Marijuana Moonshine – Kräuterschnaps mit Langzeitwirkung

OLYMPUS DIGITAL CAMERADie heutige Überschrift ist schon eine Lüge. Zumindest eine eigenwillige, alternative Interpretation der Fakten. Denn es wurde für das Experiment keineswegs Moonshine, also schwarzgebrannter Alkohol in Marmeladengläsern verwendet, sondern relativ hochwertiger Adler Berlin Wodka. Den fand ich bei einem der gutsortierten Dealer in der Nachbarschaft. Ich fragte frech, ob sich denn ein Wodka für mehr als 30 Euro lohnt. Der Dealer gab sich absolut überzeugt von dem Schnaps. Also kaufte ich eine kleine Probierflasche, natürlich im Literpreis ungleich viel teurer, aber mit 5 Euro eine verschmerzbare Ausgabe für einen Spontankauf. Der Schnaps ist schon sehr lecker und man kann ihn pur trinken. Aber nach dem einen Glas hatte ich irgendwie gar keine Lust mehr auf Wodka, weder pur noch als Martini-Cocktail. Craft Beer und andere feine Brände kamen dazwischen.
Aber so ein halbes Fläschchen eignet sich wunderbar, um die decarboxylierten Überreste meines Hanf-Vaporizers darin aufzulösen. Den griffigen Begriff Marijuana Moonshine übernahm ich aus diesem Lehrfilm. Damit habe ich mich wieder ehrlich gemacht, denn Produktbezeichungen können nicht lügen. Für eine schnelle Auflösung der lipophilen Wirkstoffe sollte der Alkoholgehalt möglichst hoch sein. Da wäre natürlich echter Moonshine mit 50 oder 60 % besser gewesen aber die 42 Umdrehungen vom Adler reichen, daß innerhalb einer Woche ein brauchbares Produkt entsteht. Man muß dafür den Schnaps mit Kräutern in der Tiefkühltruhe lagern und nach Möglichkeit dreimal täglich schütteln. Dann können die ausgelaugten Kräuter abgefiltert werden. Ein Fachwort für diesen Prozess lautet übrigens Mazeration. Oma und Tante Emma würden das einen „selbst Aufgesetzten“ nennen und mit ordentlich Zucker angereichert haben. Das brauchen wir jetzt natürlich nicht, weil wir ein hochaktives Kraut mazerieren. Wenn nämlich 2 Gramm Material in 2 cl Schnaps gelöst werden, eine Konsumeinheit aus 0,2 Gramm Pflanzenmaterial bestand, dann sind wir, mangels millilitergenauer Meßwerkzeuge, mit einem bis zwei Teelöffelchen voll ziemlich gut bedient. Da braucht es keinen Zucker mehr, um das zu versüßen.
Die Wirkung der Medizin ist sehr schön und mal wieder sehr lang, eher sechs als vier Stunden. Die Verarbeitung scheint die Wirkung zu glätten, wie ich das schon beim Haschöl festgestellt habe. Ich glaube inzwischen, Hanf sollte überhaupt nicht pur gegessen werden, das ist wie untermotorisiert auf holpriger Straße unterwegs sein. Als Öl, gemischt in gehaltvolles Essen oder eben als alkoholische Tinktur aber ist das Erlebnis sehr viel stabiler. Aber so ganz überzeugt bin ich immer noch nicht von der Hanfesserei. Es wird schnell zu viel. Als ich Abends dann am Kifferufer vorbeikam, stach mir der Geruch unangenehm in der Nase. Ich konnte die typischen Aromen des Wirkstoffes sehr genau identifizieren und hatte das Gefühl, jede meiner Zellen sei damit angereichert und übersättigt. Das kann natürlich auch daran liegen, daß der Test in die Woche mit den Haschöl-Experimenten fiel. Fürs erste ist es auf jeden Fall genug mit den verhanften Nahrungsmitteln. Und das Kräuterschnäpschen kann eine Weile im Schrank bleiben, ich gehe davon aus, das es davon nicht schlecht wird.

Bis wir auf Öl stoßen – Cannabisextrakt

Seit ich nur noch elektrischen Hanfdampf inhaliere, entstanden immer mehr erhitzte Kräuter. Die Filmdose wurde allmählich voll und ich suchte eine sinnvolle Verwendung für die höchst aktiven Reste. Sie aufzuessen war mir ja zu anstrengend und vor allem in der Wirkung zu langwierig. Ich beschloss, erst mal ein platzsparendes Konzentrat herzustellen. Ins Netz gefragt tickerte mir Rüdiger von sens cuisine ein Schnellrezept für Cannabisextrakt, auch Haschöl genannt. Isopropanol und Kräuter werden zunächst tiefgefroren, dann verrührt, abgefiltert und das Lösungsmittel eingedampft. Zu faul zum filtern, packte ich die Kräuter in einen Teebeutel, bedeckte das Päckchen im Glas mit Isopropanol und ließ das über Nacht stehen. Die Lösung verdampfte ich im Wasserbad auf dem Herd. Bei der kleinen Menge von kaum einem Schnapsglas Lösungsmittel hielt ich das für vertretbar, natürlich bei offenem Fenster und Abzugshaube auf Volldampf. Immerhin sind Isopropanoldämpfe ein brennbares, betäubendes Gas. Wer auf Nummer Sicher geht, verwendet Destillationsapparate oder arbeitet im Freien auf Kochplatten. Nach einer guten halben Stunde blieb ein wenig dunkelgrün bis schwarzes Harz zurück.

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Ich hab da mal was vorbereitet, und zwar Kräuter und Lösungsmittel über Nacht eingefroren. Das Isopropanol aus der Apotheke ist das neueste Bauteil im fröhlichen Alchemie-Baukasten.

Mein Konzentrat erzeugt eine intensive, aber sehr reine Wirkung. Zunächst aß ich kleinste Dosen, kaum mehr als an einer Nadelspitze kleben bleibt. Das verursacht einen entspannten Nachmittag, an dem man wie ein Tourist durchs eigene Viertel spaziert. Die Wirkung ist sehr gleichmäßig und entspannt, es gibt kein verwirrendes An- und Abschwellen. Für das direkte Verdampfen im Vaporizer hätte ich mir spezielle Stahlwolleschwämmchen besorgen können. Aber das dauerte mir zu lange. Also stippte ich einfach ein Flöckchen Gras ins Harz. Hanf mit Hanfharz, so sinnvoll und moralisch hochwertig wie Falaffel mit Hummus oder Schweinehackbraten mit Speck umwickelt. Das ist außen etwas klebrig, hätte ich frisch gesiebte Trichome, „Pollen“, oder Kief genannt, könnte ich das geharzte Gras darin wälzen. Unter der Bildersuche Cannabis Moonrocks sieht man, wie das dann aussieht. Ich hatte aber keine Pollen, also hab ich das geharzte Gras einfach mit mehr Gras umhüllt und in den Vaporizer gesteckt.

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Die Ausbeute aus Vaporizer-Resten ist immer noch beachtlich. Bisher reichte es für zwei Mal Essen, drei Mal Dampfen und ein – haha – hanfkorngroßer Tropfen ist noch übrig.

Das ergibt satten fetten Dampf, schmeckt intensiv und reizt zum Husten. Natürlich war das viel zu viel Wirkstoff, nach zwei Zügen wäre es eigentlich schon genug gewesen. Aber es macht Spaß, schmeckt gut und wirkt phänomenal. Beim Abheben zieht es einem die Socken aus, der Fahrstuhleffekt erzeugt heftigsten Fahrtwind, daß es fast schon wieder nüchtern macht. Im Anderland sieht es genau so aus, wie auf der Erde. Ich bin kein bißchen betäubt, sondern eher sehr wach. Wie bei hochpotentem niederländischen Hasch, gibt es ein sehr klares High, man bemerkt kaum, wie bekifft man wirklich ist. Am nächsten Tag ist noch intensive Wirkung da, aber kein Kater. Am ehesten vergleichbar ist die Ölwirkung mit hochwertigem Champagner oder Obstbränden, wo man vor lauter Euphorie den Rausch gar nicht mehr bemerkt. Eine vernünftige Dosierung hab ich auch nach mehreren Versuchen nicht hinbekommen. Öl Verdampfen ist eine ganz erfreuliche Verschwendung, die man keinesfalls bereut.

Umfangreiches Lehrmaterial zur Cannabisextraktion ist auf YouTube zu finden. Leider wurden die beiden drogenpolitisch empfehlenswerten Lehrfilme kürzlich von der Firma YouTube als gefährlich und schädlich eingestuft. Wahrscheinlich möchten sie nicht verklagt werden, wenn jemand seine Küche in die Luft sprengt. Unter den Suchworten ‚Cannabis Oil Isopropyl‘ sind aber noch genügend anschauliche Videos zu finden, wo meist exzessiv belüftet und destilliert wird. Da kann jeder verantwortungsbewußte Kiffer selbst Risiko und Materialaufwand abschätzen. Eins hab ich noch, hier, falls es gelöscht wird, sagt doch bitte im Kommentar bescheid.

Ich bedanke mich bei Verdampftnochmal für den Hinweis mit der Stahlwolle, die ich mir doch nicht besorgt habe. Ich habe dort noch nie etwas umsonst bekommen, aber ich erwähne die Firma immer, wenn ich was mit Vaporizer schreibe. Weil ich sehr zufrieden mit der Beratung bin und weil sie meine Vaporizer-Artikel immer auf facebook teilen und ich freu mich dann so schrecklich über die massiv erhöhten Zugriffszahlen. Isopropanol verkaufen sie übrigens auch.
Die Resteverwertung der Drogenpolitik geht schon bald weiter mit selbstaufgesetztem Kräuterschnaps „Marijuana Moonshine“.

Haschisch essen

zerlegtHaschischessen gilt als schwierig, weil es unzuverlässig, überraschend und heftig wirkt. Marokkanische Dealer sagten mir mal, mit Rauchern könne man noch reden, Hanfesser aber seien völlig jenseits von allem. Ich wohnte mal neben einem lebensfrohen und aktiven Hanfkeksesser. Über die Probleme eines seiner fünf bis sieben Kinder schrieb ich hier. Ungern und nur vage erinnere ich mich an den Tag, als ich mal 2 Gramm Brösel im Tee verrührte und einen kleinen Auffahrunfall verursachte. Da ich auf die Streifenbeamten einen weit weniger verwirrten Eindruck machte, als der pensionierte Polizist, in dessen Auto ich gekracht war – und es im Übrigen noch keine Meßgeräte für Konsumnachweis gab – kam ich mit den 75 Mark Bußgeld für meine Unaufmerksamkeit davon.

Dabei hätte ich es belassen können.

Aber nun praktiziere ich seit gut einem halben Jahr den rauchfreien Hanfkonsum im Vaporizer und das Kraut ist auch nach dem Verdampfen noch hochwirksam. Da wächst also ein kleiner Berg Rösthanf, der essend bestens verwertbar ist. Denn nur erhitzte Hanfprodukte sind wirksam, weil ihr Wirkstoff THC decarboxyliert wurde. Natürliches THC ist dagegen gar nicht wirksam. Hitze aktiviert das THC, je höher die Temperatur, desto schneller. Raucher oder Dampfer interessiert das nicht, denn sie erhitzen das Kraut auf Temperaturen von etwa 180° C elektrisch oder bis zu 900° C in der Zigarette. Da decarboxyliert alles THC und ist sofort wirksam. Bei Temperaturen von 100 bis 150° C, mit denen üblicherweise gekocht und gebacken wird, braucht dieser Zerfallsprozess allerdings eine gute halbe Stunde. Die Unkenntnis dessen erklärt überlieferte und selbsterlebte Überraschung. Pur gegessener Hanf wirkt praktisch gar nicht, kurz erhitzter nur schwach. In einem Kuchen aber, der 45 Minuten und länger backt, zeigen wenige Zehntelgramm beachtliche Effekte. Wer die Dosierung aus Experimenten mit schlecht decarboxyliertem Stoff zum Maßstab nimmt, ist schnell heillos überdosiert. Das klingt erschreckend, ist aber nicht gefährlich. Man fühlt sich, mitunter mehrere Tage lang, als ob man auf dem Sofa einen Serienmarathon mit Joints und Fastfood absolvieren würde. Um die Zeit zu überbrücken, sollte man sich mit Joints, Serienabo und Fastfood auf ein Sofa zurückziehen. Der schlimmste Unfall tritt ein, wenn jemand in Panik Rettungskräfte ruft. Das zieht Behördenärger nach sich und beim Ausnüchtern im Krankenhaus gibt es keine Joints, Netflix und Fastfood.

Es ist übrigens nicht richtig, daß der fettlösliche Wirkstoff THC zwingend in fetthaltigen Speisen verarbeitet werden muß. Fett braucht es nur, um eine gleichmäßige Verteilung im Trägermedium zu erzielen, wie bei der beliebten Hanfbutter. Die Aufnahme im Darm und die Wirkung verbessert eine fettige Lösung jedoch nicht.

Es ist völlig egal, ob man aktivierten Hanf pur ißt oder in fettiger Speise.

Pures Kraut wirkt sogar schneller, denn gehaltvolle Speisen werden länger verdaut. Allerdings trug die Eigenschaft zum Vergessen und Verbieten des alten Heilkrautes bei, da sich die moderne Medizin im 19. Jahrhundert auf Entwicklung wasserlöslicher, ins Blut injizierbarer Medikamente konzentrierte. Den primitiven Hanf mit seinem sperrigen, fettlöslichen Wirkstoff verlor die Forschung so komplett aus den Augen.

Für eine spürbare Wirkung esse ich knapp 0,2 Gramm erhitztes Hanfkraut, kaum mehr als an einer speichelfeuchten Fingerkuppe kleben bleibt. Die Wirkung beginnt fast genauso schnell wie geraucht oder gedampft. Wenn ich das pur oder mit wenig Beikost, wie Wassermelone oder Reis esse, beginnt die Wirkung praktisch sofort, aber immer subtil. Der „Fahrstuhleffekt“, den ich vom Rauchen liebe, fehlt völlig. Stattdessen baut sich von Innen etwas auf. Nach 60 bis 90 Minuten kommt ein Plateau der Entspannung, die Seele baumelt in einer Hängematte und der blinde Fleck zieht als Schattenwolke durchs Gesichtsfeld. Unangenehm wurde es, als ich einmal spät, nach 5 Uhr Nachmittags, etwa 0,3 g aß. Die Wirkung hielt im Schlaf an, ich wachte mehrmals auf, unangenehm betäubt wie unter Schmerzmitteln. Ich mag nicht mehr gern berauscht schlafen. Die angenehmste Wirkung erzielte der Hanf eingerührt in Rinderbrühe. Man schmeckte ihn nicht mehr, die Wirkung setzte langsamer ein und fühlte sich „weicher“ an, vom schweren Essen ummantelt. Sie dauerte von 15 bis 20 Uhr, nach Abklingen folgte ein sehr erholsamer, traumreicher Schlaf.
Essen fühlt sich irgendwie medizinisch an und ist auch für medizinischen Gebrauch hochinteressant. Man kann tagelange Depotwirkung erzielen. Aber für Freizeitgenuß dauern mir schon meine Kleinstportionen zu lange. Die Wirkung empfinde ich als extrem, grade weil sie subtil ist. Als härtere Droge gelten mir Substanzen, bei denen ich Einnahme und Rausch vergesse, wodurch Urteilskraft und Selbsteinschätzung sich unkontrollierbar verändern. LSD würde ich demnach nicht als hart, sondern als anstrengend bezeichnen. Schnaps oder Kokain – und Hanfspeisen – halte ich wegen ihrer unmerklichen Persönlichkeitsveränderungen für hart. Das kann und will ich nicht in den Alltag einbauen. Ein Hanffrühstück ist toll, wenn ein ganzer Tag mit sicher geplanter Freizeit ansteht, etwa eine Wanderung oder ein Musikfestival. Ich glaube nicht, daß die drogenpolitik ein Foodblog wird. Falls ich Hanfessen doch habitualisieren sollte, werde ich wahrscheinlich nicht mehr schreiben.

Informative Links für Haschischesser und Hanferhitzer:

Unter den Suchworten „Cannabis decarboxylieren“ oder „Cannabis aktivieren“ findet man auf Youtube viele Erhitzungsanleitungen, einige auf Deutsch, viele auf Englisch. Die Methoden variieren, ebenso Temperatur und Dauer, wie bei allen Rezepten ist da die exakte Chemie nicht so wichtig, es zählen eher einfache Umsetzbarkeit und ein gewisses Gefühl für die Materie.

Vaporizer kann man gut bei Verdampftnochmal in Berlin bestellen, in ihrem Blog beschreiben sie die Geräte sehr ausführlich. Natürlich bieten andere Händler Vaporizer zum gleichen Preis an. Ich mag den Laden, weil er in meiner Stadt ist und sich auf Vaporizer spezialisiert hat. Ich habe nie Geld oder Vergünstigungen bekommen. Allerdings hat Verdampftnochmal meinen Vaporizer-Artikel mal auf seiner Facebookseite verlinkt und mir so meinen klickstärksten Monat beschert. Grund genug für einen Hobbyblogger, sich mit kostenloser Werbung zu bedanken.