pumpen sie zwei Stunden später in den Bier-Sud. Fertig.

G: „So. Bei dem Tank da drüben lassen wir die Peressigsäure drin. Ich meine, die dünne Filmschicht im Tank. Wir spülen diesmal kein Wasser nach. Und dann lassen wir das Bier rein.“
L: „Müssen wir nicht dafür unterschreiben und Proben davon nehmen, wenn wir ein Lebensmittel in einen Tank lassen? Fliegt das nicht auf?“
G: „Müssten wir. Und die Proben fake ich, wofür gibt es denn einen Wassertank? Da nehme ich die Proben raus und schreibe das so, als wäre das aus dem Tank den ich mit Wasser hätte ausspülen sollen. Wenn die Schwefelsäure schon nichts macht, dann macht die Peressigsäure auch nichts. Hauptsache der Tank ist sauber.“
L: „Aha.“

Der Meister kommt rein, sagt: „Oh weh. Das dunkle Bier können wir nicht verwenden. Da ist was schief gegangen.“
G: „Soll ich eins machen?“
M: „Bleibt uns wohl nichts anderes übrig. Nimmst einen Kanister.“
G: „Einen großen oder einen kleinen?“
M: „Mir egal.“

Meister ab.

L: „Wie jetzt? Wie macht man denn dunkles Bier mit nem Kanister?“
G: „Da in dem Kanister ist Farbebier. Das schütten wir jetzt oben in den Lagertrank. Siehst du, so ganz dunkles, öliges Zeug ist das.“
L: „Was ist das?“
G: „Gute Frage. Ich glaube sowas wie Bieröl. Auf jeden Fall schütten wir das jetzt ins helle Bier, schon haben wir ein dunkles.“
L: „Und das klappt?“
G: „Sicher.“

Sie schütten Farbe ins Bier.

Danach steht der Geselle wie ein Gott über seinem gefärbten Bier und sagt: „Weißt du, ich arbeite schon seit 20 Jahren in diesem Beruf. Aber weggeschüttet haben wir noch nie ein Bier. Das dunkle Bier das dem Chef nicht passt, wird schon auch noch seine Verwendung finden. Ganz sicher.
So. Gehst mal rüber in den Filterkeller. Ich geh mal eine smoken.“

Im Filterkeller
Im Filterkeller steht ein großer Schichtenfilter mit angeschlossenem EK-Filter. Der Geselle dort ist unglücklich und hält ein Glas mit Bier gegen das Licht: „Ach…“
L: „Was ist denn los?“
G: „Da ist zu viel Sauerstoff im Bier. Und das ist schlecht. Geschmacklich und wegen der Haltbarkeit und so…“
L: „Was sollten wir denn haben?“
G: „Unter 0,1 Prozent. Wir haben aber 0,34 Prozent…. Außerdem ist es viel zu warm…“
L: „Und was machen wir jetzt?“
G: „Was soll ich schon machen. Ich schreibe dass dann schon so…
L: „…Das es passt. Verstehe.“
G: „Ich muss dann eh noch aus dem Pils und aus dem Export irgendwie ein Märzen machen.“
L: „Wie machen?“
G: „Ach, ich lass da ein wenig was zusammen…. Und schmecke das dann ab.“
L: „Werden die Mengen und Sorten denn nicht kontrolliert die du heute filtrierst?“
G: „Und wer kontrolliert das? Ich schreibe dass dann schon so…“

 

Im Flaschenkeller
Die nächste Station ist der Flaschen-KELLER. Hier werden die Glas-Flaschen in einer 4 Meter hohen und 15 Meter langen Waschmaschine gereinigt und danach wieder befüllt. Es ist laut und heiß. Hier arbeiten zwei Gesellen – und ein Hilfsarbeiter.

L: „Wer ist denn der Hilfsarbeiter?“
G1: „Ach, irgend so ein Kerl vom Amt…  Der automatische Bottle-Inspektor ist vorhin verreckt. Jetzt muss der Typ schauen ob die Flaschen auch in Ordnung sind. Ob da kein Metall mehr drin ist, die Flaschen gesprungen sind, Teile davon fehlen und so weiter… Die Kaputten nimmt er raus.“

Eine Flasche schießt innerhalb von 2 Sekunden an dem fremdländisch aussehenden Mann vorbei; jede 2 Sekunden eine Flasche. Um die 20.000 Flaschen in einer Stunde. Der Mann starrt auf die auf einem Förderband vorbei rasenden Flaschen und sieht doch so aus, als würde er durch sie hindurch schauen. Er sortiert auch keine aus. Schwer zu sagen ob er überhaupt eine moralische Verantwortung den kleinen Kindern gegenüber sieht, die später Limonade aus dieser Produktion trinken werden.

G2: „Ich glaube der sieht eh nichts mehr.“
G1: „Normal muss man Leute nach 20 Minuten ablösen. Irgendwann nimmt man nichts mehr wahr.“
L: „Wie lang steht der da schon?“
G2: „Zwei Stunden oder so. Sollte man mal ablösen. Aber wer soll das machen?“
G1: „Hey! Die Flaschenwaschmaschine hat nur 75 Grad! Aber unter 80 ist scheiße! Wir müssen ausschalten und weiter aufheizen! Denk an die Keime!“
G2 „Ich geb dir gleich weiter-aufheizen! Schau mal auf die Uhr! Glaubst du ich habe ewig Zeit?! Die wird schon wieder wärmer… Laufen lassen! Ich bin schon seit 11 Stunden hier. Ich bin auch nur ein Mensch!“

Zum Ende und Abschluss des Tages darf der Lehrling einen alten, liegenden Tank schrubben. Die meisten Tanks in der Brauerei werden vollautomatisch ge-cip-t (gereinigt). Ein paar Alte sind aber noch in Betrieb.

„Das muss schneller gehen!“ brüllt der erste Geselle dieses Tages von außen in den dunklen Behälter, der nur von einer kleinen Lampe erhellt wird, deren Adapter im Rest-Trub steht, der sich am Boden des Tanks angesammelt hat.

L: „Ich kriege hier drinnen aber keine Luft mehr! Hier ist kaum Sauerstoff!“
G1: „Atmen kannst du später! CO2 ist gesund!!!“

Als ihn zuhause seine Mutter fragt, wie sein Arbeitstag war, zuckt der Lehrling nur mit den Schultern: „Ist eigentlich nichts Besonderes passiert.“

bernadette-und-alice

Das Team der Drogenpolitik bei der Enthüllungsarbeit. Alice Wunder hört nichts und sieht gut aus, während ihre Assistentin Bernadette Botox die altmodische Recherchiermaschine alleine bedient, daß die harten Fakten nur so knattern.