Schwarz und stark – Guinness Foreign Extra Stout

Guinness Foreign Extra Stout

Starkes, bitteres Stout ist absolutes Lieblingsbier hier bei uns in der Redaktion. Klar, der erhöhte Alkoholgehalt spielt dabei natürlich auch eine Rolle. Ein Bier mit deutlich über 6 % Alkohol halten wir für drogenpolitisch äußerst wertvoll. Denn wir wollen ja von einem Bier auch etwas spüren, es sollte dabei aber immer gerne nicht viel mehr als ein Bier sein. Wir müssen schließlich auch auf unsere Linie achten. Zum vorsätzlichen Rauschtrinken empfehlen wir, wie schon verschiedentlich erwähnt, richtige Alkoholika. Wer aber einen Pegel halten muss, der trinkt sowieso Wein. Für Weinbesprechungen trinken wir hier aber doch zu wenig, deshalb fehlt uns die nötige Kompetenz zum hochtrabenden Fabulieren.

Wir bleiben daher in unseren Artikeln lieber bodenständig beim Getreidesud.

Ein hoher Alkholanteil im Bier also hat ja neben seiner spürbaren Rauschwirkung zusätzlich den Vorteil, ausgezeichneter Geschmacksträger zu sein. Man braucht das Starkbier nicht wie Wasser zu stürzen, sondern bekommt mit jedem Schluck eine sättigende Fülle an Aromen. Ein Stout nun hat mitunter sehr viele Aromen. Diese sollten aber idealerweise dicht gepackt sein, zu einem befriedigendem Ganzen. Ich denke gern an kräftiges Essen für kalte Tage. So, wie wenn man in einem lange gekochten Eintopf die einzelnen Zutaten ahnt, aber nicht mehr wirklich unterscheiden will. Sicher, auch bei einem Stout könnte ein Connaisseur fabulieren, über Kaffee und Schokolade, Röstgrade und was einem bei der Nichtfarbe Schwarz halt sonst noch so alles durch den Kopf gehen mag. Aber solche Menschen, ich erwähnte es bereits, schreiben eigentlich lieber über Wein. Ich dagegen denke bei einem gehaltvollen Stout schlicht an Schwarzbrot und Teer. Passend dazu fällt mir „Hot Asphalt“ ein, die schöne Ballade über wackere Bauarbeiter, die Landstraßen asphaltierten.

Wer keine Geduld hat, um bis zur Pointe dieses über mehrere Strophen ausgewalzten Schwankes zuzuhören, kann auch die Suchworte „irische Traveller Wallfahrt“ bei Google eingeben und die Meldungen studieren. Die handeln davon, wie irische Zigeuner im Rheinland Marienverehrung betreiben und dabei die Anwohner und Lokalreporter mit Zechprellerei und seriösen Angeboten, Einfahrten zu asphaltieren, unterhalten. Ich glaube, man darf diese fast zur Ethnie geronnenen Nachfahren von Wanderarbeitern Zigeuner nennen, denn es ist ja nicht rassistisch, solange die Zigeuner weiß und Europäer sind. Außerdem ist es für uns als Rheinische Protestanten statthaft, Katholiken zu verunglimpfen. Wir beneiden die Papisten nämlich schrecklich, weil die kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie an einem ihrer zahlreichen Feiertage vormittags das Biertrinken anfangen.

Die ganze lange Fabuliererei gilt nun einzig einem Zweck:

Nämlich zum bekanntesten Industrieunternehmen Irlands überzuleiten, der Firma Guinness in Dublin. Deren Standardbier, das Irish Drought, ist uns aber zu schwachbrüstig und wässrig, weshalb es auch außerhalb der Stadtgrenzen Dublins überhaupt nicht mehr gut schmeckt. Es gibt allerdings ein stärkeres Exportbier, das Foreign Extra Stout, welches durchaus neben einem Imperial Stout aus handwerklicher Fertigung mithalten kann. Angesichts des Preises von unter 2 Euro pro Flasche ist es sogar ein sehr beachtliches Getränk, wenn man nicht aus ideologischen Gründen sein Alkoholgeld industriellen Brauereien vorenthalten und nur bärtige Kleinbetriebe unterstützen will. Zu kaufen kriegen wir unser Foreign auch nicht in der Bierboutique, sondern im asiatischen Lebensmittelmarkt, wo wir regelmäßig vorbeikommen, wenn wir uns mit unserer lebensnotwendigen Grundausstattung an Glutamat eindecken. Wir empfehlen übrigens immer, das japanische Original-Glutamat und raten von billigen Imitaten ab. Aber egal wie würzig-deftig-scharf die Mahlzeit, ein Stout, zumal ein stärkeres, hält dagegen. Nicht aufdringlich, aber robust. Vielleicht ist das ja auch der Grund, weshalb wohlschmeckendes Stout in vielen ostasiatischen Bierregalen einen festen Platz hat, auch in solchen Ländern, die niemals die zivilisatorischen Wohltaten des britischen Empires genießen durften. Wir erheben also unser Glas auf mehr als 150 Jahre erfolgreiche Globalisierung, die hoffentlich auch weiterhin asiatische Spezialitäten kostengünstig in unsere Küchen spült, aber unsere Nachbarschaft vor irischen Asphaltkochern verschont.