Psychopharmaka – Glücklich durch Gehirnwäsche

Psychopharmaka

Wenn wir an Drogen denken, dann denken wir meist nicht an Psychopharmaka. „Droge“ hat im Umgangssprachlichen auch eine andere Bedeutung, als in der Fachbezeichnung für Bewusstseinsveränderung durch Einnahme einer Substanz.

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Als Psychiatriepatient lebt man mitunter von der Hand in den Mund.

Psychopharmaka verändern dein Bewusstsein. Es gibt im klassischen Sortiment Antidepressiva, Neuroleptika und die Diazepam-ähnlichen. Diazepam (umschreibung einer Stoffgruppe) ist von allen Psychopharmaka unter den Rausch-Freunden am bekanntesten, denn es findet häufig als „Trip-Killer“, so wie als Downer Verwendung.

Diazepame

Diazepam-ähnliche Medikamente finden in der Psychiatrie meist bei Angstzuständen oder psychotischen Zuständen des Patienten Verwendung. Sie kommen dann in Form von Schmelztabletten zum Einsatz und werden somit sublingual verabreicht. In der Psychiatrie werden sie höchstens zwei Wochen am Stück täglich gegeben, doch meist kürzer. Es gibt viele Hausärzte, die diese Medikamente leichtsinnig verschreiben, wenn man von Angststörungen berichtet und erwähnt, dass es momentan schwierig ist, einen Psychiater auf zu treiben. Aber schön brav sein und nicht ausprobieren.

Antidepressiva

Antidepressiva machen impotent, unfruchtbar und stumpf. Aber der ein oder andere Patient ist auf derartige Drogen angewiesen. Der MAO-Hemmer ist einigen von euch sicherlich bekannt. Auch ein MAO-Hemmer gehört zu der Gruppe der Antidepressiva, ebenso wie beispielsweise SSRI’s. Es lohnt sich nicht auf die Feinheiten einzugehen, da selbst die Psycho-Wissenschaft kein Plan hat, wie der ganze Krempel funktioniert (Stand 2018). Ich selbst habe noch nie Erfahrungen mit Antidepressiva gemacht, da ich noch Kinder kriegen will. Meine Bipolare Störung hat auch ein zu hohes Risiko der Manie mit sich gebracht, weshalb auf Neuroleptika zurückgegriffen wurde.

Neuroleptika

Neuroleptika sind bei allen psychischen Störungen sehr beliebt. Sie helfen immer, so hat man das Gefühl. Manchmal machen sie müde und lethargisch. Und sie machen schön desinteressiert und stumpf. Optimal also, für Menschen, die überemotional sind. Möchte Psychiater meinen. Einige dieser Psycho-Drogen knocken dich aus, als würde dein Gehirn mit 400 kg Schlagkraft gegen deine Schädelwand gedonnert werden.

Haloperidol habe ich selbst mal bekommen. Unter dem Handelsnamen Haldol ist es der Klassiker überhaupt. Es war, als wäre ich einen Monat lang schwerbehindert gewesen. Nach längerer Einnahme beginnt es nämlich das ZNS zu betäuben. Ich konnte meinen Bleistift nicht mehr festhalten und habe gesabbert, aber das kommt eben vor, wenn man geisteskrank ist.

Abilify

Es gibt aber auch ganz erfolgreiche, neuere Neuroleptika, so wie Abilify mit dem Wirkstoff Aripiprazol. „AbiliFly“ unter den Patienten. Bei mir hat es sehr starke antidepressive Effekte, es macht einfach so energiegeladen und stabil. Als würde man ein Unternehmen seit über 20 Jahren sicher betreiben, es macht dich klar und funktionsfähig. Wird das die neue Leistungsdroge 2020? Man muss fast jedes Psychopharmazeutikum vorsichtig einschleichen. Übrigens: „AbiliFly“ verursacht Synergien mit Substanzen wie LSD, Psilocyn oder DMT. Aber Achtung: Das Drogen-Medikament ist erst seit 2004 zugelassen.

Fazit

Ist das nun alles Gehirnwäsche? Ja, ein bisschen. Gehirnwäsche steckt in jeder Droge. Einige Leute haben ein so dreckiges Gehirn, dass eine Wäsche garnicht mal so schlecht wäre. Es kann Fluch und Segen sein. Ich selbst habe eine Bipolare Störung und sammel so meine Erfahrungen mit diesen Substanzen, jedoch muss ich gestehen, dass mich Psychedelika dann doch mehr reizen, als die tägliche bunte Pille für’s normal sein.

Mind Comedy bedankt sich herzlich für’s Lesen. Bleibt gesund ihr Schnuffelbacken.

Leonard von Mind Comedy ist der drogenpolitik schon länger wohlgesonnener Partner. Diese kurze Pharmkopoeia erstellte Mind Comedy exklusiv für die drogenpolitik. Besucht ihn auf seinem Blog und seinem Youtube-Kanal, aus Soundcloud und Instagram wo er mal sachlich, mal poetisch über das Leben, Kunst, bipolare Störung, freiwillige und unfreiwillige Rauschzustände und so einiges mehr berichtet. 

Begegnung mit Schizophrenie – Das Wolfsmädchen II

BansheeGrafittoDann war sie dick. Der ganze Körper wie aufgepumpt von den Medikamenten. Sie brauchte es mir nicht zu erzählen. Man bekommt einen Blick dafür. Es war ihr extrem peinlich. In der Psychiatrie. mehrere Monate. Bin doch nicht verrückt. Bin doch nicht schizophren. War wie im Gefängnis. Jeden Tag Medikamente. Woher weißt du das? Dass sie dich noch nicht geholt haben. Sie kann sich gut an alles erinnern. Nur der Tag, an dem sie abgeholt wurde, bleibt schwammig. Polizisten waren da, und jemand vom sozialpsychiatrischen Dienst. Du solltest Dich um eine Wohnung kümmern. Es gibt Angebote. Wenn Du schon unter Betreuung stehst, solltest Du das System auch ausnutzen. Da hast du eigentlich recht. Aber ich mach das Spiel nicht mit, kommt gar nicht in Frage.

Irgendwann zog sie bei T ein. T: Der Winter war schlimm. Als sie anfing sich die Haare schwarz zu färben und Massen von Kajal ins Gesicht schmierte. Und dann das Gerede von ihren Meistern. Du bist nicht prärogativ genug, sagte sie. Ich hab das nachgeschaut. Prärogativ sind unveränderbare Gesetze in der Verfassung. Sie meinte wohl, ich sei nicht bestimmend genug für sie. Es wäre auch nicht gut gegangen. Meine Wohnung taugt nicht für eine Wohngemeinschaft. Nur ein Zimmer, da geht man sich zwangsläufig auf die Nerven. Wie sie sich gefreut hat, als ich dann endlich zustimmte. Erst weigerte ich mich. Wie stellst du dir das vor? Was willst du von mir? Ihren Anteil an der Miete wollte sie zahlen. Hab ich nie was von gesehen. Stattdessen immer die Heizung auf höchste Stufe gestellt. Mir graut schon vor der Gasrechnung. Und dann eine Stunde lang Duschen. Sie sagte nur: war grad so schön, da hab ich ein bisschen geträumt. Ich glaube, sie richtet sich in ihrer Diagnose ein. Meint, sie könne sich jetzt alles erlauben. Aber sie ist ja ehrlich. Ich hab sie auch getestet. Sie steckt kein Geld ein, das rumliegt. Ich glaube, ich bin der einzige, der noch irgendwie Zugang zu ihr hatte. Als ich sie rauswarf, steckte sie mein Telefon ein. Entweder ausversehen oder aus Wut, um es mir heimzuzahlen. Ich will mein Telefon wiederhaben. Da bin ich jetzt echt sauer. Das Telefon werde ich nicht wieder sehen. Die hundert Euro kann ich abschreiben. Das Kiffen ist nicht direkt die Ursache. Aber es verstärkt die Symptome. Eine Ärztin sagte mir mal, es wirkt wie Kleber. Gras ist das Kollagen, das ihr Wahngebäude zusammenhält. Wenn sie nicht kifft, kann man nach einer Weile wieder normal mit ihr reden. Öfters probierte ich, es ihr zu verbieten. Dann schaute sie mich an und sagte: T, hol dir doch noch ein Bier.

AW

(Hier geht’s zu Teil I)

Begegnung mit Schizophrenie – 10 unsichtbare Begleiter

WER MIT SEINEN DÄMONEN STREITET, WIRKT SCHNELL GEHETZT, VERÄNGSTIGT UND ANGESPANNT

WER DAUERND MIT SEINEN DÄMONEN STREITET, WIRKT GEHETZT, VERÄNGSTIGT UND ANGESPANNT.

R war nie alleine. Ständig begleiteten ihn zehn oder zwanzig Kumpane. Die konnten wir anderen nicht sehen, aber spüren. Und deutlich hören, wenn sie mit seiner Stimme redeten. Die waren nicht freundlich zu R. Sie kritisierten, beschimpften und beleidigten ihn.
R ist der Sohn von einem, den ich kannte.
Er trug immer schwarze Kleidung, dazu ein Baseballmütze. Und schwarze Handschuhe mit abgeschnittenen Fingerspitzen. Angeblich tragen amerikanische Obdachlose solche, damit sie besser Dosen sortieren können. Und Madonna, weil man Hautalterung an den Händen nicht weg-botoxen kann.
R fand sich zurecht in seiner Welt. Er pendelte zwischen Vater, Mutter und Krankenhaus, versorgte sich mit Geld, Zuwendung und Medikamenten. Ich weiß nicht was er jetzt tut. Ich hoffe, es geht ihm gut. Im Krankenhaus sagte man seinem Vater, die Prognosen seien schlecht.
An einem besseren Tag besuchte er mich. Wir rauchten Zigaretten und R schnippte die Asche genau neben den Aschenbecher. Ich schob den Aschenbecher ein Stück zur Seite und die Asche landete auf der anderen Seite auf dem Tisch. Es half überhaupt nichts. Ich machte mir eine Weile einen Spaß daraus, den Aschenbecher hin und her zu schieben. R kümmerte das nicht. Die Welt erreichte ihn wie durch Wasser gebrochen: Klar, aber total verschoben.

AW

Praktikum in der Suchtklinik – Arbeitsnotizen