Brewbaker – Mein Lieblingsnachbar ist ne Brauerei

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Glück ist, wenn man an heißem Augusttag für eine Reportage eine Brauerei besichtigen muss.

Kürzlich besuchte ich die Brauerei Brewbaker. Diese liegt nur ein paar Straßen von meiner Wohnung entfernt in der Sickingenstraße in Moabit. Nach dem ich nun etliche Jahre deren Biere besonders gern trinke, habe ich nämlich endlich herausgefunden, dass sie direkt in der Brauerei ihr Bier verkaufen und auch Führungen anbieten. Ich las und tat und muss deshalb gleich zu Anfang eine Richtigstellung veröffentlichen über alles, was ich bisher zu Brewbaker-Bier schrieb:

Denn frisch aus dem Kühlraum der Brauerei schmeckt das alles mindestens doppelt so gut wie aus dem Laden und dann bei mir zu Hause schlecht gelagert. Alles was ich bisher über das Bier gesagt habe, war also falsch und quasi gelogen. Das frische Bier bringt mich dann dazu, es so schnell wegzutrinken, dass ich gar keine Zeit habe, irgendwelche Geschmäcker zu unterscheiden. Und eigentlich will ich sofort noch eins trinken und gar nichts darüber schreiben. Außerdem hat das der liebe Bloggerkollege schlimmerdurst neulich viel, viel besser gemacht. Wer also eine vernünftige gustatorische Rezension lesen will, schau sich diesen schönen – übrigens von mir initiierten Bericht über drei Brewbaker-Biere an.

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Michael Schwab engagiert sich für gutes Bier

Der Braumeister, Chef und Gründer, Michael Schwab machte die Brauereiführung. Groß zu führen gibt es allerdings nichts. Der Betrieb liegt in einer kleinen Lagerhalle, das Gebäude teilt er sich passend mit einem Getränkehandel. In der einen Hälfte stehen sechs oder sieben Edelstahlkessel, viel Platz nimmt das Flaschenlager ein. Und wenn grad kein Brautag ist, steht das Bier halt in einem der Kessel herum und möchte dabei gerne in Ruhe gelassen werden. Natürlich gibt es unangenehme Alltagsdinge zu erledigen. Zum Beispiel Kessel reinigen oder verschlissene Kleinteile austauschen. Solche Details wurden mir zum Glück erspart, stattdessen setzte sich der Chef bei einem lecker Bierchen an den Tisch vor der Bürobox und erzählte aus dem Brauer-Nähkästchen. Dabei präsentiert er sich freundlich und zurückhaltend, extrem selbstkritisch, was seine Arbeit betrifft und sehr engagiert wenn es um korrekte Etikettierung und Herkunftsbezeichnungen von Bier geht. Damit ist er natürlich der personifizierte Marketing-Albtraum, der tatsächlich die Überzeugung lebt, nur mit guten Produkten allein am Markt zu bestehen. Wenn Schwab dann noch sagt, dass er absolut nicht der Typ dafür ist, mit Banken über Investitionskredite zu verhandeln, mach ich mir langsam Sorgen um meinen Biernachschub. Aber um genau das Bier zu machen, das seinen eigenen Ansprüchen genügt, hat er die Anstrengungen auf sich genommen, einen eigenen Betrieb zu gründen und zu führen. Und das läuft nun seit 12 Jahren und ist von der Wirtshausbrauerei zum sechs Mann starken Unternehmen gewachsen.

Mit seinen englischen Ales liegt Brewbaker voll im Trend, dabei hat er überhaupt keine Lust auf irgendwelchen Craftbeer-Hype. Andererseits ist er für experimentelles Brauen extrem aufgeschlossen, er sprudelt über vor Ideen für neue Rezepte. Da hilft er auch gerne, er möchte am liebsten sofort alles stehen und liegen lassen und begeisterten Laien helfen, in der Garage ihre Heimbrauanlage einzurichten. Oder er vermietet seine Kessel und steht dann zahlenden Braugästen mit Rat und Tat zu Seite. Ein wenig enttäuscht es ihn nur, wenn so ein Zögling direkt mit dem ersten Sud zu Festivals und Szeneläden fährt und mit buntem Etikett und großer Kampagne unausgereifte Produkte vermarktet. Man glaubt Schwab, dass er niemandem geschäftliche Erfolge neidet. Jeder kann und soll gutes Bier herstellen, sein Herz schlägt für die kreativen Heimbrauer. Als Profi aber – und das ist der studierte Brautechniker – erwartet er von Mitbewerbern, dass sie ihre hochwertigen Produkte in gleichbleibender Qualität und in ausreichender Menge produzieren können. Wenn das nicht klappt, ist der Perfektionist nicht zufrieden. Nicht mit anderer Leute Bieren und nicht mit seinen eigenen. So blickt er fast wehmütig eine Flasche aus meinem Einkauf an und sinniert über einen unerwünschten Oxidationston, den dieser Sud leider abgekriegt hatte, Schuld war ein Luftblase , welche sich aus Unachtsamkeit in den Prozess geschlichen hatte. Das näher zu beschreiben, übersteigt allerdings meine Fähigkeiten, denn mir hat das betreffende „Berliner Art“ zu Hause dann mal wieder ganz hervorragend geschmeckt.

Dringende Empfehlung der Redaktion: Wer in Moabit unter der Woche tagsüber Lust auf bestes Bier hat, soll unbedingt bei Brewbaker vorbeischauen. Ansonsten stehen auf der Website Adressen, wo man Brewbaker kaufen und trinken kann.

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Eine Brauerei besteht eigentlich nur aus Kochtöpfen. Die sind halt aber ziemlich groß, haben mehr Fläche zum Saubermachen und viele Kleinteile oben und unten und vorne und hinten sowieso. 

Hängenbleiben auf LSD

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Im folgenden ein stark gekürzter Auszug aus:
LSD-Trip in die Ewigkeit – Gedanken eines Hängengebliebenen von Crys Talix.
Das ganze Buch kann erworben werden bei
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und bei iBooks (Apple)
(das sind keine Affiliate-Links, die drogenpolitik verdient nichts an Euren Käufen und es ist uns egal, ob Ihr über unsere Links kauft oder selber danach googelt)

Damals legte ich in meinem Kopf den Grundstein für ein Leben am Rande des Wahnsinns

Man kann wohl nicht einfach in der Jugend unendlich viele psychedelische Reisen unternehmen und später dann ein normales Leben führen. Das funktioniert gut, wenn man in Maßen konsumiert und achtsam mit sich ist. Dieses ganze Leben ging erstaunlich lange gut. Aber klar, ich war jung und da kann man schon einiges aushalten. Nach so vielen Monaten des Exzesses kommt aber irgendwie auch die Erkenntnis, dass man genug davon hat, dass die Nerven überbelastet sind. Ich hatte unzählige Male Pilze, Ecstasy und LSD genommen, die Nächte durchgemacht, ständig dazu gekifft. Und ich war immer eine treibende Kraft, habe die anderen Freunde dazu animiert, auch was zu nehmen und auf das Normalsein zu pfeifen. Ich habe beeindruckende Sachen erlebt und mich in komplett anderen Sphären aufgehalten. Ich habe immer weiter versucht, mich in das Universum hineinzudenken und mir auf Pilzen stundenlang den Kopf zerbrochen, wie das Leben denn nun funktioniert. Ich habe täglich mehr als 25 Köpfe (Portionen) Haschisch geraucht und dazu noch Zigaretten und habe kaum noch gegessen – und wenn, dann nur ungesundes Zeug. Ich habe nachts aus dem Fenster gewinkt, da ich vermutete, dort sei die Polizei und beobachtet mich. Oft war ich auf Partys, die mehrere Tage gingen, und während man feierte, wurde es plötzlich dunkel. Das bemerkte man zwar, jedoch war einem gar nicht klar, welcher Tag nun war, wie lange man schon auf der Party war oder das wie vielte Mal es jetzt dunkel wurde. Es wurde dunkel, das war klar, aber man konnte es nicht zuordnen. Und irgendwann wurde es wieder hell – das war sinnbildlich dafür, wie sehr ich aus dem normalen Rhythmus des Lebens ausgestiegen war. Ich hatte den Kompass verloren, die Richtung war nicht mehr klar. So wie ich auf den Partys nicht kapierte, warum es jetzt dunkel wurde und welcher Tag nun gerade anbricht oder endet, so konnte ich in meinem Kopf nicht mehr deuten, was ich eigentlich fühlte. Von außen kamen die besorgten Mitmenschen, aus meinem Blut kamen die künstlichen Glücksgefühle in mein Gehirn und mein Denken hatte ich über die Jahre so stark in eine psychedelische Richtung gelenkt, dass der Crash kommen musste. Und er kam – mit voller Wucht.
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Therapie?

Ein Schock für mich, aber es war der einzige Weg, mein psychedelisches Leben wieder in die Gesellschaft einzufügen. Am nächsten Morgen, bereits um 9 Uhr begab ich mich in die Sprechstunde zu meinem Hausarzt: „Sie schaffen dass, ich bin mir da ganz sicher bei Ihnen!“, sagte er. Der Arzt leitete die nötigen Schritte ein, um für mich einen Therapieplatz zu bekommen.
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Ich fiel in eine Art LSD-Halbschlaf und merkte, wie sich der Trip fest in meine Denkweise einbrannte. Ich hatte keine Schmerzen oder dergleichen, aber ich spürte, dass etwas nicht normal ablief, wie ich es in den unzähligen anderen Trips erlebt hatte. Alle meine Freundschaften, meine gehobene Position, all das sollte ich hinter mir lassen und einen Neustart machen. Ich war ehrlich gesagt überfordert mit der Situation. Und dann war da aber noch das Glücksgefühl, das zwar durch das Kiffen unterdrückt wurde, aber ich spürte, dass irgendwas in meinem Gehirn vor sich ging, etwas Mächtiges wollte nach oben. Dass es der Trip war, der mit aller Kraft und voller Wucht dauerhaftmein zukünftiges Leben bestimmen würde, konnte ich damals nicht ahnen.
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Ich fühlte mich zu gut, viel zu gut

Langsam verlor ich den Bezug zur Realität. Ich war mir sicher, dass alle Ärzte und Leiter der Klinik auf Kokain waren. In diesen Tagen war ein Fest direkt vor der Klinik und eine Band spielte den Song „Cocaine“ von Eric Clapton . Mir wurde klar, dass wir hier in Frankfurt waren und dies ein Drogenzentrum war. Ich dachte, dass die ganze Situation in der Klinik und überhaupt auf der Welt für mich gemacht wäre. Alle Leute, die ich dort traf, waren nur wegen mir hier. Viele, verschiedene Leute, die alle nur  hier waren, um mich auszubilden zu einem Superheiler. Ich war mir sicher, dass ich bald von der Klinikleitung aufgenommen würde, um als Psychologe in der Klinik zu arbeiten. Ich würde dann natürlich eingeweiht werden in den Kreis der Klinikleitung und dürfte auch täglich auf Kokain arbeiten, wie alle anderen Therapeuten. Eine Mitpatientin hielt ich für meine zukünftige Ehefrau. Ich lief voller Euphorie durch die Klinik, habe durch lange Gespräche mit anderen Patienten immer gedacht, ich könnte andere Leute heilen.
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Ich kann aus heutiger Sicht diese psychosenahen Gedanken noch nachfühlen, es ist aber fast unmöglich, sie einem normal denkenden Menschen zu vermitteln. Ich bin mir aber immer noch sicher, dass ich in diesen Momenten einen kleinen Einblick in göttliche Sphären bekommen habe.
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Ich hatte einige Besprechungen mit verschiedenen Ärzten und wurde ständig ermutigt, meinen Drogenkonsum zuzugeben, dabei hatte ich nichts genommen. Mir wurde später klar, dass der letzte Trip, den ich genommen hatte, hier wieder mit voller Wucht zurück in mein Bewusstsein kam. Ich hatte ja bereits sofort am Tag nach dem Trip dieses Glücksgefühl, das immer stärker wurde. Heute weiß ich, dass ich auf diesem Trip hängengeblieben bin, der mein Abschied aus dem Drogenleben hätte sein sollen. Es waren zu diesem Zeitpunkt etwa fünf Wochen vergangen, seit ich den Trip genommen hatte.
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„Die Interaktion zum jungen, stets freundlichen, jedoch eher passiv und meist wenig emotional berührt erscheinenden Patienten war insbesondere geprägt durch das Auftreten unerwarteter und bizarrer Geschehnisse im Behandlungsverlauf, die bis zuletzt auch für uns nicht klar einzuordnen waren.“ „Innerhalb von zwei Wochen schien sein Stimmungszustand nicht mehr nur subeuphorisch, sondern ins präpsychotische gehend. Innere Anspannung sowie einer Art Wahnstimmung mit Ich-Störungen (dass etwas vorgehe um ihn; er sich verändert fühle), bizarre Denkinhalte und ansatzweise Größenideen (dass sich nun alles füge, er Klarheit über alles habe, auch wisse, was in anderen Mitpatienten vorgehe, und er das gelungene Experiment seiner Eltern darstelle).Daraufhin erfolgte ein erstes psychiatrisches Konsilium beim Leitenden Arzt und eine Medikation wurde verabreicht. Nachdem es bereits am Folgetag zu einer deutlichen Stabilisierung und Distanzierung des Patienten vom psychotischen Erleben gekommen war, entstand unsererseits der Verdacht auf Substanzkonsum, obwohl sämtliche Screenings negativ waren.“ „Nach dem vom Patienten gewünschten Absetzen der bislang verabreichten Medikation kam es zur Stimmungsverschlechterung, wobei er panikartige Zustände beschrieb, insbesondere die Befürchtung‚ psychotisch‘ zu werden. Er schilderte ständig neue Befürchtungen: auf Drogen hängengeblieben zu sein; einen Hirnschaden zu haben; seine Hirnstrukturen durch LSD verätzt zu haben. Damit einhergehend beklagte er weitere Antriebs- und Hoffnungslosigkeit bis hin zu Suizidgedanken, da eh alles zu spät sei; er nicht mehr lebensfähig sei. Interpersoneller Kontakt und Realitätsbezug waren jedoch stets gut herstellbar und er zeigte sich absprachefähig.“
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Von einer psychedelischen Lebensweise oder Einblicken in das Leben, die man durch Halluzinogene bekommen kann, wusste in der Klinik natürlich niemand etwas. Keiner konnte nachvollziehen, welche tiefen spirituellen Einblicke ich in das Leben und seine Vorgänge bekommen habe. Die Ärzte konnten nichts von dem nachempfinden. Sie nannten das „narzisstisch gefärbte inhaltliche Denkstörungen“, ich nannte es „tiefe Einblicke in das Universum“. Wer hatte Recht?
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Ich war nun 21 Jahre alt, lebte vorübergehend bei meiner Mutter und versuchte irgendwie klarzukommen

Ich schaute viel fern, ging spazieren, wirklich depressiv war ich nicht mehr. Der Trip war noch da, aber er beruhigte sich, ich beruhigte mich auch. Ich habe dann aber ein ganzes Jahr abwarten müssen, bis ich mich wieder einigermaßen normal fühlte.
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Meine Mutter machte Druck, mir eine Arbeitsstelle zu suchen. Ich schrieb einige Bewerbungen und fand einen Job direkt vor meiner Haustür. In diesem Dorf kannte jeder jeden und so wurde ich in einer kleinen Metallfabrik als Hilfsarbeiter eingestellt. 4,5 Stunden arbeitete ich jeden Morgen, obwohl ich immer noch total auf dem LSD-Trip war. Ich hatte Probleme, den Erklärungen meines Meisters zu folgen, musste Dinge oft zweimal nachfragen und es fiel mir auch nicht leicht, mit den anderen Arbeitern der Fabrik Kontakt aufzunehmen.
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Ein Meister, der schon älter war und mit seinem Bruder die Firma leitete, kam zu Beginn zu meinem Arbeitsplatz und fragte, was ich so genommen hätte. Ich meinte, dass ich viel gekifft und ab und zu Ecstasy und Kokain und Ähnliches genommen habe. Er schaute mich entgeistert an und meinte: „Häsch du gschprizet?“ (Hast dugespritzt?), und machte eine Bewegung mit der Hand, als ob er sich eine Spritze in den Arm stechen würde. Ich sagte:„Nein, nein, das nicht.“, und er rief: „Ah okay, häsch nu kifft oder?“. Ich sagte: „Ja“.
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Auf Verlangen meiner Mutter besuchte ich eine Ärztin, die meinte, sie würde mir ansehen und anmerken, noch psychotisch zu sein, und das Zyprexa auf 20 mg erhöhte. Nach einigen Wochen sagte sie mir, sie wolle mich auf ein neues Medikament einstellen, das aktivierend wirken und trotzdem meine psychotischen Anteile unter Kontrolle halten würde: Abilify.
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„Mit diesem Medikament kann ich mein Leben wieder in den Griff bekommen.“

dachte ich. Nach genau zweieinhalb Wochen war ich abends in einem Biergarten mit einer Freundin verabredet. Ich saß in meinem Zimmer am Computer, als plötzlich in meinem Kopf ein Schalter umgelegt wurde, der den ganzen Trip und alle Ängste, Verzweiflung, Paranoia von der einen auf die andere Sekunde explodieren ließ! Ich lief durch das Haus meiner Mutter und konnte nicht fassen, wie drauf ich plötzlich war. Ich nahm eine Beruhigungspille, die jedoch nichts half.
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Nach vier endlos erscheinenden Monaten des Wartens wurde ich 2009 in eine Klinik in der Nähe von Karlsruhe aufgenommen. Ich verbrachte wieder vier Monate in der Klinik, wo es mir von Tag zu Tag besser ging. Was nun aber anstand, war eine genaue Diagnose meiner Erkrankung. Die Oberärztin war sich sicher, dass ich an einer Schizophrenie litt. Die Psychologin sah dafür keine Anzeichen. Allgemein wurde mir gesagt, dass ich wie ein ganz normaler junger Mann wirke, aber ich natürlich schon große Probleme hätte. Ab dem Moment, als ich von dem Höhenflug runtergekommen war, waren mein Intellekt und mein Wesen bzw. ein bestimmter Teil von mir von allem unberührt, ich wirkte immer noch wie ein ganz normaler junger Mann. Auf den ersten Blick.
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Ich bekam die Diagnose „undifferenzierte Schizophrenie“ und „soziale Phobie“. Diesen zweiten Klinikbericht habe ich am Ende des Buchs komplett veröffentlicht. Die Ärzte schreiben in diesem Bericht nur wenig über LSD oder das Hängenbleiben, da sie sich damit nicht auskennen und alles nur durch ihnen bekannte Störungen und Symptome erklären wollen und die Diagnose ja auch anhand ihrer Bücher stellen müssen.
Ich litt in dieser Zeit noch unter starken Reizüberflutungszuständen und es ging wirklich nur sehr langsam aufwärts, aber ich hab mich Schritt für Schritt wieder ins Leben zurückgekämpft. Ich habe in monatelanger Abdosierug fast alle Medikamente abgesetzt und dadurch ging es mir auch besser. Was ich ganz wichtig finde: Wer eine Konsumzeit hinter sich hat und eventuell mit leichten oder auch schwereren Folgen zu kämpfen hat, der darf niemals den Fehler machen und die Konsumzeit verfluchen oder das Feiern als Fehler seines Lebens bezeichnen. Denn dadurch lehnt man etwas ab, was Teil des eigenen Daseins geworden ist und kommt so in einen Konflikt mit sich selbst. Der Trip ist zu meinem Freund geworden, ich habe mich mit ihm versöhnt, habe mich mit ihm verbündet. Was anderes blieb mir gar nicht übrig. Es hat aber Jahre gedauert, bis ich das erkannt habe.

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Alle Bilder in diesem Artikel sind Fotografien der Werke von Tobias Keller, Acryl auf Leinwand. Die Originale sind vom Künstler zu erwerben, Kontakt über seine Facebookseite. Tobias Keller hat sonst nichts mit der Geschichte von Crys Talix zu tun, die Zusammenstellung der Bilder erfolgte durch die Redaktion von meinedrogenpolitik.

Anmerkungen der Redaktion: Mehr als nur ein paar Wochen liegt dieser Text in meiner elektrischen Schublade. Ich habe ihn nach dem ersten Lesen lange nicht mehr angesehen, aber immer wieder darüber nachgedacht.
Die Form ist ungewöhnlich, der Autor nennt es Buch, ich würde es jetzt nicht als Buch bezeichnen. Das meine ich aber auf keinen Fall abwertend, es liegt nicht an der Qualität des Textes. Der liest sich sehr flüssig und interessant, da gibt es nichts Auszusetzen. Ich empfinde es irgendwie als Rohtext, ein Art Ereignisprotokoll, die selbstgeschriebene Krankengeschichte eines jungen Mannes, der sich einen ordentlichen psychischen Schaden zugezogen hat durch zwei Jahre intensiven Gebrauch psychedelischer Drogen. Wie diese Krankheit genau heißt, ist unklar. Crys Talix hat keine übereinstimmende Diagnose bekommen. Er selbst kann das Problem ziemlich genau definieren, er hat einfach zehn Jahre auf seinem letzten LSD-Trip verbracht. Crys Talix ist also hängengeblieben, wie man zu sagen pflegt. Dies Unklarheit, das Nichtpassen in die gängigen Diagnoseschemen, ist eines der Themen des Textes.
Es klingt wie eine Leidensgeschichte, das ist sie auch, aber die Faszination schwingt mit. Crys Talix ist immer noch „drauf“ bereut nicht, genießt nicht, sondern lebt damit. Der ungefilterte Gedankenfluss ist ihm Selbstverständlich, er musste lernen, diesen Zustand zu akzeptieren, wie wir das Wetter hinnehmen, manchmal freudig, manchmal frustriert.

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(das sind keine Affiliate-Links, die drogenpolitik verdient nichts an Euren Käufen und es ist uns egal, ob Ihr über unsere Links kauft oder selber danach googelt)