Schon wieder wird heute ein Brewbaker-Bier besprochen und die Drogenpolitik kriegt immer noch nichts von denen umsonst. Aber keine Sorge, jetzt ist es langsam gut mit Craft-Beer. Denn das Indigo eignet sich sehr gut, um zu erklären, warum ich die Einzelbesprechungen von Bieren hier nun aufgebe. Ich hatte eine Weile Spaß daran, das immer reichhaltiger werdende Angebot an Craft Beer durchzuprobieren. Das war auch ganz interessant, bis ich feststellte, die kaltgehopften Biere schmecken am besten frisch vom Fass oder direkt aus der Brauerei. Es lohnt sich einfach nicht, hopfenbetonte, also nach dem Brauen mit Hopfen aromatisierten Biere, ungekühlt aus Regalen zu kaufen. Klar, das Stöbern in Bierläden bereichert den Geschmackssinn, nicht alles ist schlecht da draußen. Aber das bessere ist des guten Feind und für Bier gilt mir nun ähnliches wie bei Sport- und Fitnessangeboten: Das Beste ist das, was fünf Minuten von der Haustür entfernt ist, so dass man gerne hingeht.
Das Indigo Pale Ale kam mir etwas seltsam vor, als ich es in meinem Bierladen entdeckte. Da war überhaupt kein Brewbaker-Logo drauf, nur eine Webadresse, die zu einer professionellen, aber etwas mystischen Marketing-Seite führte. Schmecken tat das Bier aber zunächst überhaupt nicht spektakulär. Ich probierte es zweimal aus dem Laden und es war beide Male irgendwie unbefriedigend. Einmal eisenbitter, eher wie ein Allerweltspils und dafür doppel so teuer. Ein bißchen mehr Charakter zeigte noch eine Flasche mit lange abgelaufenem Haltbarkeitsdatum, hier schmeckte zumindest ein sattes Malzbett durch. Aber irgendwie auch nicht überwältigend. Das fand ich nun etwas seltsam, weil ich von den anderen Bieren meines Moabiter Lieblingsbrauers irgendwie besseres gewohnt war.
Beim Verkauf in der Brauerei fragte ich auch noch mal nach. Brewbaker hatte das Indigo tatsächlich zusammen mit einer Werbeagentur erfunden. Eigentlich nur für eine einmalige Aktion, ein unaufdringliches Pale Ale, das man auch nebenbei aus der Flasche trinken kann. Eine alltägliche Besonderheit sozusagen. Auch nach der Marketing-Aktion blieb genug Nachfrage, daß es ins normale Programm aufgenommen wurde. Ich gab dem Indigo noch eine Chance und frisch aus dem Kühlraum schmeckte es tatsächlich göttlich, ein perfekt ausgewogenes, harmonisches Ale mit genau dem richtigen Hauch Hopfenaroma darüber. Klar, Brewbaker ist eher sparsam mit dem Kalthopfen, der Geschmack verschwindet, wenn das Bier zu lange steht. Aber frisch ist es ganz einmalig. Im weiteren schweige ich lieber, denn ich muss hier zugeben, dass ich bei den anderen Verkostungen hier im Blog wahrscheinlich gelogen habe. Denn aus dem Brauerei-Kühlraum schmecken auch die anderen Biere alle so herzerfrischend, dass man sie eigentlich nur trinken soll und kein weiteres Wort darüber verlieren darf. Da gäbe es keine spezielle Empfehlung, da muss einfach jeder seine nächste Brauerei suchen. Und von der netten Kneipe im Viertel, die ständig wechselnde Berliner Brauerzeugnisse frisch am Hahn hat, erzähl ich gar nichts, denn ich will, dass die ein gemütliches Nachbarschaftslokal bleibt. Prost.