Wenn man sich traut, auch mal jenseits des Standards zwischen Quinoasmoothie und Drogeriehaul zu bloggen, hat man den Vorteil, dass man auch mal nach Meinungen zu nicht standardisierten Dingen gefragt wird. Zauberkapseln und Hexensalbe zum Beispiel. Unschuldig kamen die kleinen Kapseln daher, weniger unschuldig die Salbe, die mir schon beim Öffnen des Deckels mit einem Duftgemisch die Sinne vernebelte, das mich einerseits stark an meinen Lieblingskokosschokoriegel und andererseits an das erinnerte, was ich in einem kleinen Döschen im Todesschrank meiner Einbauküche gleich neben dem Doppeldildo aufbewahre und am liebsten in exklusiver Gesellschaft meiner Lieblingsmenschen zum Freitagabend inhaliere. In den Kapseln befand sich das gleiche vielversprechend duftende Gemisch. Nur eben für die innere Anwendung. Einem Testbericht aus den Tasten des Herrn Wunder entnahm ich, dass diese kleinen feinen Dingerchen einen ganzen Tag gute Laune versprechen.
Die Dosis machts – oder auch nicht
Ich gebe zu, ich gehöre zu den vorsichtigen Menschlein in solchen Dingen. Nicht aus einem Misstrauen heraus, aber etwas, dessen Wirkung ich nicht abschätzen kann, teste ich lieber in geschützter Umgebung. Das könnte an meinem Lehrerberuf liegen. Zumindest sekundär. Denn der ernährt mich nun mal und das nicht allzu schlecht. Und auch wenn die Aussicht auf einen ganzen Tag guter Laune gerade im Hinblick auf einen bevorstehenden Wandertag mit Kevin und Chantal aus Absurdistan oder gar einem Elternabend oder Ausflug mit dem Kollegen äußerst vielversprechend anmutet, entschied ich mich gegen ein Selbstexperiment im beruflichen Setting. Und wenn an den Nachmittagen der Sommerferien einskommazwei Millionen fremde Kinder den Garten der Müllermansion überrennen und ins Poolwasser schwitzen, wäre ne ganze Hand voll solcher Kapseln vermutlich das Mittel der Wahl. Allerdings erinnere ich mich gerne an das letzte Verschmelzen meines Körpers samt Geist mit den Polstern meines Terrassensofas nach Vaporisator-Gebrauch. In diesem Zustand ein fremdes Kloppskind aus den Federn eines Trampolins befreien, erscheint mir selbst mit einigem Abstand als unlösbare Aufgabe.
Frieden in der Kapsel
Nun besuchte ich kürzlich mit meinen Lieblingsmenschen und Geschlechtspartnern, wie Sarah es liebevoll nennt, den Leipziger CSD und verbrachte den anschließenden Sonntag entspannt im Kanal- und Seendurchwirkten Umland. Ich muss sagen, ich habe die Wirkungen der kleinen Freudenbringer überschätzt. Sicherlich bewirkten beide Tage schon auf ganz natürliche Weise bei uns allen vieren gute Laune und ein äußerst entspanntes Gefühl, wie viel davon jedoch auf die Einnahme der Kapseln bzw auf den urlaubsartigen Gesamtzustand ohne Kinder zurückzuführen war, lässt sich nicht sagen. Einzigen Ansatzpunkt bietet die Tatsache, dass Sarahs Aggressionspotential deutlich herabgesetzt erschien. Anders kann ich mir das Überleben des scheinbar stark alkoholisierten jungen Mannes, der ihr in der Fußgängerzone versehentlich Schnaps in die Sandale geschüttet hat, nicht erklären. Und auch ihr, wenn auch bemüht, deeskalierendes Verhalten gegenüber einem frechen Barkeeper, der uns als Heterofrauen augenscheinlich in einer Traube schwuler Männer mit Getränkewünschen an seinem Tresen einfach ignorierte, erscheint mir auffällig.
Es geht zu Sache
Deutlich mehr überzeugte das kokosfettige Geschmiere im unschuldigen Apothekendöschen. Allein der Duft hat auf mich aphrodisierende Wirkung. Irgendwie wie ein geiles Grasbounty. Doppelter Genuss im Töpfchen. Doppelt ist da irgendwie auch gleich das Stichwort. Jedenfalls prädestinieren Duft, Geschmack, Konsistenz und die sowohl hautpflegende als auch entspannende Wirkung das Zeug als hervorragendes Gleitmittel. Aufpassen sollte man nur, dass das beste Stück nicht allzu viel davon abbekommt (was gar nicht so einfach ist, wie man sich vorstellen kann, wenn man einmal im Gras-Bounty-Rausch ist und Lippen, Hände und Muschis riechen und schmecken wie nach einer jamaikanischen Ayurvedabehandlung). Sonst – Obacht – ist bei den Herren der Schöpfung für ein Weilchen die Entspannung ein wenig zu „entspannt“. Ob neben unseren Geschlechtsteilen auch die Hirne nennenswert berauscht waren, lässt sich ebenfalls objektiv noch nicht beurteilen. Die Tatsache allerdings, dass ich nach einem Mann-Frau-Mann-Dreier, den Sarah sich aus Sicht eines Pornoregisseurs von einem Stuhl vor dem Bett aus anschaute, irgendwie an Spanferkel denken musste (ihr wisst schon, hinten und vorne aufgespießt, dreht es sich so lustig um die eigene Achse… das mit dem Drehen haben wir allerdings nicht versucht) und wir im Anschluss nur aus Durst (und weil kein Leitungswasser im Haus war) binnen zehn Minuten zu viert eine Flasche Apfelkorn leerten, lässt darauf schließen. Die Testreihe ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Nächstes Mal hab ich die Regie und nehm Sarah vorher die Poppers weg.
Anm. d. Red.: Es ist uns gelungen, für einen themenübergreifenden Testbericht die atemberaubende Frau Müller zu gewinnen. Die Suche nach dem passenden Adjektiv hat jetzt aber ein wenig gedauert. Denn normalerweise ist ja in Mediensprech „bezaubernd“ die gängige Bezeichnung, wenn es um nette, guttaussehende Frauen geht, die das geschätzte Publikum an ihrer Sexualität teilhaben lassen. Bezaubernd sind aber in der Regel eher niedliche Backfischlein mit hübschen Rehaugen und anderen Attributen. Hier schreibt aber eine erfahrene, selbstbewusste Frau von ihren Erlebnissen mit ihren Vertrauten beim gemeinsamen, heiteren Spiel mit einem als Gleitgel angewandten Kräuterextrakt. Der Artikel ist eine leicht eingekürzte und veränderte Version des Originals, welches zuerst hier auf Cannabis-Rausch.de erschien. Die Änderungen wurden ziemlich willkürlich von der Redaktion der drogenpolitik vorgenommen. Und zwar nicht, weil irgendetwas an der Sprache auszusetzen wäre, sondern weil Google uns Blogger hasst, wenn wir wortwörtlich voneinander abschreiben. Vor allem, wenn es dabei um Artikel von und mit und über Lehrer geht. Deshalb sauge ich mir auch so eine verquaste Anmerkung aus den Fingern.
Die Verwendeten Präparate wurden nach dem Rezept von Do-Ya-Own hergestellt, von dem wir mal ein Paket geschenkt gekriegt haben. Die Drogenpolitik hat es überzeugt, Frau Müller scheint auch recht angetan.