Weltflucht ins Paradies – Buchbesprechung „Der Strand“ von Alexander Garland

Wir lasen jüngst “Der Strand” von Alexander Garland. Der Roman wurde ziemlich bald nach Erscheinen auch verfilmt, ziemlich prominent sogar, mit Leonardo DiCaprio. Der Film ist aber völlig an uns vorbeigegangen, deshalb sei hier ausschließlich von dem Buch die Rede. Das ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch noch interessant. Garland beantwortet darin ziemlich präzise folgende Fragen: Was wäre, wenn man mit netten Menschen auf einer einsamen Insel lebt? Und was könnte dabei schief gehen? Am geheimen Strand wird der Backpacker-Traum vom einfachen Leben in den Tropen durchexerziert. Nicht zum ersten mal in der Literaturgeschichte und vielleicht auch nicht die beste Version in den Fußstapfen von Defoe, Golding und Conrad. Als Abenteuer aus einem Land vor der Zeit der Smartphones aber recht flott und direkt geschrieben und sauber konstruiert. Die Übersetzung ist in Ordnung, der deutsche Text ist jetzt keine klingende Poesie, aber die Sprache ist authentisch, wie ein Mittzwanziger mit nachträglich erwachendem Verantwortungsgefühl eben so über seine wilde Jugendzeit denken könnte. Und in diesem Erzählduktus schreitet die Geschichte beständig voran. Es war nicht so spannend, dass wir es in einem Zug verschlungen hätten. Aber lebendig genug, dass auch nach ein paar Tagen Lesepause der Wiedereinstieg leicht fiel. Mehr braucht man nicht zu verlangen, dabei durchaus bemerkenswert: Obwohl über weite Strecken nicht wirklich viel passiert, behält die ganze Geschichte trotzdem die flirrende Spannung eines richtigen Thrillers.

Und dabei ist noch eine schöne Charakterisierung des Menschentyps “Backpacker” gelungen. Ein sehr selbstkritischer Ich-Erzähler berichtet aus seiner Erinnerung von jugendlich-sorgloser Weltenbummelei ohne jede Rücksicht auf irgendwelche Konsequenzen. Er findet nämlich andere Weltenbummler, die ihr Paradies gefunden haben und da für immer bleiben wollen. Das macht den Strand zur Pflichtlektüre, gar nicht mal primär für Drogenpolitiker, sondern für jede Art von Weltflüchtlingen. Dargestellt ist die märchenhafte Kulisse für alle, die vom permanenten Ausstieg träumen.

Garlands Neohippies sind dem Paradies schon ziemlich nahe gekommen. Sie leben den Aussteiger-Traum ohne theoretischen Unterbau. Die Darstellung wirkt ziemlich realistisch, auf der Tropeninsel ohne Regierung entfaltet sich ein erstrebenswert beschauliches, auf angenehme Art eintöniges und dabei aber durchaus arbeitsreiches Leben.

Im Buch gibt es aber natürlich auch das ernüchternde Erwachen mit einer präzisen Analyse, warum es mit dem Paradies nicht klappt und auch gar nicht klappen kann. Mit dem Paradies ist es bekanntlich so ähnlich wie mit dem Himmel: Wer einmal drin, ist kommt nicht wieder um davon zu erzählen und wer wieder kommt, war nicht wirklich drin.

Der gemeinschaftliche Ausstieg geht also schief, trotz viel guten Willens. Das Inselexperiment scheitert ein wenig an menschlichem Dünkel und an mangelnden Ressourcen. Vor allem aber an fehlenden Regeln und Strukturen. Ein gesundheitlicher Notfall tritt ein, die Gruppe – von Gemeinschaft kann man da eben genau nicht sprechen – kann aber nicht reagieren. Medizinische Versorgung ist nicht erreichbar, auch weil niemand die Außenwelt kontaktieren will. Es gibt keinen Notfallplan, weil alle genau vor solchen gesellschaftlichen Verbindlichkeiten geflohen sind und es niemals offiziell besprochen haben.

Die Strandgesellschaft kennt keine Verfassung und keine Notfallpläne. Da es keine Gemeinschaft ist, kann sich auch keine einheitlich Stimme und damit auch kein offizielles Denk- und Planungsvermögen entwickeln. Es gibt nur in dunklen Ecken mündlich geflüsterte Geheimdiplomatie. Die einzelnen Bewohner sind Atome, die mit ihren Ängsten allein bleiben. Ungewollt und unausgesprochen, gibt es dabei trotzdem Hierarchien. Es gibt ein informelles Häuptlings-Ehepaar, die Bewohner zerfallen in Kasten aus Gründungsmitgliedern, Handverlesenen und später Dazugekommenen. Hinter den beiden Häuptlingen wiederum bilden sich Parteien.

Die Nachteile der Zivilisation kamen also mit auf die Insel, die Vorteile, nämlich klar verfasste Regeln, verwoben zu einem stabilen, sozialen Netz, dagegen nicht.

Der Strand ist dabei auch das Urbild einer Protogesellschaft am Scheidepunkt. Hätte es keine romanhafte Katastrophe gegeben, hätten sich die Insulaner bald eine Verfassung geben müssen. Die Ausgangslage ließe verschiedene Modelle denkbar erscheinen. Von der geschlossene Sekte über die halboffene Kommune mit geregelter Außen- und Zuwanderungspolitik bis hin zu einem kommerziellen Hotel-Ressort. Letztere, von echten Dropouts gehasste Entwicklung aber käme der Realität am nächsten.

Rindvieh

Auch in Tropenparadiesen ist, wie eigentlich überall, ständig mit Rindviehchern zu rechnen

Die Realität in den Tropen

Der Strand von Garland liegt in Thailand. Dort eine einsame Insel zu finden, ist nun relativ unwahrscheinlich. Auch im Buch kommt der Strand absolut unerwartet, nennen die Protagonisten doch Thailand das Land der ausgelatschten Pfade. Thailand ist ein Agrarland, mithin also ein einziges Dorf. Und in einem Dorf breiten sich Gerüchte bekanntlich schneller aus, als jede moderne Telekommunikation. Da bleibt nichts unbeobachtet und jeder Quadratzentimeter des scheinbar unberührten Dschungels ist von den Nutzern und Rechteinhabern eifersüchtig bewacht.

Sich verstecken ist dort unmöglich. In den 1980ern konnte man freilich recht bequem aussteigen und manche dieser Aussteiger sind noch immer da. Diese Menschen sind heutzutage Hotelwirte oder Privatiers. Die echten Inselkommunarden in Thailand sind heute Häuptlinge über 10 oder 20 Strohhütten voll temporärer Indianer. Die besseren Kommunarden und Spätaussteiger leben in schicken Bungalows als unumschränkte Herrscher ohne Volk. Und sie hassen einander leidenschaftlich, während der Saison lästern sie mit den Gästen über die Nachbarn, in der Nebensaison lästern sie mit Nachbarn über die Gäste oder gehen einander leidenschaftlich aus dem Weg.

Die Häuptlinge sind überraschend oft Frauen, genau wie im Roman. Liegt das vielleicht an weiblicher Zähigkeit, zu bleiben und nicht bei Schwierigkeiten den Rucksack zu packen und weiterzugehen? Oder doch eher an einer Besonderheit thailändischen Rechts. Ausländer dürfen dort kein Land erwerben. Weiße Männer gelten traditionell als Geldbringer und Betrugsopfer. Ein thailändischer Macho mit einer weißen Frau dagegen kann nicht weglaufen sondern muss sich um das Anwesen kümmern.

In Thailand geht das nicht

Garland hat sehr treffend dargestellt: Aussteigen geht nur auf den Ruinen der Kolonialreiche. Der Ausstieg klappt freilich nur mit Devisen in einer schwachen Wirtschaft eines Entwicklungslandes. Sich ohne Erwerbsarbeit der Selbstfindug widmen geht nur in einer wirtschaftlich und kulturell zerstörten Gesellschaft. Südostasien – und auch das formal unabhängige Thailand – gehören nunmal England und Frankreich und den beerbenden USA. Wir Deutschen werden da immer nur Gäste sein und können die Gegend niemals so ausnutzen und verwohnen, wie Menschen, die sie als ihr natürliches Eigentum betrachten.

Aber der Ausstieg kann klappen

Und wir Deutschen haben die perfekten Vorraussetzungen dafür direkt vor der Haustür. Auf einen Platz an der Sonne gibt es keinen Rechtsanspruch. Unser natürlicher Platz für Ausbeutung und Unterdrückung läuft bekanntlich entlang des nebeligen Ostseestrandes. Dank globaler Flurbereinigung liegt unser Kolonisierungsraum mittlerweile übersichtlich geordnet zwischen Elbe und Oder. Engländern steht ein zur dritten Welt zerrüttetes Empire zur Verfügung. Als Deutsche können wir uns auf einer starken Volkswirtschaft ausruhen. Wir machen das hier in Berlin seit den sechziger Jahren und die fleißige Deutsche Volkswirtschaft ernährt uns – warum, das wissen wir nicht. Vielleicht weil es ihr Spaß macht, oder weil sie meint sie müsste das – Pflichterfüllung scheint diesen Leuten eine innere Befriedigung zu verschaffen. Und mittlerweile auch, weil sie glauben, sie bräuchten eine repräsentative Hauptstadt, geben deutsche Steuerzahler immer wieder Geld für Renovierung, während wir das versaufen und verwohnen. Man muss ein reiches Land um sich haben und es müssen genügend Schnorrer zusammen sein. Dann können wir das Hungertuch in die Soßentöpfe tunken und beim Nuckeln genug Sog entwickeln, dass der Strom aus Steuergeldern nie aufhört. Dieser Passus steht irgendwo in der Verfassung der Aussteigerkommune Groß-Berlin.

Doug

Backpacker auf einer Palliativstation in Bangkok

Die Sache mit dem Kratom

Der alte Affe

Alle haben sie einen gewarnt und man hat sich so ein bisschen gefühlt wie bei den Kindern vom Bahnhof Zoo, nur bei uns war das natürlich ganz anders, weil wir niemals fixen würden und überhaupt sind wir ja eh total vorsichtig und gar nicht so suchtgefährdet. Es war fast so wie man sich das so vorstellt, nur dass wir am Ende eben tatsächlich nicht komplett abgekackt und auf Opiaten hängen geblieben sind. Schwein gehabt. Knapp war’s trotzdem und ich kann nun aus eigener Erfahrung sagen, so ein Entzug  ist echt nicht witzig. Obwohl es in meinem Fall nur 2-3 Tage RLS (Restless Leg Syndrome) und frieren nach neun Tagen Dauerkonsum im Rahmen einer intensiven symbiotischen Verschmelzung mit einem Mitmenschen waren.

Mit einer bestimmten opioid wirkenden Pflanze habe ich die meisten Erfahrungen gesammelt. Sie ist völlig legal, nicht im BtmG gelistet und frei erhältlich, was ich persönlich nicht schlimm finde, da ich ohnehin eine Legalisierungspolitik unterstütze, aber das gehört hier jetzt nur am Rande bemerkt.

Die Rede ist von Mitragyna speciosa, allgemein auch bekannt als Kratom.

Als ich zum ersten Mal davon erfuhr, war ich gleich neugierig. Denn allgemein äußerten die Menschen in entsprechenden Chatrooms und Foren die Meinung, dass dieses Kraut ein sehr geringes Suchtpotential habe und ohnehin eher subtil wirke. Es wird zumeist in Pulverform angeboten und als Tee oder in Kapselform oral konsumiert.

Durch die subtile Wirkung ist Kratom recht alltagstauglich, aber auch nett für einen entspannten Abend. Da die Rauschwirkung einen nicht so umhaut, hat man in der Regel auch keine Probleme mit Blackouts oder der Verdauung. Es sei denn, man konsumiert täglich, was, entgegen der allgemeinen Meinung des Internets, durchaus recht fix zu einer körperlichen Abhängigkeit mit typischen Entzugssymptomen führen kann. Dennoch muss auch gesagt werden, ein Entzug von Kratom ist in der Regel nicht so intensiv wie der von starken Opiaten wie beispielsweise Morphium. Nicht, dass ich da persönlich großartige Erfahrungen hätte, solche Vergleiche ziehe ich vor allem aus Berichten von Freunden und dem gelobten Internet.

Tagtraum

Keine Tagträume, dafür Nebenwirkungen

Kratom ist auf jeden Fall nichts für Konsumenten, die es auf Nodding abgesehen haben. Nodding ist dieses Dösen im traumartigen Halbschlaf nach Opiatkonsum. Bei manchen Sorten ist es in höherer Dosierung zwar durchaus möglich, diesen Zustand zu erreichen, aber das geht meiner Erfahrung nach mit dementsprechend verstärkten Nebenwirkungen einher. Es stellt sich außerdem recht schnell eine unangenehme, anhaltende Übelkeit ein, wenn man den Zeitpunkt des Konsums bzw. Nachlegens nicht an der Nahrungsaufnahme ausrichtet. Will heißen, hat man zu viel oder zu wenig im Magen, beeinflusst das sowohl den Wirkungseintritt, als auch die Übelkeit und den allgemeinen Rauschverlauf.

Mir persönlich vermiest aber vor allem eine Nebenwirkung den Rausch, nicht nur bei Kratom. Denn von Opiaten bekomme ich Kopfschmerzen und da bin ich nicht die einzige. Etwa ab der Hälfte des Rauschs stellen sich fast immer oberflächliche aber dennoch fiese Kopfschmerzen ein, die auch den gesamten nächsten Tag kaum abklingen. Ist das nicht paradox? Opiate und Opioide sind allround-Schmerzmittel, die Kopfschmerzen auslösen.

Wenn ich ganz ehrlich bin, heule ich dem aber kein Stück nach. Die Nebenwirkungen sind mir den Rausch nicht wert und das ist auch gut so. Während des Rauschs fühlt man sich so schön geborgen in sich selbst. Es ist schon wahr: ein Opiumrausch – oder auch ein Kratomrausch – ersetzt psychologisch gesehen körperliche Nähe und Zuwendung und nimmt einem Angst und Sorgen. Wie bei allen anderen Mittelchen mit ähnlicher Wirkung liegt aber genau darin die Gefahr und wie immer gilt auch hier, das Maß macht das Gift.

Gestrandet

Heroinsucht und Substitution – Ein Erfahrungsbericht

Abhängig

Ich bin seit gut 38 Jahren Heroinabhängig. Eigentlich polytox mit einer Vorliebe für Opiate und Opioide.

Ich habe vielleicht 13 stationäre Entgiftungen hinter mir, die erste war 1989. Warmen Entzug, wie heutzutage, gab es noch nicht. Ich wurde kurzerhand in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie in Hamburg Ochsenzoll gesperrt. Da ich wegen eines Selbstmordversuchs eingewiesen war, musste ich dort auch die ersten Tage bleiben. Als Medis gab es abends ein Aponal – also nichts – und sieh zu, wo du bleibst.

Ich hing mit einem entsetzlichen Affen zwischen den Hardcore-Irren. Das hielt ich keine zwei Tage aus. Der richterliche Beschluss galt 72 Stunden, danach verließ ich die Klinik baldmöglichst.

Auch etliche ambulante Therapien und sechs Langzeit-Rehas machte ich. Damals genehmigte die Rentenversicherung sofort 18 Monate, plus eventuelle Verlängerung. Die lange Zeit aber machte mir damals eine Heidenangst. In den späten 80ern war eine Drogen-Rehabilitations-Einrichtung nicht wie ein normales Krankenhaus. Da tendieren die Vibes eher Richtung Straflager oder Gefängnis.

ABER… heute weiß ich, es dauert mindestens so lange, wenn nicht länger, damit Süchtige überhaupt eine klitzekleine Chance auf ein Leben ohne Suchtstoffe haben.

Ich würde mehrfach abhängigen Menschen zu einer Genesungszeit von mindestens 3 Jahren raten – Dazu Nachsorge, weitere ambulante Hilfen und Selbsthilfegruppen.

Rattenrennen

Nichts schien dauerhaft zu helfen. Immer wurde ich wieder rückfällig, bis ich 1992 das erste Mal mit L-Polamidon (Handelsname für monochirales Levomethadon) substituiert wurde.

Das war ein Break für mich

Endlich nicht mehr den ganzen Tag auf Achse sein, Geld und Stoff beschaffen. Ich hatte auf einmal wieder jede Menge freier Zeit und erholte mich zunächst hervorragend.

Ich war zwar abhängig vom Goodwill der Ärzte und Apotheker, aber dies erschien mir das kleinere Übel. Dann begann ich, die gelegentlichen Urinkontrollen zu umschiffen, indem ich mehr Koke machte. Damals suchten die Tests nicht, wie heute, nach allen Drogen, bei Opiat-Abhängigen wurde nicht immer auch automatisch nach Kokain geschaut.

Nach einer Weile bemerkte ich allerdings diverse Nebenwirkungen des Polas:

Ich bekam Fressattacken und legte deutlich an Gewicht zu. Bei meiner Körperstatur konnten ein paar Kilo nicht schaden, aber wenn jemand von Haus aus etwas übergewichtig ist, würde ich nicht zu Pola und auch nicht zu Meta raten, sondern zu Subotex.

Das hat aber auch seine Nachteile: Subutex oder auch das wenig beliebte Suboxone, schmecken ekelhaft nach Zitrone und enthalten neben dem Buprenorphin auch noch Naloxon, nämlich 2mg auf 8 mg. Buprenorphin in der Tablette.

Naloxon hat aber die Eigenschaft an die hochsensiblen Opiat-Rezeptoren anzudocken – In mir steigt grade ein Gefühl von Wärme auf – und damit praktisch den Eingang meiner Höhle zu verstopfen, so dass ein zufällig vorbeikommendes Opiat-Molekül nicht hinein kann. Und wer will das schon …als Herophil…er. Dieses Medikament ist deshalb bei Ärzten sehr beliebt, da es zu weniger Beikonsum kommt. Aber Süchtige hassen es und nehmen es nur als allerletzte Möglichkeit. Außerdem besteht generell bei Buprenorphin das Problem, dass man dann so viel nehmen muss, dass der ohnehin schon sehr schmale Pfad auf dem Junkies täglich wandeln, nun zu einem Tanz auf der Rasierklinge, geworden ist. (Anm. d. Red: Gemeint ist Heroin, von dem unter Buprenorphin in der Hoffnung auf Wirkung sehr viel genommen wird. Anschaulich dargestellt findet sich die Problematik bei Glumm)

Vergessen habe ich noch meine allererste, „illegale“ Substitution, Als es noch kein Methadon oder Polamidon oder andere hochwirksame Opioide auf dem öffentlichen Schwarzmarkt gab. Für Junkies tiefstes Mittelalter. Deshalb behalfen wir uns mit „Remidacen“ oder auch kurz „Remmis„. Später gab es dann auch offiziell, durch Ärzte abgesegnete Substitutionen mit 60er oder 90er Codein-Saft.

Da bist du dann mit deinen 2 Litern Codeinsaft über die Scene getorkelt. Ich glaube, das war mein schlimmster Entzug. Und ich habe schon von praktisch jeder Substanz entgiftet, auch Diazephine, Pola und Meta. Aber Codein tat richtig weh… Schon bei dem Gedanken daran… wird mir ganz anders und ich bekomme einen ekelhaften Geschmack im Mund. Und wie Codein gejuckt hat…fürchterlich…. du hast dich echt tot gekratzt…schlimmer noch als bei Schore .

Bei Meta und Pola kommt noch unangenehm starkes Schwitzen schon bei der geringsten Bewegung dazu. Der Entzug ist fast genauso schlimm wie bei Kodein und viel, viel heftiger als bei Schore. Subotex kann man – wenn man Ahnung hat – fast total schmerzfrei entgiften…

Nach allen Entzügen, Therapien, Übergangseinrichtungen, betreutem Wohnen und auch betreutem Einzelwohnen in eigener Wohnung, Psychiatrien und Gefängnissen sitze ich heute vor dem PC und schreibe diesen Bericht.

Schattenbruder

Ich bin nicht tot

Wie fast alle meine alten Kumpels. Ich erfreue mich eines schlanken und durchtrainierten Körpers, habe keinerlei Einschränkungen….im Gegenteil…Ich bin in Freiheit, ich habe studiert und gute Arbeit in der Jugendhilfe gemacht, ich habe einen Sohn, der zu einer richtig netten Person herangewachsen ist.

Eigentlich dürfte ich nicht klagen, aber ich bin immer noch opiatabhängig bzw. polytox. Auf Dauer clean bleiben gelang mir nicht, trotz aller Versuche. Ich bin nicht Willensschwach und halte so einiges aus… nur nicht meinen Kopf.

Mein Plan ist, diese Woche zum Arzt gehen und mich wieder mit Subutex substituieren lassen – man bemerke den Passiv…???. Natürlich gefällt es mir überhaupt nicht, wieder abhängig von Weißkitteln zu sein. Andererseits sind die auch nicht schlimmer als die Dealer… eher besser…

Ich sehe es so, als ob ich eine beliebige Erkrankung habe und fortan eben täglich Medikamente nehmen muss.

Ich brauche Ruhe

Mein Leben ist nur noch ein Scherbenhaufen… Es wird Zeit, aufzuräumen… dazu benötige ich endlich Abstand von all den abgrundtief schlechten Menschen um mich. Deshalb will ich so schnell als möglich back on the Road… kommt drauf an, was wir musikalisch hinbekommen.

Also nutze ich die Substitution und gebe diesen Kampf auf. Ok, ich bin Opiat-Abhängig! Ich werde es immer bleiben. Damit habe ich mich abgefunden.

Völlig am Ende, in Spanien, irgendwo in den Pyrenäen oben auf dem Berg im Zelt, notierte ich die erste Lektion des Weges: auf dem welligen Papier steht verschmiert das Wort „DEMUT“. DEMUT…ist, was ich lernen soll.

Ich habe erkannt, wie schwach ich beim Laufen war… Darüber schreibe ich in meinem eigenen Blog –Jakobsweg ohne Geld. Ich habe vorher gesagt, ich gehe wieder ins Programm, wenn ich es nicht schaffe bis Santiago de Compostella.

Ich hoffe, dieser Bericht über meine Substitutionserfahrung vermittelt ein ungefähres Bild meiner leider – letztendlich erfolglosen – Versuche, seit fast 4 Jahrzehnten ohne das H klarzukommen.

Aber um mich wieder von den vielen kleinen Scheissern um mich zu erholen und mal wieder Luft zum Atmen zu bekommen und keine… oder nur wenig Straftaten zu begehen, muss ich eine Substitution mit Subutex gutheißen. Ich habe dies schon unendlich oft getan und halte es für die allerbeste Art einen Opiat Abhängigen Menschen zu entgiften. Nur leider kommt dann der 4. Tag…es geht mir etwas besser und schwups, muss ich mich belohnen…..HA HA HA ABFUCK..

Ich finde mich jetzt damit ab und nehme es halt ein Leben lang.

Müllmensch

Der Autor, Jakobswegohnegeld, schreibt hier auf WordPress ein eigenes Blog über sein Leben und den täglichen Kampf mit sich und der Welt. Er freut sich über Besuch und Konktaktaufnahme per Kommentar. Die Redaktion bedankt sich ganz herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen. Alle Fotos machte AW von Kunstwerken im öffentlichen Raum.

Die andere Seite – Buchbesprechung

Ein merkwürdiges, kleines Büchlein flimmerte jüngst über unsere Redaktionsmonitore: Die andere Seite. Der Zeichner und Übersetzer Alfred Kubin schrieb es vor gut einhundert Jahren, irgendwann um 1909. Es handelt von einer Anderswelt, die irgendwie ganz anders ist, als man sich eine Anderswelt gemeinhin vorstellt.

Den Namen Kubin nun kannte ich bis dahin noch nicht. Das hätte ich vielleicht sollen, wenn man die Kenntnis eines gewissen Kanons der Kultur für Notwendig hielte. Denn Kubin ist eine Persönlichkeit, unter anderem am Blauen Reiter beteiligt war. Von dem nun habe ich schon mal gehört, ohne genau zu wissen, was das ist oder war, auf jeden Fall hatte der Reiter mit Malerei zu tun. Ich könnte mir aber kein Bild der der Beteiligten vor Augen rufen, denn mein Metier sind nicht so sehr die Bilder als vielmehr das geschriebene Wort.

Jetzt aber Alfred Kubin

Der hat neben unzähligen, düsteren Zeichnungen eben auch dieses kleine Büchlein geschrieben. Es handelt vom Leben in einer putzigen, kleinen Traumstadt bis zu ihrem allgemeinen Zusammenbruch in einer Art Zombie-Apokalypse.

Die andere Seite habe ich auf jeden Fall sehr gern gelesen, ein Woche lang hat mich die Traumwelt gut unterhalten. Es war nun aber auch kein Buch von der Sorte, die man als großartigen Lesegenuss bezeichnen will. Es ist einmal, das muss man sagen, keine große Literatur. Wenn man über gruselige Geschichten der Moderne redet, ist etwa Kafka um Längen besser. Diese flirrende Spannung in drückender Athmosphäre bekommt Kubin nicht hin. Der Text vibriert noch nicht. Wäre Kubin Schriftsteller gewesen, hätte er das Stück zu etwas feinem gefeilt, denn seine Geschichte ist durchaus ein Rohdiamant. Ich würde es got(h)isch im besten Sinne nennen, wie der Baustil. Lauter Seltsamkeiten übereinandergestapelt ergeben ein bedrohliches Ganzes, das etwas verstaubt daherkommt und aus keiner Perspektive vollständig zu sehen ist. Die andere Seite liest sich ein wenig so, wie wenn einem ein Zeichner im Kaffeehaus sitzend sein nächstes Projekt erklärt.

Im ganzen ist Die andere Seite aber eine sehr gelungene Traumbeschreibung. Die Figuren wirken schemenhaft unnahbar, wie Staffage, der Protagonist dagegen ist innerlich sehr aufgeregt und getrieben von Ungewissheit. Alle Aktion enden in einem skurrilen Nichts, es gibt keine richtige Begründung für die Seltsamkeiten. Die Traumfiguren wissen das und reden darüber. Es gibt sogar ein wenig Sex und viel Gewalt. Aber irgendwie berührt das nicht, denn es liest sich etwas trocken, wie das Drehbuch eines Films.

Groß- und Kleinländerei

Nun kann man bei der Besprechung der Traumapokalypse eines österreichischen Künstlers zur Jahrhundertwende einen ganzen Sack voll Interpretationen auskippen. Nach dem Psychoanalyse und ihre esoterische Überhöhung mit der grauenhaften Jugend des Künstlers abgeglichen wurden, könnte man tief in Politik und Volksseele eintauchen. Das auf eine Alpenrepublik reduzierte, ehemalige Kontinentalreich hat sich für uns Norddeutsche ja als zuverlässiger Produzent von Weltkriegsgründen und Absonderlichkeiten etabliert. Von gekränktem Stolz und verpfuschten Träumen zwischen Düppel und Königgrätz möchten wir da nicht gern reden. Denn als vorurteilsbehafteten Preußen muss uns beim Stichwort Österreich ja eigentlich immer nur die großdeutsche Frage im Ohr klingeln. Egal wie viel Raum im Osten wir uns einverleiben, ohne Habsburg bleiben wir immer Kleindeutschland. Nordische Protestanten möchten das natürlich nicht einsehen und die Habsburger Katholiken wollen nichts davon wissen. Sie wären im großen Deutschland schließlich zu einem unförmigen Anhängsel reduziert.

Was hat das mit Kubins kleinem Horrorstückchen zu tun?

Der Leser entscheide selber, denn auf der anderen Seite gründet ein mystifizierter Heiland eine heile Welt. Er kauft ein nebeliges Tal in Zentralasien, baut eine Mauer drumherum und einen Haufen ausgesucht baufälliger Alptraumhäuschen hinein. Diese Traumstadt bevölkert er dann mit Deutschen. Deren Kleidung und alle Gegenstände des täglichen Gebrauchs müssen mindestens 40 Jahre alt, besser sogar älter sein. Zusammen spielen die Traumländer dann Gesellschaft in einer zur Zeitkapsel hermetisch abgeriegelten Kleinstadt. Am Ende bricht alles zusammen, die Einwohner werden wahnsinnig und bringen sich gegenseitig um. Ein Narr wer böses, gar politisches dabei denkt. Ach ja, den Untergang initiiert ein traumresistenter Großinvestor aus Amerika. Noch Fragen?

Ja.

Was hat das mit Drogen zu tun?

Mit Drogen jetzt nicht so wirklich viel, mit hochwirksamer Cannabis-Tinktur aber jede Menge. Davon hat Kubin nämlich reichlich genossen, als er die andere Seite schrieb. Im Gespräch mit dem Journalisten Hans-Georg Behr erzählte der Künstler, dass er die Medizin verschrieben bekam und eine Weile sehr ausgiebig davon Gebrauch machte.

Interessanterweise war sich Kubin als Patient der Rauschwirkung wohl gar nicht bewusst. Das ist durchaus realistisch, wenn man bedenkt, dass Cannabis bei täglichem Gebrauch kaum mehr berauschend wahrgenommen wird. „Ich beachtete das nicht so, da ich die Medizin mit meinen Traumgeschichten in keinen direkten Zusammenhang brachte. Ich sprach ja auch nicht mit dem Arzt über meine Visionen.

Behandelt wurde Kubin wegen Krankheitsbildern, die man heutzutage wohl irgendwo zwischen Depression und Traumastörung ansiedeln würde. Seine Kindheit war geprägt vom Tod der Mutter und anschließender Vernachlässigung durch den Vater, der selber wohl mit dem Todesfall nicht gut klar kam. In Wort und Bild thematisiert Kubin Depersonalisierung und düstere Alptraumvisionen. Die sind wirklich sehr düster. Selbst wenn ich sehr viel kiffe, kann ich nicht so malen. Schreiben allerdings auch nicht. Kubin hat sich, erst mit, später ohne Cannabis, ein Leben lang an diesen seinen Dämonen abgearbeitet.

Man kann in dem also Buch lesen, wie die Gedankenwelt von jemandem aussieht, der über einen längeren Zeitraum täglich ein starkes Cannabis-Medikament zu sich nimmt. Man kann aber auch einfach einen Hut Haschöl dampfen, John Coltrane auf den Kopfhörer packen und sich auf die andere Seite lesen.

Hier ist die öffentlich frei zugängliche Online-Version

Bekifft vögeln

Psychopharmaka – Glücklich durch Gehirnwäsche

Psychopharmaka

Wenn wir an Drogen denken, dann denken wir meist nicht an Psychopharmaka. „Droge“ hat im Umgangssprachlichen auch eine andere Bedeutung, als in der Fachbezeichnung für Bewusstseinsveränderung durch Einnahme einer Substanz.

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Als Psychiatriepatient lebt man mitunter von der Hand in den Mund.

Psychopharmaka verändern dein Bewusstsein. Es gibt im klassischen Sortiment Antidepressiva, Neuroleptika und die Diazepam-ähnlichen. Diazepam (umschreibung einer Stoffgruppe) ist von allen Psychopharmaka unter den Rausch-Freunden am bekanntesten, denn es findet häufig als „Trip-Killer“, so wie als Downer Verwendung.

Diazepame

Diazepam-ähnliche Medikamente finden in der Psychiatrie meist bei Angstzuständen oder psychotischen Zuständen des Patienten Verwendung. Sie kommen dann in Form von Schmelztabletten zum Einsatz und werden somit sublingual verabreicht. In der Psychiatrie werden sie höchstens zwei Wochen am Stück täglich gegeben, doch meist kürzer. Es gibt viele Hausärzte, die diese Medikamente leichtsinnig verschreiben, wenn man von Angststörungen berichtet und erwähnt, dass es momentan schwierig ist, einen Psychiater auf zu treiben. Aber schön brav sein und nicht ausprobieren.

Antidepressiva

Antidepressiva machen impotent, unfruchtbar und stumpf. Aber der ein oder andere Patient ist auf derartige Drogen angewiesen. Der MAO-Hemmer ist einigen von euch sicherlich bekannt. Auch ein MAO-Hemmer gehört zu der Gruppe der Antidepressiva, ebenso wie beispielsweise SSRI’s. Es lohnt sich nicht auf die Feinheiten einzugehen, da selbst die Psycho-Wissenschaft kein Plan hat, wie der ganze Krempel funktioniert (Stand 2018). Ich selbst habe noch nie Erfahrungen mit Antidepressiva gemacht, da ich noch Kinder kriegen will. Meine Bipolare Störung hat auch ein zu hohes Risiko der Manie mit sich gebracht, weshalb auf Neuroleptika zurückgegriffen wurde.

Neuroleptika

Neuroleptika sind bei allen psychischen Störungen sehr beliebt. Sie helfen immer, so hat man das Gefühl. Manchmal machen sie müde und lethargisch. Und sie machen schön desinteressiert und stumpf. Optimal also, für Menschen, die überemotional sind. Möchte Psychiater meinen. Einige dieser Psycho-Drogen knocken dich aus, als würde dein Gehirn mit 400 kg Schlagkraft gegen deine Schädelwand gedonnert werden.

Haloperidol habe ich selbst mal bekommen. Unter dem Handelsnamen Haldol ist es der Klassiker überhaupt. Es war, als wäre ich einen Monat lang schwerbehindert gewesen. Nach längerer Einnahme beginnt es nämlich das ZNS zu betäuben. Ich konnte meinen Bleistift nicht mehr festhalten und habe gesabbert, aber das kommt eben vor, wenn man geisteskrank ist.

Abilify

Es gibt aber auch ganz erfolgreiche, neuere Neuroleptika, so wie Abilify mit dem Wirkstoff Aripiprazol. „AbiliFly“ unter den Patienten. Bei mir hat es sehr starke antidepressive Effekte, es macht einfach so energiegeladen und stabil. Als würde man ein Unternehmen seit über 20 Jahren sicher betreiben, es macht dich klar und funktionsfähig. Wird das die neue Leistungsdroge 2020? Man muss fast jedes Psychopharmazeutikum vorsichtig einschleichen. Übrigens: „AbiliFly“ verursacht Synergien mit Substanzen wie LSD, Psilocyn oder DMT. Aber Achtung: Das Drogen-Medikament ist erst seit 2004 zugelassen.

Fazit

Ist das nun alles Gehirnwäsche? Ja, ein bisschen. Gehirnwäsche steckt in jeder Droge. Einige Leute haben ein so dreckiges Gehirn, dass eine Wäsche garnicht mal so schlecht wäre. Es kann Fluch und Segen sein. Ich selbst habe eine Bipolare Störung und sammel so meine Erfahrungen mit diesen Substanzen, jedoch muss ich gestehen, dass mich Psychedelika dann doch mehr reizen, als die tägliche bunte Pille für’s normal sein.

Mind Comedy bedankt sich herzlich für’s Lesen. Bleibt gesund ihr Schnuffelbacken.

Leonard von Mind Comedy ist der drogenpolitik schon länger wohlgesonnener Partner. Diese kurze Pharmkopoeia erstellte Mind Comedy exklusiv für die drogenpolitik. Besucht ihn auf seinem Blog und seinem Youtube-Kanal, aus Soundcloud und Instagram wo er mal sachlich, mal poetisch über das Leben, Kunst, bipolare Störung, freiwillige und unfreiwillige Rauschzustände und so einiges mehr berichtet. 

CBD – Kiffen ohne Rausch

Seit einiger Zeit wird nicht berauschender Faserhanf als CBD-Hanf ganz massiv vermarktet. Das ist jetzt erst mal nichts neuers. Seit Jahren schon gibt es Knaster oder Hanfblütentee. Aber die wollte nie jemand wirklich. Jetzt aber ist es CBD, das neue Wundermittel für alles. CBD tötet Krebszellen und bekämpft hartnäckigen Achselschweißgeruch und macht schön und schlank und satt. Es macht halt nur nicht breit. Das finden wir schade. Aber deshalb ist der Stoff für sich alleine in vielen Ländern total legal und verkehrsfähig. CBD ist ein richtiges Cannabinoid, seine Strukturformel sieht derjenigen des böse berauschenden THC sogar sehr ähnlich. Der Wirkmechanismus ist mal wieder komplex und nicht richtig verstanden. CBD ist wohl wohl kein Agonist an den Cannabinoid-Rezeptoren, sondern wirkt ebendort stark modulierend. Angeblich dämpft es einen THC-Rausch und schwächt ihn ab. CBD ist also die langweilige, große Schwester vom THC. Angeblich ist die Züchtung stark THC-haltiger Sorten der Grund dafür, warum das Gras heutzutage so viel stärker und gefährlicher ist als in der guten alten Zeit. Meine Vermutung ist dagegen, dass die in der guten alten Zeit nur schlecht verarbeitetes Eigenanbau-Gras oder überlagertes Billighaschisch hatten und davon ein, zwei verschämte Züge nahmen. Solche Altvorderen sind natürlich völlig überfordert, wenn sie dann mit ihren Kindern in entspannter Coffeeshop-Athmosphäre ne ordentliche Portion richtigen Stoff durchziehen mussten.

Tatsache ist aber auch, in den 1990ern wusste in Deutschland keiner, was CBD oder irgendwelche anderen Cannabinoide sind. Inzwischen züchten sie in den USA Gras, das bestimmte Stimmungen gezielt auslösen soll. Dazu wird die Zusammensetzung der Cannabinoide beeinflusst. Davon sind wir hier noch weit entfernt.

Wir müssen erst mal froh sein, dass wir Hanfprodukte nicht nur handeln dürfen, sondern dass das sogar getan wird. In der Schweiz war es das große Ding, dass sie im Supermarkt Zigaretten aus CBD-Hanf anbieten. Jeder kann da also seine Joints in eine offizielle Hanfzigarettenschachtel stecken. Weil die Polizei das auch weiß, hat die sich jetzt einen Schnelltest besorgt, mit dem sie die Suchtgiftkiffer identifizieren kann. Wir hoffen natürlich, dass die Schweizer so massiv ihre Hanfblüten rauchen, bis die Polizei keine Lust mehr hat, die alle zu kontrollieren.

Aber wollen wir CBD-Hanf selber rauchen?

Eigentlich sind das keine Drogen, das fassen wir also nur mit ganz spitzen Fingern an. Jetzt sind aber ein paar Flocken aus einem Döschen Pollen hier gelandet. Mit Pollen ist Blütenstaub gemeint, aber der aus weiblichen Blüten. Also Haschisch, das darf man aber nicht so nennen. Weil es nicht wie Haschisch wirkt. Und natürlich weil das Produkt sonst bei Amazon rausfliegt. Haschisch geht da nicht, aber Hanfpollen sind ok.

Wie wirkt es denn?

Merkwürdig. Wie n Espresso und ne halbe Zigarette. Es macht nüchtern. Und da ist eine körperliche Wirkung, wie sie auch mit einem richtigen Haschischrausch einhergeht. Der Blick klärt sich und an der Stirn und an den Schläfen spannt es ein wenig. Natürlich hab ich das auch mal abends bekifft probiert. Da machte es zum Glück nicht nüchtern, aber etwas beruhigt fühlte ich mich schon. Das war es dann aber auch. Immerhin weiß ich jetzt, dass mein Vaporizer auch mit Pollen funktioniert.

Ein großer Nachteil: Das Zeug ist nicht besonders lecker

Der Dampf schmeckt irgendwie sehr stumpf, da ist überhaupt kein fruchtiges Aroma. In Österreich gibt es angeblich schon Hanfcafés, die schöne, aromatische Sorten des nüchternen Krautes anbieten. Das könnte möglich sein, der Geschmack wird ja nicht durch die Cannabinoide, sondern die ganzen anderen pflanzlichen, ätherischen Öle bestimmt. Aber für das vorliegende Produkt würden wir keine 5 Euro pro Gramm ausgeben. Das ist wahrscheinlich ein fairer Preis für Hanf als Nischenprodukt. Aber der mäßige Geschmack beweist: Hanf ist eben einfach kein Genussmittel. Das dampft man nicht zum Spaß und wird das auch keinen Gästen anbieten. Da müssten schon zwingende, medizinische Gründe vorliegen, die wir zum Glück nicht haben.

CBD-Pollen Hanf

CBD-Pollen: Hanfpulver, das langweilig aussieht und auch beim Konsum wenig bis gar keinen Spaß macht.

MDMA löst keine Beziehungsprobleme

Baumgeist auf MDMA

Als ich, verhältnismäßig spät in meinem Leben, MDMA probierte, waren die Erfahrungen zwar angenehm, aber trotzdem überhaupt nicht schön.

Ich saß in einem Zelt, ein guter Freund hatte mich mitgenommen auf ein Goa-Rave, irgendwo in den Wäldern. Dort war auch eine Freundin von ihm, die ich noch nicht kannte. Wir drei hatten die selbe Menge eines weißen Pulvers geschluckt, das als reines MDMA gehandelt wurde, die Qualität war gut. Unter dem Einfluss der Droge nun besprachen die beiden ihre emotionalen Probleme, die sie miteinander pflegten. Sie hatten wohl mal eine Affäre gehabt, die war aber lange vorbei. Die Frau hatte inzwischen Probleme mit psychotischen Symptomen bekommen.

Ich glaubte, ich sähe die Emotionen zwischen ihnen

Alles berührte mich zutiefst. Was ich nun zwischen den Beiden sah, entsetzte mich, denn er behandelte sie schlecht. Unabsichtlich zwar, aber trotzdem nicht schön. Sie war in ihn verliebt oder glaubte das. Er hielt sie auf Abstand und tat gleichzeitig fürsorglich, mit der Schamanenattitüde des Drogengurus. Was er in meinen Augen unabsichtlich falsch machte, war, nicht zu beachten, was professionelle Therapeuten Abgrenzung nennen. Sie beide versuchten etwas, was unmöglich gelingen konnte.

Von dem Gebrauch von MDMA zur Psychoanalyse hatte ich da noch nie gehört. Vielleicht hatten sie sich zu so einer versuchten Psycholyse verabredet. Ich glaube aber, dann hätte er mich schon vorher informiert. Ich glaube eher, dieses Urteilen und Analysieren ist eine Dynamik, die speziell von dieser Droge und dem Umfeld stark gefördert wird. Die Wirkung hat Ähnlichkeiten mit Pilzen und LSD, aber einen deutlich eigenen Charakter. Pilze kommen viel mehr in Wellen, überwältigen, daß ich vor Schreck und Bewunderung alle Alltagsgedanken hinter mir lasse. Ein Pilztrip ist eine lange Wanderung, ein anstrengender Aufstieg und eine wilde unkontrollierte Abfahrt gleichzeitig. Das kulminiert in einer Art göttlichen oder vielmehr natürlichen, tierischen Liebe. Alle Aspekte des Lebens, Freude und Leid, Geburt und Tod werden empfunden und sind gut. LSD war ähnlich, aber umfassender, wie der gewaltige Ozean, zum Bewundern und Verschmelzen.

Auch MDMA ist sehr stark psychedelisch

Man wird mit Macht ins „andere Land“ befördert. Beim MDMA aber war es so, als würden mich ein vollklimatisierter Bus und eine moderne Kabinenseilbahn zu dem wilden schönen Ort fahren. Dort steht dann ein bequemer Tisch mit klarem Wasser und nahrhaftem Brot. Kein Zwang, kein Drang, zu tanzen, wie das von manchen Tablette mit ungewissem Inhalt kommt, keine Zappeligkeit, die ich von Ephedrakraut kenne. Nur der ruhige, klare Ort, wie geschaffen dafür, daß sich Herz, Verstand und Seele gemeinsam niederlassen, in Ruhe und der Reihe nach ihre Angelegenheiten besprechen und immer nach angemessener Zeit zu einem harmonischen Beschluss kommen.

Mein Beschluss betraf dann meine Freundschaft zu dem Menschen. Der der musste dann noch gären. Ich wusste und hätte mir zu diesem Zeitpunkt eingestehen müssen, daß die Freundschaft zerbrochen war. Aber die Erkenntnis ließ ich nicht zu und habe es dann ziemlich ungeschickt ausklingen lassen. Es hatte wohl viel mit meinen Vorurteilen zu tun, die ich mir nur schwer eingestehen konnte. Ich mochte seine Lebenseinstellung nicht, aber habe sein Leben lange und neugierig Beobachtet. Der erste richtige Hippie, den ich kennenlernte, hauptberuflicher Kräutergärtner, nebenberuflich Schamane auf Goa-Partys.

Sicher, ich fühlte mich nicht ganz wohl auf dem Rave. Nicht meine Welt, nicht meine Menschen. Wahrscheinlich war es mein persönlicher Entschluss, daß ich mich nicht in Trance tanzen konnte. Was ich wiederum für eine Eigenschaft der Droge halte: Sie ließ meinem Willen viel mehr Freiheit als Pilze oder Aufputschmittel. Irgendwann tags zog ich mich zurück, in der Umgebung gab es einen kleinen Bach. Dort stapelte ich flache Steine zu Türmen. Sonnenstrahlen, die durch die Bäume fielen, machten daraus einen Tempel. Andere kamen von der Party, sie sahen, was ich sah und sagten mir das. Ich war ein wenig stolz, aber mit dem Darübersprechen war für mich der Zauber gebrochen.

Ich nahm nicht mehr oft Extacy

Den Zauber und die ruhige, liebevolle, aber klar urteilende Einsicht in meine Gefühlswelt erfuhr ich nicht mehr. Es war ein Werkzeug, um die Stimmung für eine durchfeierte Nacht stabil zu halten. Aber ich hatte keine Zeit und wenig Gründe mehr zum Feiern gehen. Das letzte Mal nahm ich Extacy in einem sogenannten Hedonisten-Club. Eine Party mit anregender Progressive-Musik. Eine Freundin nahm mich mit, sie ging da gern hin, weil sie da nicht komisch angemacht wird. Da saß ich also und unterhielt mich nett mit einem jungen Mann, der zwei Mädchen an der Leine führte. Die demonstrierten, daß sie keine Unterwäsche trugen. Er fragte, wie es mir in ihrem Wohnzimmer gefiele. Da merkte ich, ich bin nicht zu spießig für Drogen und nackte fremde Leute im Wohnzimmer. Ich bin aber viel zu spießig für Wohnzimmerpartys, die regelmäßig erst nach 3 Uhr morgens stattfinden. Nachts schlafe ich einfach viel zu gern.

Spiegelbild des Bauimgeistes auf MDMA

Gutes Abitur mit Drogen

 

Hausmusik bildet

Kulturelles Engagement ist extrem förderlich für einen guten Schulabschluss. Ermuntern Sie Ihr Kind, ein Instrument zu lernen.

Im folgenden lesen Sie wertvolle Tipps vom Lehrerkind für einen sehr guten Schulabschluß bei maximaler emotionaler und sozialer Inkompetenz.

Für die Schule und nicht für das Leben täuschen wir Leistung vor!

Sei freundlich und sanft, wie der Schäfer, der seine Herde zum Schlachter führt. Auch und grade zu den Strebern und Mühsalbeladenen. So halten Dich alle für eine integere Persönlichkeit.

Wenn Du den Ruf einer Integeren Persönlichkeit hast:
Laß die Lehrer glauben, sie hätten diese mitgeformt. Das macht sie Stolz und stolze Lehrer sind leicht zu manipulieren.

Laß jeden abschreiben, egal ob Hausaufgaben, oder Klausur. Aber befreunde dich mit niemandem.

Sei gebildet, wie der KZ-Arzt, der nach anstrengenden Menschenversuchen zur Entspannung Beethoven spielt oder Goethe liest. Bildung und Coolness beeindrucken Lehrer, denn Lehrer sind bildungsbegeistert und empfindsam.

Lerne ein klassisches Instrument oder sei gut in einer Sportart, dann wirst Du in der Schule Privilegien genießen.

Brich deinen Lehrern das Herz, in dem Du kluge Fragen stellst. Ein Lehrer liebt die Klugheit und fürchtet das enge Korsett des 45-Minuten-Taktes. Der Störer stört nur das Konzept, rührt an den Ängsten des Lehrers, sein Plansoll nicht zu schaffen und ärgert ihn. Wer interessante Fragen stellt, die ein Lehrer in der Schulstunde nie erörtern kann, obwohl er es möchte, erinnert ihn Schmerzhaft an die Fesseln des Zeitplans und bricht ihm so das Herz.

Wenn Du etwas sagst:

Sei großkotzig und selbstbewußt.

Dann wirst Du für eine starke Persönlichkeit gehalten. Du bekommst dann in der Regel eine bessere Note, als jemand der mehr arbeitet und mehr weiß, als du, aber das nicht selbstbewußt ausdrücken kann.

Sei vorbereitet. Dazu muß man so bis Klasse 9 oder 10 die meisten Hausaufgaben wirklich machen. Geht nicht anders. Wenn Du die Hausaufgaben von der ersten Klasse an zuverlässig machst, gewöhnst Du Dich daran und sie gehen schnell und leicht von der Hand. Du wirst aber später im Leben nur noch Aufgaben nach Schema F lösen können, bei allem anderen wirst Du kläglich versagen.
In der Oberstufe reicht es oft, sich vorher ein wenig einzulesen. Wenn dann die Dummen und Störer in den ersten 20 Minuten rituell gequält werden, kann man sich während der Folter die Aufgabe erschließen und dann mit einer routinierten Meldung glänzen, ist Held des Lehrers und Retter der Gequälten.

Sei anwesend.

Zumindest körperlich. Fehlende Schüler und Zuspätkommer verursachen Bürokratischen Aufwand, Lehrer hassen das. Außerdem beneiden sie alle, die dem Unterricht fernbleiben können. Neid und Haß des Lehrers wirken sich negativ auf Deine Note aus.

Falls Dir die Anwesenheit schwer fällt: Konsumiere vor dem Unterricht Cannabis. Tue das allein und verabrede Dich nicht während der Schulzeit mit anderen zum Kiffen. Mach auf JEDEN FALL die Hausaufgaben, bekifft solltest Du Deine Vorbereitung schriftlich parat haben.

Setz Dich neben einen Störer oder Klassenrowdy. Durch den direkten Kontrast wirkst Du kompetenter. Außerdem verhindert der persönliche Kontakt zu Störern zuverlässig, daß Du wegen Deiner guten Noten zum Mobbing-Opfer wirst. Auch kann man sich gute Quellen für Cannabis-Produkte erschließen.

Bescheiß nicht bei Drogengeschäften.

Never fuck the factory:

Suche Deine Geschlechtspartner niemals an der eigenen Schule.

Schaue abgedrehte Filme in der Originalsprache.

Wer diese Tipps nicht befolgen kann, für den wird die Schulzeit Qual und Demütigung. Allerdings wäre man so bestens auf das Arbeitsleben vorbereitet und wird eine solide bis glänzende Karriere hinlegen.

Solltest Du diese Tipps befolgen können, bist Du wahrscheinlich ein Lehrerkind. Dann machst Du ein glänzendes Abitur, einen mittelmäßigen Studienabschluß und wirst in der Arbeitswelt untergehen. Du wirst mit Deinen Untergebenen Deine Zeit vertrödeln und Deine Vorgesetzten ängstigen, weil sie Dich um Deine Souveränität beneiden.

Notenpulte

Der Bildungsbürger hat es gern, wenn die Kultur zum Weglaufen sterbenslangweilig daherkommt. Gegen Weglauftendenzen und Depressionen helfen zuverlässig Drogen.