Arabier – eine edler Vogel aus Flandern

ara-im-glasDas Ara Bier bekam ich von Tom, ich berichtete schon, daß die Drogenpolitik einmal mit proBierchen richtiges Bier austauschte. Das Realweltpäckchen enthielt auch diese höchst interessante, belgische Spezialität. Da seit dem auch schon wieder einige Monate ins Land gegangen sind und die Biere immer noch ungeöffnet in meinem Schrank herumstanden, bekam ich langsam ein schlechtes Gewissen. Also öffnete ich eines schönen Abends dann die Flasche mit dem Papagei. Beim Eingießen bildete sich, höchst auffällig, eine enorme Menge Schaum, der einem aber nicht schon aus der Flasche entgegensprudelt, wie das bei manchen belgischen Bieren der Fall ist, sondern als sauberer Zylinder erst im Glas wächst. Die Schaumbildung weist auf starke Aktivität in der Flasche hin und schon bekam ich wieder ein schlechtes Gewissen: Hätte ich die Flasche nicht lieber noch länger nachgären lassen sollen? Es hätte laut Etikett noch mindestens bis Mai liegen können, denn bei den Belgiern ist das MHD mitunter ja eher der Zeitpunkt, ab welchem eine vernünftige Nachreifung beginnt. Aber letztlich sind die Biere ja zum Trinken da. Ich vermute hinter dem Schaumeffekt das refermentierte Bier, das auf dem Etikett als Inhaltstoff ausgewiesen ist. Nach dem sich im Glas die trinkbare Flüssigkeit nun konsolidiert hatte, wollte ich schon wissen, wie es schmeckt. Denn riechen tat es kaum. Beim ersten Schluck breitet sich ein durchaus voller Körper aus, beim zweiten Schluck kommt etwas schärflicher Alkohol durch. Dann herrscht nur noch Bitterkeit, wie von einem sehr trockenen Sekt. Der bunte Vogel auf dem Etikett täuscht, denn er ließ schon an exotische Früchte denken. Das Bier aber ist durchgehend pulvrig herb, wie ein indisches Curry mit viel Kurkuma, aber ohne alle blumigen Aromen. Im flämischen Wikipedia-Artikel steht, die Bitterkeit kommt von der Trockenhopfung. Wenn ich die verwandte, germanische Sprache richtig entziffere, hätte ich mir um die Lagerung keine Sorgen machen müssen, da Arabier nicht nachreift. Auch die Geschichte des Papageienvogels scheint da kurz erklärt, die erschließt sich mir aber mangels Flämischkenntnissen nun aber nicht.

Wenn das Getränk im Glas ein wenig wärmer wird, zeigt sich ein wohlgeformter Körper in einem eleganten, spröden Gewand ohne alle Schnörkel. Ein staubtrockenes, helles Bier, ich vermute, für den herben Geschmack ist auch die Gerste als einziges Getreide verantwortlich, das nicht, wie bei einem Tripel, von Weizen abgerundet wurde. Den beigefügten Zucker setzten wohl die emsigen Hefen komplett um, die mussten ja schließlich die 8 % Alkohol produzieren. Aber anders als manch süffige, dunkle Starkbiere, die zum Schnelltrinken verführen, ist der Ara nicht so ein euphorisches Rauschmittel, sondern eher ein edler, belgischer  Getreidewein, von dem auch nur ein kleines Fläschchen als genußvolle Begleitung für ein deftiges Essen reichen kann.

4 Gedanken zu “Arabier – eine edler Vogel aus Flandern

    • Da könntest Du sogar Recht haben. Im erwähnten Wikipedia-Artikel steht was von doppelter Bedeutung des Wortspiels. Im Detail reicht halt mein Niederländisch nicht, aber es könnte tatsächlich damit zu tun haben, daß es, erstens, in Flandern keine Aras gibt und zweitens, Araber in der Regel nicht so viel Alkohol trinken. Ich weiß es aber nicht. Den Artikel gibt es auch auf Französisch. Aber das kann ich weniger als Niederländisch.

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