1-Propionyl + LSD

Wer von sich behauptet, er sei verrückt, der ist es meistens nicht. Und wenn jemand ziemlich strukturiert, aber fast überschwänglich von psychotischen Episoden schreibt, läßt das eine gehörige Portion Fachwissen vermuten. Eine göttliche Komödie des Geistes führt Leonard auf seinem Mind Comedy Blog auf, welchen ich drogenpolitisch interessierten Lesern wärmstens empfehle. Heute mit dem Reblog eines Artikels, der in dieser Mischung aus Sachlichkeit und Begeisterung eine völlig legal als Research Chemical erhältliche Variante des LSD beschreibt. Das passt mir gut, denn ein Artikel von Libra dazu liegt wahrscheinlich noch eine Weile auf meinem Schreibtisch zur Redaktion. Einziger Wermutstropfen, es fehlt ein Beitragsbild. Ich empfehle daher interessierten Lesern, die empfohlene Substanz 1-P-LSD sogleich selbst auszuprobieren, sodann ein Bild zu malen und es uns zur Begutachtung zukommen zu lassen. Dem Gewinner wird ein Artikel gewidmet.

Der Blogger Glumm schreibt richtig klasse – ich wünschte, ich wär halb so gut

Das ist ja auch nicht ungefährlich, die Arbeit am Marihuanastrauch. Ein Freund von mir ist mal im Sommer mit nacktem Oberkörper in die reifen Fruchtstände gefallen, das sah nicht gut aus. Das sah krebsrot aus. Das war schlimmer als Feuer. Das war eine schwere allergische Reaktion. Von da an juckte und brannte sein Bauch, der Rücken, die Arme, sein ganzer Oberkörper leuchtete wie ein Hummer. Er wäre fast verrückt geworden, konnte aber schlecht zum Hautarzt gehen, tu mal ne Salbe rüber gegen Marihuanablütenverbrennung.
Ich mein nur.
Kommentar Glumm zu „Polen können’s besser

Mit meinem alten Kumpel Karlos pflegte ich rituell Haschisch-Tee zu trinken. Das waren besondere Erlebnisse, weil die langanhaltende Wirkung eines guten Tees mit dem Abbrennen eines Joints wenig gemein hat. Es ist eher eine Art Trip. Einmal sind wir zufällig in Remscheid in einer Sporthalle gelandet, voll auf Tee, es war Nachmittag, Roter Libanese, ich schätze 1985. Das Rollhockey-Bundesliga-Team hatte gerade Training. Wir setzten uns auf die Tribüne und verloren uns im Sound des Spielballs. Die kleine, schwarze, harte Pille sauste durch die Halle wie ein Sektkorken und klackerte uns um die Ohren dass wir dachten, die wollen uns kaputtklackern. Wir waren nie wieder irgendwo so schnell draußen.
Kommentar Glumm zu „Haschisch Essen

Diese beiden kurzen Erzählungen kommentierte der literarische Blogger Andreas Glumm unter Artikeln von mir. Da bin ich sehr stolz drauf. Einmal, weil jemand, den ich und viele andere gern lesen, meine Artikel bemerkt. Und dann, weil da ein paar Splitter eines schönes Werkes meinen Blog zieren. Denn in diesen aus dem Handgelenk getippten Kommentaren entfalten sich kleine Geschichten, die Glumms erzählerische Fähigkeiten belegen. Es ist klar, daß ich mit diesem Artikel Andreas Glumm nicht irgendwelche neue Leserschaft bescheren kann. Ich gehe mal davon aus, daß so ziemlich jeder, der anspruchsvolle Blogs liest, den Glumm kennt. Vielmehr ist das ein ziemlicher offensichtlicher Versuch des Clickbaitings meinerseits. Wenn ich seinen Namen in der Überschrift erwähne, kann ich hoffen, vielleicht den einen oder anderen Interessenten auf meine Seite zu ziehen. Aber auch inhaltlich gehört ein Glumm in der drogenpolitk erwähnt, weil seine mehrjährige, hauptamtliche Beschäftigung mit Opiaten einen nicht unwesentlichen Teil seines Werkes ausmacht. Und dann versuche ich natürlich in so einer Laudatio herauszufinden, was es ist, das gute Schreiben.

 Bei Glumm ist es eine scheinbar ideal große Portion Selbstvertrauen, gespeist von einer scharfen Beobachtungsgabe und Empathie. Er hat keine Probleme, sich selbst in einer Geschichte die Hauptrolle zu geben. Gleichzeitig sind die anderen Rollen handwerklich fein und liebevoll ausgeschrieben. Und er gibt freiwillig Raum, wenn ein noch größerer Selbstdarsteller auftritt. Ein narzisstischer Stolz auf die eigene Menschenliebe, könnte eine glummsche Formel für gehaltvolles Schreiben lauten.

Neben dem Unterhaltungswert ist auch die Form seiner Veröffentlichungen hochinteressant und lehrreich. Denn er meint es richtig ernst mit dem Schreiben. In seinen beiden Publikationen, 500 Beine und dem Studio Glumm – locker machen für die Hölle begegnen dem aufmerksamen Leser immer wieder die selben Figuren, Situationen und Motive, die aber kontinuierlich bearbeitet, umgeschmiedet und verbessert werden. Und genau das liebe ich am Bloglesen, daß man mitunter einem Künstler bei der Arbeit zusehen kann. Es wird im Schaffen öffentlich, was früher vielleicht zufällig als Zettelsammlung in einem Nachlass gefunden wurde.

Brennend interessiert schließlich der Unterschied zwischen gutem und wirtschaftlich erfolgreichem Schreiben. Auch da weiß Glumm überaus unterhaltsame Antworten. Regelmäßig nämlich kommen Menschen auf ihn zu, die ihm bereitwillig die Hand entgegenstrecken um ihn in den Olymp der Berufsschriftsteller zu hieven. Doch anstatt diese Hände zu ergreifen, verfaßt er lieber lebensechte, skurrile Berichte über diese Begegnungen. Ein jüngstes Glanzstück seiner Prosa ist etwa, wie er mal einen Literaturpreis gewann und die 2000 Mark Preisgeld konsequent schnellstmöglich versoff.
Man möchte beim nächsten Heimatbesuch einen Abstecher machen Richtung Solingen, sich einreihen in die lange Schlange der Mahner und Bessermeiner und dem Glumm ein paar Nackenschläge verpassen, daß er doch den Verlagsfritzen wenigstens ein bißchen entgegenkommen möge, einfach weil er es so gut könnte. Und dann wird man nach Hause fahren und gespannt warten, was für eine unverkäufliche, aber brillante Anekdote über diese Begegnung der große Glumm völlig kostenfrei zu unser aller Vergnügen in die Blogosphäre postet.

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Das offizielle Pressefoto, freundlicherweise zur Verfügung gestellt vom Studio Glumm, zeigt den Künstler in seiner natürlichen Umgebung. Der Bergische Heimatschriftsteller ist inzwischen alt genug für mindestens zwei eigene Blogs und Besuche beim Kardiologen seines Vertrauens.

Asoziales Dreckspack aus dem Bilderbuch – Hexe Total 2

Gleich zu Beginn dieses Artikels muß ich zu meiner Schande offenlegen, daß ich das besprochene Buch selbst gekauft und von eigenem Geld bezahlt habe. Obwohl viele Arbeiten des tasmanischen Comiczeichners Simon Hanselmann frei im Internet zugänglich sind. Zufällig bin ich in einem Comicbuchladen mit klischeehaft brummigem Besitzer gestrandet. Da merkte ich schon beim durchblättern, daß ich zwar die meisten Geschichten kannte, aber eben nicht alle. Belohnt wurde ich mit 176 Seiten Comiclesevergnügen auf dickem Kartonpapier in angenehmen Pastelltönen. Das Geld gönne ich Hanselmann durchaus. Ich halte ihn für einen großartigen Künstler, schon seine Lehrer glaubten an ihn, wie diese Zeugnisse aus der Schulzeit beweisen. Der Zeichenstil ist minimalistisch, aber die Charaktere sind Extrem plastisch, durch langjährige Aktivität haben sie alle eine Biografie, umfangreicher als die Schulakte eines Problemkindes. Wahrscheinlich beruhen sie sogar auf echten Menschen. Und zwar einem Haufen beklemmend gemeiner und verkommener Subjekte. Sie sind nicht etwa bösartig, sondern, viel schlimmer, völlig abgestumpft und gleichgültig. Sie amüsieren sich, wenn sie sich gegenseitig in ihren Sumpf herunterziehen und festhalten können.

vollpfosten

Grade bei einfacher Sprache und guten Englischkenntnissen muß man eine Deutsche Übersetzung kritisch betrachten. Aber einen ‚Fuckstick‘ als ‚Vollpfosten‘ zu bezeichnen, ist eine gelungene Übertragung dieser lauschigen Lagerfeuerszene.

Die Geschichten drehen sich um eine kleine Hausgemeinschaft und ihren Freundeskreis. Meistens spielen sie im verwahrlosten Wohnzimmer, vor immer gleicher Kulisse von Bong, Eimer und Pizzakartons. Mein Australienkorrespondent, der bisher wegen ausgiebiger Recherche noch keine Artikel abliefern konnte, bestätigte mir die Authentizität der Wohnsituation. In Sidney teilen sich viele junge Leute ein eingeschossiges Haus zur Miete, die Häuser haben, wie im Comic, alle ein kleines Stück Rasen, umgeben von braunem Lattenzaun. Sozusagen englische Arbeiterreihenhäuschen in der Billigvariante aus Presspanholz.

Die Hexe Megg ist die Femme Fatale im Zentrum. Sie wohnt zusammen mit ihrem festen Freund, dem Kater Mogg und dem nicht ganz so heimlichen, aber chancenlosen Verehrer Eule. Ständiger Gast ist Werwolf Jones, Meggs heroinaffiner Exfreund aus Schulzeiten und Drogendealer. Die Konstellation könnte hochexplosiv sein, würden die Beteiligten ihre Emotionen nicht konsequent im Rausch ersticken. Megg versucht die Nebenwirkungen ihrer vielen Psychopharmaka mit Gras und Alkohol zu kontrollieren. Ihr Freund Mogg macht jeden Unsinn mit, bleibt aber etwas undurchsichtig. Als Kater zeigt er sich arttypisch klug, faul und opportunistisch. Gelegentlich stiftet er seine Freunde zu grausamen und demütigenden Streichen an, wenn denen selbst keine mehr einfallen. Die gehen natürlich ausschließlich zulasten von Eule, der fast wie im Stockholmsyndrom in der freiwilligen Gefangenschaft der Hausgemeinschaft ausharrt. Denn er leidet unter Einsamkeit und sehnt sich nach Anerkennung. Sein latentes Alkoholproblem hat er durch Dauerkiffen ganz gut im Griff. Er wird völlig zurecht gemobbt, denn er will sich partout nicht an die harmonische Gemeinschaft der Sozialhilfeempfänger anpassen. Er hat einen Job und will sogar weiterkommen. Auch macht er sich verhaßt, weil er oft vorsätzlich versucht, nachts zu schlafen und tagsüber sinnvolle Dinge zu tun.

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Megg ist nie um Antworten verlegen.

Wie alle Kifferbuden ist auch diese Truppe aus Down Under ein Paradies für alle, die dort Urlaub von ihrem richtigen Zuhause machen können und die Hölle auf Erden für diejenigen, die dort leben müssen. Wer sich für Megg und ihre verwahrlosten Haustiere interessiert, sollte sich auf Hanselmanns Tumblr Girl Mountain ausgiebig einlesen. Die älteren Beiträge aus dem Archiv enthalten nicht nur Fotos von Hanselmann in Frauenkleidern, sondern auch recht lange Comicgeschichten. Wem das gefällt, der sollte die 25 Euro, die ein Buch kostet, sinnvoll in Gras oder eine Flasche Schnaps investieren und weiter im Internet Recherchieren.

Drogenszene to go

gelbe-wartehauschenDer kleine Tiergarten liegt mitten in Moabit. Das ist nicht wirklich ein Park, eher ein länglicher Streifen Grün zwischen den parallel verlaufenden Verkehrsadern Turmstraße und Alt Moabit. Lange Zeit war das ein ziemlich versumpftes und verkommenes Stück Erde. Und zwar ziemlich wortwörtlich, denn Wildwuchs von uralten Bäumen und Buschwerk bildete ein modriges, unübersichtliches Dickicht. Da konnten sich Menschen verstecken, die keine bessere Bleibe fanden, aber auch nicht unbedingt die komplette Existenz ungeschützt vor den Blicken der Öffentlichkeit ausbreiten wollten. Alteingesessen war die Trinkerszene, die sich praktischerweise im gegenüberliegenden Netto versorgte. Da die Pfandflaschen hier noch nicht von einem Automaten, sondern von Mitarbeitern persönlich entgegengenommen und handschriftlich quittiert werden, ist auch für zwischenmenschlichen Kontakt ausreichend gesorgt. So hätte der kleine Tiergarten in schattiger Harmonie friedlich weiterexistieren können.
Dann aber kam irgendwo jemand auf die Idee, das Gelände zu sanieren. Das alte Gesträuch wurde ausgedünnt, die Spielplätze renoviert und die Wege übersichtlich gestaltet, damit die Bürger wieder einen schönen Park haben. Das stieß nicht überall auf Gegenliebe. Berechtigterweise empörten sich viele über die Vernichtung des alten Baumbestandes. Gefühlte zwei Jahre klebten wütende Protestbriefe entsprechender Initiativen im ganzen Viertel, vorzugsweise natürlich an den gefährdeten Bäumen. Auch die Riesenkiesel waren einen Aufreger wert, rundlich flache Betongebilde, die als völlig unnützer Landschaftsschmuck den Steuerzahler ein erkleckliches Sümmchen kosteten. Manch leisere Stimme sorgte sich auch um die offensichtlich geplante Vertreibung der Marginalisierten. Diese Sorge war aber völlig unbegründet. Die vormals von Büschen verdeckte Trinkerszene entwickelte sich weiter, nach Entfernung der Sichthindernisse eigentlich nur logisch, zur offenen Drogenszene. Mit allem dazugehörigen Ärger und Medienrummel. Die unmittelbare Nähe zum LAGetSi, republikbekannte Erstanlaufstelle für Flüchtlinge, trug nicht unbedingt zur Befriedung des Geländes bei.
Eine sinnvolle und soziale städtebauliche Maßnahme aber ist die Errichtung eines leuchtend gelben Unterstandes, der zusammen mit dem Pissoir gleicher Bauart, rechts im Bild, jetzt ein hübsches Ensemble bildet. Der Unterstand ähnelt einer Bushaltestelle, nur daß die offene Seite nicht zur Straße, sondern zum Parkgelände weist. Da finden die Nutzer bei Wind und Regen ein wenig Schutz. Wir Anwohner aber können nun dort vorbeigehen, unter den Versammelten eine unverbindliche Auswahl treffen und, falls wir noch keinen Trinker im Hause haben, direkt ohne weitere Formalitäten einen mitnehmen.

Glenmorangie Single Malt Extremely Rare 18 Years Aged

Diesen herrlichen Single Malt fand ich unter dem Weihnachtsbaum. Daß er „Extremely Rare“ ist, sei mir herzlich egal, viel wichtiger, er ist auch noch extremely lecker. Die Spirituose eignet sich vorzüglich als Einstieg für eine Karriere als Alkoholiker. Mehrere erfahrene Ärzte versicherten mir unabhängig voneinander, chronische Sauferei sei eigentlich nicht schädlich. Aber leider nur genau so lange, bis man sich keinen guten Stoff mehr leisten kann, erst mit dem Fusel kommt der Verfall. Wahrscheinlich deshalb hielten die betreffenden am wohldotierten Medizinerberuf fest. Der allerbeste Stoff aber ist nun nicht Whisky, sondern schon immer Wein und seine Konzentrate, vornehmlich französische Brände. Das erklärte mir Big T, als er mir mal beibrachte, wie man sich richtig betrinkt.

Big T, ein großer schwarzer Mann aus Nashville, Tennessee, ist von sich aus schon ein Riese und wenn man sein Selbstbewußtsein mitrechnet, etwa 2,95 Meter groß. Als wir uns kennenlernten, war er grade dabei, für sich und sein Schatzi ein Haus in Brandenburg zu suchen. Er fand es da schön und die Nachbarn konnten ihn nicht einschüchtern. Ich glaube er hat vor gar nichts Angst. Denn er wuchs mit zehn Geschwistern im amerikanischen Süden auf. Von seinem Vater erzählte er gar nichts und von seiner Mutter, daß sie theoretisch hätte wählen dürfen, wenn man sie einen Paß hätte beantragen lassen. Er hatte auch schöne Momente, zum Beispiel Barbecues für die Nachbarschaft im Garten von Johnny Cash. Er fand sogar eine ordentliche Arbeit, bei der Armee. Da fing er sich unter anderem eine Kugel, als er im Irak Software in Panzer installierte. Wahrscheinlich Windows, die deutsche Panzerhaubitze 2000 jedenfalls läuft mit Windows XP.

Schließlich verließ Big T aber die Armee und blieb in Berlin bei Schatzi. So verabredeten wir uns zum vorsätzlichen Betrinken. Big T erwartete mich vor dem KDW, gekleidet wie ein Bodyguard des Präsidenten, schwarzer Anzug, weißes Hemd und Sonnenbrille, nur ohne Sprechfunk im Ohr. Im Kaufhaus dann quatschten ihn hübsche, junge Mädchen an, vorgeblich weil sie ein passendes Geschenk für ihren Freund suchten, und nein, sie hielten ihn nicht für einen Angestellten. Big T wählte schließlich eine Flasche Remy Martin, der Cognac mit dem besten Preisleistungsverhältnis. Den köstlichen Nektar leerten wir gemütlich mit Pappbechern auf den Bänken eines Spielplatzes. Dabei erfuhr ich noch die Geschichte, wie amerikanische Soldaten ihre Dienstzeit in Panama traditionell mit Unmengen Marihuana absitzen. Dabei darf man sich nicht erwischen lassen, sonst wird man nie in Berlin stationiert. Da kamen nur Soldaten hin, die gut aussehen und sich benehmen können. Dann ging es in einen Club in Charlottenburg, wo die afroamerikanische Gemeinde Berlins feierte. Da war ich aber zu betrunken und die Gäste waren für mich zu alt und zu groß. Ich fuhr dann bei Sonnenaufgang mit dem Fahrrad nach Hause, merkwürdigerweise unfallfrei, obwohl mir von der Siegessäule bis zur Haustür die Erinnerung komplett fehlt. Ein schöner Abend, der eigentlich überhaupt gar nichts mit Whisky zu tun hat.

Aber Whisky avancierte dem Vernehmen nach nur deshalb zum Edelgetränk, weil irgendwann vor mehr als hundert Jahren die Reblausplage sämtliche französischen Weingärten vernichtete und den Cognachändlern der Nachschub ausging. Schottische Kornbrenner kauften die gebrauchten Weinfässer billig und bauten ihren Sprit darin aus. Guter Whisky also will eigentlich wie der sanfteste Cognac schmecken. Und das tut der 18jährige Glenmorangie. Vor allem wenn man die leichte Schärfe mit ein paar Tropfen Wasser löscht. So lässig aus dem Handgelenk ins Glas gespritzt, wie das der whiskyliebende Sozialarbeiter in dem pädagogisch äußerst wertvollen Whiskytrinkerlehrfilm Angels‘ Share vorführt. Sonst hab ich da allerdings nicht viel gelernt, denn ich weiß immer noch nichts eloquentes über Schnäpse zu sagen. Ich lande schließlich bei Cognac wenn ich über Whisky schreiben wollte. Und ich nehm gern leckere Brände um ihrer Wirkung willen zu mir. Der Glenmorangie bewirkt bei mir eine Art psychedelische Sattheit, als hätte ich mir ein komplettes Kornfeld einverleibt, mit einer Spur von Schlauchpilzen drin. Das bleibt in Erinnerung. Denn obwohl ich allein aus Geiz sehr selten davon trinke, wache ich in letzter Zeit regelmäßig mit der Geschmackserinnerung auf und habe das Bedürfnis, den Tag mit einem Tropfen Lebenswasser zu starten.

glenmorangie18

Der Stoff kommt in wertiger Verpackung, die in Größe und Fertigungsaufwand an einen Kindersarg erinnert. Marketingexperten und Produktdesigner hätten helle Freude daran, wäre ihr Gefühlsleben nicht schon längst berufsbedingt totgesoffen.