Dat Wit von Brewbaker – Wenn die Tage heißer werden

 

Witbier Dat Wit Brewbaker

Pünktlich zum Sommerende präsentiert die Drogenpolitik dann auch mal das Sommerbier des Jahres 2018. Also das Bier, das wir im Sommer sehr gern getrunken haben und von dem wir aus diversen Hinderungsgründen erst jetzt schreiben können oder wollen. Unsere favorisierte Brauerei in der Nachbarschaft, Brewbaker aus Moabit, hat nämlich in diesem Sommer ein Wit gemacht. Ein Wit oder Witbier, nach Belieben kann Bindestrich oder Worttrennung eingefügt werden, ist ein belgisches Weißbier. Es enthält sogar auch Weizen, kommt aber völlig anders daher als ein bayrisches Weiß- oder Weizenbier wie ich es bisher kannte. Schon vom Ansehen ist eine Verwechslung mit Weizen ausgeschlossen: Dat Wit ist durchscheinend blass gelb mit relativ großporigem, recht stabilem Schaum. Geschmacklich setzt ein Wit auch ganz andere Akzente. Wo das Weißbier eher an eine notdürftig verflüssigten Hefeteig im Gärungszustand erinnert, ist ein Wit völlig körperlos und gradezu ätherisch spritzig. Vom Getreide schmeckt man überhaupt nichts, von Hopfen, welcher angeblich auch in sehr geringen Mengen an der Herstellung beteiligt war, wollen wir gar nicht erst anfangen.  Dafür prägen Gewürze den Geschmack. Das klingt jetzt erst mal schlimmer, als es ist.

Gewürztes Weißbier

Diese Gewürze sind wohl richtig mitgebraut. Ich sag jetzt mal, die sind wahrscheinlich beim Würzekochen mit in den Kessel gefallen, einfach nur, damit das so klingt, als hätte ich vom Brauen auch ein wenig Ahnung. Das kann einem aber herzlich egal sein, wenn man das Bier nur trinken will. Im belgischen Original werden wohl traditionell – auch ein ganz tolles Rezensions-Adjektiv – Koriander und Orangenschalen verbraut. Das Berliner Wit hat neben Koriander noch Zitronengras und Kaffirlimetten bekommen, laut Aussage des Braumeisters jedenfalls, auf dem Etikett steht nämlich nur ganz allgemein Gewürze. Das Triplett ist auch europäischen Gaumen wohl bekannt und allgemein beliebt aus Thai-Curry und Coca Cola, mithin absolut getränketauglich.

Mit einem guten Schuss limonadiger Säure schmeckt das Wit dann nämlich ein bißchen wie Radler, hat aber 5,5 % Alkohol. Es handelt sich also um ein richtiges, echtes Bier, nichts gepanschtes oder familienfreundlich-alkoholreduziertes. Limonadentypisch wird die Fruchtsäure von einer angenehmen Süße abgerundet, das aber überhaupt nicht pappig, sondern sehr frisch bierig, wie ein Kölsch, nicht wie ein Bock. Diese süße Abrundung könnte von dem Weizen kommen, welcher für ein Wit angeblich unvermälzt mit in die Maische kommt. Es könnte aber auch genauso gut das Zitronengras gewesen sein. Es lohnt sich aber nicht, darüber nachzudenken, denn Witbier soll gar kein großes Kunstwerk sein, sondern ein Bier zum Trinken für heiße Tage. Auch für den immer noch anständig warmen Herbst ist es eine gute Empfehlung. Wir haben schließlich keine Zeit mehr, nach den Schuldigen für den Klimawandel zu suchen, sondern müssen zusehen, wie wir mit den veränderten Bedingungen leben können, ohne unnötig lange nüchtern zu bleiben. Da will schnell ein passendes Bier gefunden sein. Wit ist ein guter Kandidat.